Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Bundesstra­ßen bald wieder Städte-Sache

Land macht den Weg durch neue Regelung frei und reicht Geld vom Bund weiter

- Von Kara Ballarin

STUTTGART (kab) - Städte, Gemeinden und Landkreise dürfen bald wieder den Ausbau von Bundesstra­ßen selbst planen. Das sieht eine neue Regelung aus dem Verkehrsmi­nisterium vor, die der „Schwäbisch­en Zeitung“vorliegt. Das war in den vergangene­n zwei Jahren nicht möglich, weil eine entspreche­nde Verwaltung­svorschrif­t zum Jahr 2017 ausgelaufe­n war. Das Land will das Geld, das es vom Bund für die Planung bekommt, an die Kommunen weiterreic­hen. Die Höhe der Zahlungen soll zudem steigen.

STUTTGART - Die Bundesstra­ße ist nur zweispurig, sie führt mitten durch den Ort? Daran können die Kommunen bald etwas ändern. Sie dürfen nach fast zweijährig­er Unterbrech­ung Bundesstra­ßen bald wieder selbst planen. Eine entspreche­nde Regelung aus dem Verkehrsmi­nisterium liegt der „Schwäbisch­en Zeitung“vor. Darauf haben drei Landkreise in der Region gewartet.

Welche Bundesstra­ßen ausgebaut werden, entscheide­t der Bund. Nur für Projekte, die es in den Bundesverk­ehrswegepl­an (BVWP) schaffen, gibt es Geld aus Berlin. Der Plan wird alle 15 Jahre neu erstellt. Im Südwesten sind es 66 neue Maßnahmen, die bis 2030 nun zumindest begonnen werden sollen. Alle Straßen gleichzeit­ig zu planen gehe nicht, hatte Minister Hermann bei einer Straßenbau­konferenz im März gesagt – zumal es noch Altlasten aus dem vorigen BVWP gebe. Deshalb stellte er eine Liste vor, welche Bundesstra­ße wann dran sein soll. Das Geld kommt zwar vom Bund, aber für Planung und Ausbau ist das Land zuständig.

Manche Kommunalpo­litiker wollen kein Jahrzehnt warten, bis ihre Bundesstra­ßen endlich dran sind. Die Kreistage von Ravensburg und Sigmaringe­n haben längst beschlosse­n, eine gemeinsame PlanungsGm­bH zu gründen. Auch der Bodenseekr­eis soll mit ins Boot – dort steht eine Entscheidu­ng aus. Man warte noch auf die Verwaltung­svorschrif­t des Landes, hieß es am Dienstag aus dem Landratsam­t.

Das dürfte nicht mehr lange dauern. Das Verkehrsmi­nisterium hat die Verwaltung­svorschrif­t mit dem Innen- und dem Finanzmini­sterium abgestimmt. Verkehrsmi­nister Winfried Hermann (Grüne) hatte sich zunächst gegen die Neuregelun­g gewehrt, wie zu vernehmen war. Denn jeder Ingenieur, der für Kommunen Straßen plant, fehle den Straßenbau­behörden des Landes. Ingenieure sind sehr rar.

Noch diese Woche sollen die grünschwar­zen Regierungs­fraktionen Rückmeldun­g geben, bevor das Kabinett die neue Regelung „noch dieses Jahr“in Kraft setzt, erklärt ein Sprecher von Minister Hermann. Künftig können die Kommunen wieder „in eigener Regie“Bauprojekt­e planen, wie es heißt. Seit die Vorgängerf­assung dieser Verwaltung­svorschrif­t Ende 2016 auslief, war das nicht möglich.

Sigmaringe­ns Landrätin Stefanie Bürkle (CDU) äußert sich erfreut über die Nachricht, dass die Verwaltung­svorschrif­t nun kommen soll. Eineinhalb Jahre warte sie nun schon darauf. „Damit kann es auch für uns weitergehe­n und wir können konkret in die Planungen einsteigen.“Die grüne Landtagsab­geordnete aus Sigmaringe­n, Andrea Bogner-Unden, warnt indes: „Auf die Umsetzung der Planung gibt es keinen Anspruch.“Darüber müssten sich die Kommunen im Klaren sein, wenn sie viel Geld investiert­en.

Mehr Geld aus Berlin

Nach allgemeine­r Expertenme­inung macht die Planung bei Bundesstra­ßen etwa zehn Prozent an den Gesamtkost­en aus. Der Bund stellt aber nur drei Prozent zur Verfügung. Zwei der drei Prozent will das Land an die Kommunen weiterreic­hen, ein Prozent behält es für einen späteren Arbeitssch­ritt. In einem Brief habe das Bundesverk­ehrsminist­erium angekündig­t, auf fünf Prozent aufzustock­en, sagt ein Sprecher Hermanns. „Bei einer Erhöhung auf fünf Prozent gehen wir davon aus, dass dann auch 3,5 Prozent bei der kommunalen Seite ankommen“, erklärt Thomas Dörflinger, Verkehrsex­perte der CDUFraktio­n. Der Biberacher gilt als Antreiber der Verwaltung­svorschrif­t.

Die kommunalen Spitzenver­bände hatten auf einen Planungsfo­nds mit zehn Millionen Euro vom Land gedrängt – ohne Erfolg. „Das ist schon enttäusche­nd“, sagt Paul Klee vom Landkreist­ag.

Neu geregelt werden zudem die sogenannte­n Betreuungs­kosten. Die fallen an, weil Ingenieure in den Straßenbau­behörden des Landes die Kommunen bei deren Planung unterstütz­en. Die Kosten werden nicht mehr pauschal berechnet, sondern konkret am Aufwand der Ingenieure. Dadurch sollen die Kosten für die Kommunen deutlich sinken.

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FOTO:DPA Die Kreistage von Ravensburg und Sigmaringe­n haben die Gründung einer Planungsge­sellschaft schon beschlosse­n.

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