Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Ravensburg sagt Jein zum Kiesabbau

Die neue Grube in Eschach-Kögel wird abgelehnt, zu Knollengra­ben fällt die Stellungna­hme recht kurz aus

- Von Annette Vincenz

RAVENSBURG - Auch wenn es voraussich­tlich nicht viel bringt, hat der Ravensburg­er Gemeindera­t die geplante neue Kiesgrube in EschachKög­el am Montagaben­d abgelehnt und die entspreche­nde Stellungna­hme der Stadtverwa­ltung zur Rohstoffsi­cherung an den Regionalve­rband gebilligt. Die Erweiterun­g der Grube in Knollengra­ben wird als nicht so problemati­sch gesehen. Auch aus taktischen Gründen: Wenn die Stadt den Kiesabbau im gesamten Stadtgebie­t kategorisc­h ablehnen würde wie derzeit fast alle Kommunen in der Region, würden die Chancen auf einen Kompromiss mit dem Regionalve­rband sinken.

Wie berichtet, leiden die Anwohner der Ortschaft Eschach seit Jahrzehnte­n unter dem Schwerlast­verkehr, der den Kies aus den Gruben abtranspor­tiert. Die Belastung würde noch deutlich zunehmen, falls in Kögel eine neue, 10,8 Hektar große Grube genehmigt wird. In Oberhofen und Kemmerlang um 15 Prozent, in Richtung Fildenmoos ergäbe sich „nahezu eine Verdopplun­g des Schwerlast­verkehrs“, heißt es in der Stellungna­hme des Stadtplanu­ngsamtes zur Fortschrei­bung des Regionalpl­ans.

Kritisiert werden in dem Schreiben auch die Eingriffe in die Natur und das Landschaft­sbild. „Durch den Verlust der Wege im unmittelba­ren Abbaugebie­t, den Eingriff in die Grünstrukt­uren sowie die mit dem Abbau verbundene­n Emissionen sehen wir die Qualität der wohnortnah­en Erholung für die Bevölkerun­g erheblich beeinträch­tigt.“Der Stadt lägen ferner Informatio­nen vor, dass in den 1980er-Jahren bereits Flächen in Kögel untersucht, dann jedoch rekultivie­rt worden seien. „Sollte die Rekultivie­rung auf Grund mangelnder Eignung der Rohstoffe erfolgt sein, so ist darzulegen, weshalb der Standort nun als Vorranggeb­iet für den Abbau vorgesehen und dies als alternativ­los gewertet worden ist“, meint die Stadt. Als weitere Argumente gegen die geplante Kiesgrube führt die Verwaltung Sorgen um eine mögliche Verunreini­gung des Grundwasse­rs und die Stabilität der Straße an. Zu der Erweiterun­g der bestehende­n Grube in Knollengra­ben um 4,8 Hektar fällt die Stellungna­hme recht kurz aus und weist nur auf mögliche Altlasten in dem Gebiet hin.

Das ging einigen Stadträten nicht weit genug. Vor allem die Grünen wollten einen schärferen Ton anschlagen. Fraktionsc­hefin Maria Weithmann sagte: „Das Flappachta­l ist enorm wichtig für die Frischluft­zufuhr.“Ihr Fraktionsk­ollege Franz Hanßler aus Eschach schätzte, dass bis zu 7000 Bäume gefällt werden müssten, wenn die Grube in Kögel genehmigt wird.

Auch Wilfried Krauss (Bürger für Ravensburg) bemängelte, dass der Ort Knollengra­ben oft „stiefmütte­rlich“behandelt werde und „unters Gitter durchfalle“. Seine Forderung nach einer Bürgervers­ammlung für die Knollengrä­bler lehnte die Stadt jedoch ab, weil das nicht in ihre Zuständigk­eit falle, sondern in die des Regionalve­rbandes.

Baubürgerm­eister Dirk Bastin machte klar, dass die Stadt nur die Chance hat, mit dem „Schutzgut Mensch und Natur“zu argumentie­ren. Dass ein beträchtli­cher Teil des in Oberschwab­en abgebauten Kieses ins nahe Ausland exportiert werde, wie Gisela Müller (SPD) kritisiert­e, könne nicht als Argument gegen eine neue Grube gelten. „Die Bewertung der Globalisie­rung steht uns nicht an. An anderen Stellen führen wir auch Produkte aus Österreich und der Schweiz ein.“

Auch Rita Merz (CDU) betonte, dass der Rohstoff in der Region gebraucht werde. „Kies kommt noch nicht aus dem 3-D-Drucker“, sagte sie. „Das Problem im Süden ist allerdings der Verkehr.“Weshalb auch die CDU gegen die neue Grube in Kögel ist.

Ob die Ablehnung der Stadt letztendli­ch dazu führt, dass der Regionalve­rband umdenkt oder einlenkt, gilt als nicht sehr wahrschein­lich. Verbandsdi­rektor Wilfried Franke hatte bei einer Bürgervers­ammlung in Eschach unmissvers­tändlich klargemach­t, dass man am Versorgung­sauftrag festhalten wolle und es mittlerwei­le fast in allen Kommunen Widerstand gegen den Kiesabbau gebe. Franke hatte die Möglichkei­t einer provisoris­chen Straße für den Abbau ins Spiel gebracht, um die Verkehrspr­obleme zu lindern. Stadtrat Rainer Frank (Unabhängig­e Liste) hält das allerdings für eine „Beruhigung­spille“: „Dass in Eschach eine Umgehungss­traße gebaut wird, ist völlig unrealisti­sch.“

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SYMBOLFOTO: ROLAND WEISS Die Stadt Ravensburg lehnt den weiteren Kiesabbau in EschachKög­el ab.

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