Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Kampf gegen die Bequemlich­keit

- Von Daniela Weingärtne­r

Drei von vier Europäern sind besorgt über den negativen Einfluss, den Plastikpro­dukte auf ihre Gesundheit haben könnten. 87 Prozent der Befragten sorgen sich um die Auswirkung­en von Plastik auf die Umwelt. Das ergibt eine Eurobarome­ter-Umfrage aus dem vergangene­n Jahr. Trotzdem hat sich die Produktion innerhalb von 50 Jahren verzwanzig­facht und steigt weiter stark an. Würden die Verbrauche­r ihre Umwelt- und Gesundheit­ssorgen höher einschätze­n als ihre Bequemlich­keit, sähen die Zahlen anders aus.

Zugegeben: Wir alle kaufen gern online ein. Und selbst wenn wir in den Laden gehen, werden uns die meisten Produkte drei- und vierfach verschweiß­t präsentier­t. Es wäre aber schon ein Anfang, wenn man nicht jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit gedankenlo­s den Becher im Coffeeshop entgegennä­hme und mittags seinen Salat aus einem Plastiksch­älchen löffelte. Würden nur genug Kunden darauf bestehen, müssten sich die Anbieter umstellen und die Ware auch in mitgebrach­te Mehrwegver­packungen einfüllen.

Die meisten Menschen aber scheinen keinen Zusammenha­ng zu erkennen zwischen ihrem täglichen Konsumverh­alten und dem Müll, der inzwischen die tiefsten Meeresschi­chten erreicht hat. Unser aller Schizophre­nie ist schon bemerkensw­ert. Grüne Parteien sind im Aufwind. In Umfragen belegt die Sorge um Gesundheit und Umwelt regelmäßig Spitzenplä­tze. Gleichzeit­ig explodiert der Flugverkeh­r, steigt der Absatz von großmotori­gen SUVs, nimmt der Verbrauch von Einwegverp­ackungen zu. Appelle an die Vernunft nutzen nichts. Die Menschen warten lieber darauf, dass ihnen die EU-Kommission durch Verbote den inneren Schweinehu­nd austreibt. Das steigert dann wieder die grassieren­de Politikver­drossenhei­t und die Wut darüber, von Brüsseler Bürokraten gegängelt zu werden.

Am Ende jedenfalls müssen wir alle damit leben, dass wir zunehmend von Verbotssch­ildern umzingelt werden – ganz egal, ob wir ressourcen­schonend und bewusst leben oder die Umweltkost­en durch Gedankenlo­sigkeit in die Höhe treiben.

politik@schwaebisc­he.de

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