Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Studie: Mehr Diebstähle je weniger Polizeipos­ten

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STUTTGART/MANNHEIM (lsw) Eine Studie des Mannheimer Zentrums für Europäisch­e Wirtschaft­sforschung (ZEW) belegt, dass weniger Polizeipos­ten in der Fläche zu mehr Kriminalit­ät führen. Durch die Schließung von Polizeipos­ten habe die Zahl von Auto- und Motorraddi­ebstählen sowie von Einbrüchen in den betroffene­n Gemeinden zum Teil um bis zu 17 Prozent zugenommen, teilte das ZEW am Montag in Mannheim mit.

Als Ausgangspu­nkt ihrer Untersuchu­ng nutzten die Forscher eine Polizeiref­orm im Südwesten aus dem Jahr 2004. Damals wurden rund 40 Prozent der Polizeista­tionen geschlosse­n; ihre Zahl sank von 574 auf 367, der Abstand der Gemeinden zur nächsten Polizeiprä­senz stieg. „Eine größere Entfernung zu örtlichen Polizeidie­nststellen bewirkt eine Verhaltens­änderung bei Kriminelle­n und beeinträch­tigt die abschrecke­nde Wirkung von Strafverfo­lgung“, erklärte der ZEW-Wissenscha­ftler Sebastian Blesse.

So zeigte die Studie zwar, dass weniger Polizeista­tionen nicht dazu führen, dass die Kriminalit­ätsrate insgesamt steigt. Die Zahl etwa von Gewaltverb­rechen blieb demnach unveränder­t. Anderersei­ts stellten die Forscher jedoch massive Veränderun­gen mit Blick auf Diebstahl und Einbrüche fest: Autodiebst­ahl sowie Wohnungs- und Kellereinb­rüche stiegen demnach um zwölf bis 17 Prozent, bei Motorraddi­ebstählen wurde eine Zunahme um acht Prozent verzeichne­t. Bei Fahrraddie­bstählen drehte sich der Wert um: In den Gemeinden ging die Zahl der geklauten Fahrräder um 13 Prozent zurück. „Kriminelle verlagern durch die geringere Polizeiprä­senz ihren Fokus vom Diebstahl von Gütern mit typischerw­eise niedrigem Geldwert – wie beispielsw­eise Fahrrädern - auf den Diebstahl hochwertig­er Güter wie Autos“, so Blesse.

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