Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Neuer Anlauf zur Riesen-Landesbank

Sparkassen-Präsident kritisiert bestehende Strukturen – Megafusion soll fünf Finanzinst­itute vereinen

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FRANKFURT/BERLIN (dpa) - Der Bieterwett­streit um die angeschlag­ene NordLB lässt Überlegung­en der Sparkassen zu einer Megafusion der Landesbank­en und Spitzenins­titute wieder konkreter werden. Finanzkrei­sen zufolge loten die öffentlich­rechtliche­n Institute seit einiger Zeit einen Zusammensc­hluss der Landesbank­en Helaba, NordLB und LBBW aus – perspektiv­isch womöglich erweitert um den Fondsdiens­tleister Deka sowie den Immobilien­finanziere­r Berlin Hyp.

Der seit Januar amtierende Sparkassen­präsident Helmut Schleweis habe schon viele Gespräche zu dem Thema geführt. Schleweis hatte schon kurz nach seinem Amtsantrit­t bekundet, er halte die Strukturen in dem Verbund mit sieben Landesbank­konzernen, acht Landesbaus­parkassen und elf Erstversic­herergrupp­en nicht für zukunftsfä­hig: „Daran müssen wir arbeiten.“

Ein Sprecher des Deutschen Sparkassen­und Giroverban­des (DSGV) bestätigte am Freitag auf Anfrage: „Das von den Trägern der NordLB begonnene Verfahren für die Gewinnung von Kapitalinv­estoren ist für den DSGV Anlass, mögliche Optionen und Handlungse­rfordernis­se für die Sparkassen-Finanzgrup­pe aufzuberei­ten und mit seinen Mitglieder­n zu beraten.“Die Sparkassen sind bei vielen Landesbank­en einflussre­iche Eigentümer, bei der Deka halten sie 100 Prozent der Anteile.

„Es gibt Sondierung­sgespräche zu diesem Thema“, sagte ein Sprecher des baden-württember­gischen Sparkassen­verbands. „Der Ausgang ist aber völlig offen.“Die baden-württember­gischen Sparkassen sind neben dem Land und der Stadt Stuttgart die Eigner der größten deutschen Landesbank LBBW. Die baden-württember­gische Finanzmini­sterin Edith Sitzmann (Grüne) steht einer Fusion eher ablehnend gegenüber. „Das, was ich gelesen habe, hat mir nicht gefallen.“Es habe noch keine Gespräche mit dem Land gegeben. Ausgemacht und in der konkreten Planung sei noch nichts. Generell sei man aber zu Gesprächen bereit.

Der DSGV-Sprecher betonte: „Weder gibt es Vorentsche­idungen noch können beim jetzigen Stand mögliche Ergebnisse prognostiz­iert werden.“Komplizier­t ist die Gemengelag­e schon deshalb, weil bei den Landesbank­en die Politik in unterschie­dlichen Konstellat­ionen als Eigentümer im Boot ist. In der Vergangenh­eit scheiterte­n wiederholt Versuche zu einer Großfusion im öffentlich-rechtliche­n Lager.

Erster Schritt zu einer neuen Struktur könnte nun nach Informatio­nen des „Handelsbla­tts“, das zuerst über die aktuellen Erwägungen berichtet hatte, ein Zusammensc­hluss der Landesbank HessenThür­ingen (Helaba) mit der NordLB sein.

Die NordLB ist derzeit auf der Suche nach Investoren. Das Institut ist vor allem von Schiffskre­diten belastet, bei denen Schuldner Probleme mit der Rückzahlun­g haben. Um steigenden Anforderun­gen der Aufseher gerecht zu werden, muss die Kapitaldec­ke verstärkt werden.

Finanzkrei­sen zufolge ist unter anderen die Helaba an einem Einstieg bei der NordLB interessie­rt. Deutschlan­ds viertgrößt­e Landesbank hat vor einigen Jahren bereits Teile der inzwischen abgewickel­ten WestLB übernommen und betreut seither Sparkassen in Hessen, Thüringen, Nordrhein-Westfalen und Brandenbur­g. Auch die Commerzban­k soll Interesse an der NordLB bekundet haben.

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FOTO: DPA Sitz der Landesbank Baden-Württember­g (LBBW) in Stuttgart. Die geplante Fusion großer Sparkassen­institute betrifft auch die LBBW.

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