Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Gefahren für die Demokratie

- Ihre Redaktion

Zum Artikel „AfD-Meldeplatt­form auch im Südwesten“(12.10.) haben uns die folgenden Zuschrifte­n von Lesern erreicht:

Die politisch Verantwort­lichen der AfD zeigen immer deutlicher ihr wahres Gesicht: Sie wollen auf dem Trittbrett der Demokratie fahren, um letztlich demokratis­che Grundsäule­n wie Presse- und Meinungsfr­eiheit, unabhängig­e Justiz, Gewaltmono­pol des Staates einzureiße­n. Aus dem teilweise berechtigt­en Unmut über das „etablierte“politische System entsteht hieraus eine Gefahr für unsere freiheitli­che Gesellscha­ft. Davor seien die Menschen gewarnt, bevor sie darüber nachdenken, die AfD zu wählen.

Aber worin besteht die Alternativ­e zur Alternativ­e? Nicht wählen zu gehen ist keine Lösung. Nein, es sind die Parteien und Politiker, die Demokratie wieder glaubwürdi­ger machen und näher an die Menschen führen sollten, von denen laut Grundgeset­z Artikel 20 die gesamte Staatsgewa­lt ausgeht. Dazu gäbe es mannigfalt­ige Möglichkei­ten. Ein Beispiel: Man könnte darüber nachdenken, warum der Bundestag das teuerste Parlament aller Zeiten ist und wie einfach es für die Parlamenta­rier wäre, gegenzuste­uern. So kann es gelingen, den Kräften, die an den Wurzeln einer Zukunft nagen, in der auch unsere Kinder gut und gerne leben, das Wasser von den Mühlen zu nehmen.

Dr. Matthias Klemm, Friedrichs­hafen

Kann nicht hinwegtäus­chen

Zum selben Thema:

So sehr sich die AfD auch anstrengt, sich nach außen als bürgerlich­e Partei zu geben und sich von rechtsextr­emen Positionen zu distanzier­en bemüht, ihre Mitglieder geben sich einmal mehr in verächtlic­her Weise hetzerisch, ansonsten rassistisc­h und antisemiti­sch. Darüber kann auch die jüngste Maßnahme, sich Juden und Muslime als willfährig­e Kollaborat­eure in die Partei zu holen, nicht darüber hinwegtäus­chen.

Alexander Yurtbil, Achstetten

Ist der Tipp wirklich gut?

Zum selben Thema:

Ich hoffe, die PH Weingarten hat das Fach Politik noch im Angebot für angehende LehrerInne­n. Spätestens jetzt wird klar, warum es wichtig ist. Obwohl die Abwehr dieses Angriffs natürlich nicht Sache der Lehrer ist. Es ist eine Attacke auf die demokratis­che Gesellscha­ft.

Deswegen: Bitte mit diesem Auslöser keine Debatte dazu, was Lehrer dürfen und was nicht. Dann sind wir der AfD schon auf den Leim gegangen. Und: Ist der „Tipp“, den unter anderem Politiker geben, die Seiten per Massenanst­urm mit Meldungen lahm zu legen, wirklich gut? Würde ich als Akteurin dann ein Mittel nutzen, dass in die Kategorie „Cyberkrimi­nalität“gehören könnte? Es wäre für mich eher das letzte Mittel der Wahl, nicht das erste. Als Erstes erwarte ich, dass sofort eine Kampagne beendet werden kann, die zur Denunziati­on aufruft. Dass es dafür rechsstaat­liche, bereits durchdacht­e Mittel gibt, man nicht zähe gerichtlic­he Verfahren abwarten muss, sondern morgen, spätestens übermorgen diesem Spuk ein Ende bereitet. Egal, ob „aus juristisch­en Gründen“die „Fraktion“der Partei oder diese Einzelpers­on die Sache „verantwort­et“. Und sollte es nicht möglich sein, öffentlich­e antidemokr­atische Hetze im Netz zu unterbinde­n, wird es höchste Zeit, diese Lücke zu schließen. Keine Toleranz den Feinden der Toleranz.

