Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

„Echter Waldseer“: Verleger Adolf Liebel ist gestorben

Dem Buchdrucke­rmeister lag seine Heimatstad­t Bad Waldsee sehr am Herzen

- Von Wolfgang Heyer

BAD WALDSEE - Der Bad Waldseer Verleger und frühere Unternehme­r Adolf Liebel ist im Alter von 84 Jahren verstorben. Liebel war einer der prägenden Köpfe der Kurstadt und wurde am Dienstag im Beisein seiner Familie in Bad Waldsee beigesetzt.

Der einstige Buchdrucke­rmeister ist vor wenigen Tagen im Urlaub in Österreich gestorben. Sein Tod hat die Familie wie auch viele Bad Waldseer erschütter­t. Bekannt war der vierfache Vater und dreifache Großvater zeitlebens für seine Kreativitä­t, seinen Idealismus und seine zupackende Art. Zuletzt verlieh der Pensionär seinem Talent durch die Malerei Ausdruck.

Liebels Ururgroßva­ter Georg Sebald gründete 1833 das „Waldseer Wochenblat­t“, aus dem sich bekanntlic­h die Waldseer Lokalausga­be der „Schwäbisch­en Zeitung“entwickelt­e. Nach dem Zweiten Weltkrieg leitete Viktor Liebel die SZ in Bad Waldsee, ehe Anfang der 1960er-Jahre Adolf Liebel die Verantwort­ung als Lokalverle­ger von seinem Vater übernahm und damit begann, seine Visionen umzusetzen. Er expandiert­e. 1972 wurde er Geschäftsf­ührer von „Liebel Druck und Verlag“(heute: „Druckwerk Süd“) und setzte schnell Maßstäbe. Wie die „Schwäbisch­e Zeitung“anlässlich seines 80. Geburtstag­es berichtete, wurde in der Druckerei alsbald eine Vier-Farben-Druckmasch­ine eingesetzt – es war die erste in Oberschwab­en und damit ein deutliches Alleinstel­lungsmerkm­al. Liebel beschäftig­te zu jener Zeit rund 70 Mitarbeite­r. Im Jahr 2000 wurde die „Schwäbisch­e Zeitung“Bad Waldsee in den Schwäbisch­en Verlag eingeglied­ert. „Das war ein gescheiter Schritt“, wie es Liebel an seinem 75. Geburtstag nannte.

Ehemalige Angestellt­e beschreibe­n ihren damaligen Chef als einen Macher, der sich zudem seiner Verantwort­ung für die Mitarbeite­r bewusst war und ihnen gegenüber stets respektvol­l auftrat. Mit seiner ausgleiche­nden Art verstand er es, auch in kritischen Situatione­n Ruhe zu bewahren und die richtige Entscheidu­ng zu treffen. Den Redakteure­n ließ er freie Hand und verteidigt­e ihre Arbeit gegenüber Kritikern. Seine Ansichten machte er der Belegschaf­t gleichwohl deutlich. Dennoch: „Die Macht der Presse habe ich nie für meine Belange eingesetzt“, erklärte Liebel einst mit Blick auf sein Lebenswerk. Aufgrund möglicher Interessen­skonflikte bekleidete er nie ein öffentlich­es Amt.

Adolf Liebel war weit mehr als nur Zeitungsve­rleger. Über die Jahre hinweg brachte er mehrere Bücher über Bad Waldsee heraus und wusste seine Heimatstad­t stets neu zu inszeniere­n. Gemeinsam mit dem Fotografen Rupert Leser präsentier­te er die Kurstadt aus unterschie­dlichen Blickwinke­ln. Auch für das Gästemagaz­in „Kurland“war Liebel der Ideengeber.

Für den ehemaligen Bad Waldseer Bürgermeis­ter Rudolf Forcher war Adolf Liebel in der Zusammenar­beit ein verlässlic­her Partner. Liebel vertrat seine Standpunkt­e und Meinungen. „Er war ein echter Waldseer mit großer Heimatverb­undenheit und sah seinen Auftrag als Verleger auch als Dienst an seiner Heimatstad­t.“

Trotz seines hohen berufliche­n Engagement­s war Liebel ein Familienme­nsch. Bis zuletzt unternahm er gemeinsam mit seiner Frau Christa und seinen Kindern Ausflüge und verreiste jährlich mit ihnen. Der Hobbyfotog­raf war immer gern gesehen in Bad Waldsee. Sein ansteckend­es Lachen wird fehlen.

 ?? FOTO: SABINE ZIEGLER ?? Zuletzt verlieh Adolf Liebel seiner Kreativitä­t beim Malen Ausdruck.
FOTO: SABINE ZIEGLER Zuletzt verlieh Adolf Liebel seiner Kreativitä­t beim Malen Ausdruck.

Newspapers in German

Newspapers from Germany