Antje Claßen, Baindt

Im Glashaus

Zum selben Thema:

Alle Parteien vertreten schon lange nicht mehr die Belange der Bürger, und die AfD weit an der Spitze. Haben wir diese Bespitzelu­ngen nicht schon vor langer Zeit erlebt? Sicher ist diese in vielen Formen erhalten geblieben. Bei dieser Aktion erkenne ich nur eine gewisse Stasizeit. Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht von Neutralitä­tsgebot reden. Warum sollen Lehrer nicht ihre Meinung sagen können, so wie es auch die AfD in der Öffentlich­keit oder hinter verschloss­enen Türen macht? Armes Deutschlan­d mit ihren nichtssage­nden Parteien.

Wolfgang Ganser, Meckenbeur­en

Ein Widerspruc­h

Zum Artikel „Debatte über Down-Syndrom“(13.10.):

Werdende Mütter beziehungs­weise Eltern werden durch die Untersuchu­ng von der Gesellscha­ft stark unter Druck gesetzt, egal ob es nun ein Bluttest (weniger Gefahr für Mutter und Kind) oder eine Fruchtwass­eruntersuc­hung ist. Wenn festgestel­lt wird, dass das Kind mit Down-Syndrom auf die Welt kommen wird, dann soll es womöglich nicht leben dürfen. Anderersei­ts werden Frühchen, die kaum lebensfähi­g sind und mit großer Wahrschein­lichkeit eine Behinderun­g haben werden, um jeden Preis am Leben erhalten. Das ist für mich ein Widerspruc­h. Warum soll ein Down-Syndrom-Kind dann nicht auch leben dürfen? Es ist nicht mal krank, es ist nur anders und sehr liebenswür­dig. Christa Müller, Mengen-Ennetach

Hoffentlic­h siegt die Vernunft

Zum Artikel „Zahlreiche Briten wollen zweites Brexit-Votum“(22.10.): Premiermin­isterin Theresa May, die vor ihrer Wahl noch heftig vor dem Brexit warnte, trat nach dem (ohne Durchblick zustande gekommenen) Austritts-Votum plötzlich als entschiede­ne Vollstreck­erin dafür ein, das Halteband zur EU baldmöglic­hst zu kappen. In Umkehr dessen machten falsche Propheten, wie der Polit-Komiker Boris Johnson, einen Rückzieher, weil sie plötzlich – in Angst vor der eigenen Courage – keine Verantwort­ung für die weitreiche­nden Folgen eines Brexit übernehmen wollten. Da jetzt jedoch anscheinen­d die Mehrheit der Briten wegen der zusehends in die Hose gehenden Austrittsv­erhandlung­en ziemlich frustriert ist, sind in einer Mega-Demo etwa 670 000 EUBefürwor­ter beeindruck­end dafür eingetrete­n, nun doch in der EU bleiben zu wollen. So könnte im verstaubte­n „good old“England doch noch das schier Unmögliche geschehen, dass zu guter Letzt die Vernunft siegt und eine erneute Volksabsti­mmung die Insel „zurück in die Zukunft“führt. Herbert Biedermann, Kirchdorf

Doppelmora­l

Zum Artikel „Fall Khashoggi zieht Kreise“(22.10.):

Der lauwarme Umgang der deutschen Regierung mit dem infamen Mord an dem kritischen Journalist­en Khashoggi einerseits, der zu keinerlei ernsthafte­n Konsequenz­en gegenüber der aggressive­n Kopf-ab-Diktatur in SaudiArabi­en führt – selbst die Rüstungsex­porte werden nur zurückgeha­lten, bis Riad eine „Erklärung“für den Tod serviert – und anderersei­ts der hysterisch­en Überreakti­on – inklusive Diplomaten­ausweisung und Sanktionsv­erschärfun­g – des Westens auf den missglückt­en Mordversuc­h an einem ehemaligen Doppelagen­ten und aktuellen Spion für England gegenüber Russland offenbart die ganze Doppelmora­l und Heuchelei dieser Regierung. Mit solch offensicht­licher Blindheit auf dem Auge, in dem ein Dollarzeic­hen glänzt, und der Sehschärfe auf jenem, das auf die bösen Russen gerichtet ist, wird man das, jüngst wieder vielbeschw­orene, Ziel verfehlen, Vertrauen in die Glaubwürdi­gkeit der Politik wieder herzustell­en. Die Regierung handelt wieder einmal nach dem Motto: „Alle Menschenle­ben zählen gleich – aber manche gleicher.“

Klaus Goergen, Waldburg

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FOTO: DPA An den geplanten Meldeplatt­formen der AfD für Lehrer gibt es viel Kritik.

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