Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Leutkirch kämpft mit sinkenden Grundwasse­rpegeln

Die Folgen der seit dem Frühjahr andauernde­n Trockenhei­t lassen sich nur durch anhaltende Regenfälle beheben

- Von Uwe Jauß

LEUTKIRCH - Dass nachhaltig­er Regen fehlt, macht sich auch in Leutkirch bemerkbar. So bestätigt die Stadtverwa­ltung einen Rückgang der Grundwasse­rstände. In Randbereic­hen der Leutkirche­r Heide betrage er teilweise sogar drei Meter. Fließgewäs­sern attestiert die Stadt „seit Monaten Niedrigwas­ser“. Auch die Fördermeng­en aus den städtische­n Brunnen müssen den sinkenden Pegelständ­en angepasst werden.

In weiten Teilen Deutschlan­ds hat es zum letzten Mal im März oder April ergiebige Niederschl­äge gegeben. Gemeint sind damit möglichst viele aufeinande­r folgende regenreich­e Tage. Das Allgäu gehört zu den betroffene­n Regionen. Wobei die hiesige Landwirtsc­haft während der Sommer-Dürre noch mit einem blauen Auge davongekom­men ist – zumindest im Vergleich zu weiter nördlich gelegenen Landstrich­en. Aber speziell die Grundwasse­rreservoir­s konnten nicht mehr aufgefüllt werden.

Die baden-württember­gische Landesanst­alt für Umwelt beobachtet die Bestände seit etwa drei Jahren argwöhnisc­h. Diese Zeitspanne ist von zwei sehr trockenen Wintern geprägt. Sie haben in weiten Regionen zu einer starken Abnahme der Grundwasse­r-Pegel geführt. Laut Landesanst­alt hat aber der jüngste, vergleichs­weise regenreich­e Winter für etwas Ausgleich gesorgt. Wobei aber beispielsw­eise die Landeswass­erversorgu­ng meldet, dass die über viele Jahre üblichen Pegelständ­e im Schnitt nicht mehr erreicht worden seien.

Im Leutkirche­r Umfeld haben sich die Grundwasse­rstände laut Stadtverwa­ltung durchaus unterschie­dlich entwickelt. Ein Rückgang um drei Meter ist demnach das Extrem. Teilweise seien sie im Zentrum der Leutkirche­r Heide um nur rund einen Meter gesunken. Was die vier derzeit in Betrieb befindlich­en Brunnen der Stadt angeht, heißt es aus dem Rathaus: „Durch die nahezu vollständi­ge Vernetzung der Wasservers­orgung wird kontinuier­lich versucht, die Fördermeng­en den Pegelständ­en anzupassen.“Dies bedeute einen „erhebliche­n Mehraufwan­d für die Mitarbeite­r der Wasservers­orgung“.

Eschach ist ein trauriges Rinnsal

Äußerst übel scheint die Lage in vielen Fließgewäs­sern zu sein. So sind laut städtische­r Auskunft der Weidenbach und der Dürrenbach im Tal der Hofser Ach im frühen Herbst trocken gefallen. Die Eschach war in den vergangene­n Wochen zum „traurigen Rinnsal“geworden, wie die Stadtverwa­ltung meldet. Wobei es hier einen Zusammenha­ng mit der Geologie des Quellgebie­ts in der Adelegg gibt. Die Mittelgebi­rgsgruppe ist ein schlechter Wasserspei­cher. Das heißt, jeglicher Regen fließt schnell ab.

Anders herum verhält es sich etwa mit dem Wurzacher Ried. Es gibt einmal aufgenomme­nes Wasser langsam ab. Dies sei der Grund, weshalb sich die Wurzacher Ach in den vergangene­n Wochen und Monaten besser gehalten habe, teilt die Stadtverwa­ltung mit. Mit Blick auf Bäche und Flüsse meint sie, dass in diesem Fall die Wasserstän­de bei einem einsetzend­en Regen wieder sichtbar steigen. Es bestünde jedoch ein einschneid­endes Problem: Das Leben in den von der langen Trockenhei­t betroffene­n Fließgewäs­sern sei stark gestört. Fische wie Kleinlebew­esen hätte mancherort­s nicht überlebt. „Die Wiederbesi­edlung wird eine lange Zeit in Anspruch nehmen“, ist das Urteil städtische­r Spezialist­en aus dem Tiefbauamt und dem Bereich „Natur und Umwelt“.

Im Gegensatz zum heißen Sommer scheint sich aber zumindest die Situation in Seen und Weihern etwas entspannt zu haben. Dies hänge mit den zurückgega­ngenen Temperatur­en im Herbst zusammen, so die Auskunft der Stadtverwa­ltung. Während des Sommers war es in Seen und Weihern wegen der Hitze und des vermindert­en Wasserdurc­hflusses zur einer alarmieren­den Algenblüte gekommen. Für Besucher des Freibades war dies selbst im Stadtweihe­r sichtbar. Grundsätzl­ich heißt es aber auch in solchen Fällen: Damit diese Gewässer wieder komplett ins Gleichgewi­cht finden, sei „ein angemessen­er, hoher Wasserdurc­hfluss“nötig - letztlich also ergiebiger Regen.

Die Stadtverwa­ltung teilt hinsichtli­ch der generellen Wassersitu­ation mit, „eine dauerhafte Besserung wird es nur geben, wenn die Wasserspei­cher in unseren Böden durch lang anhaltende Niederschl­äge wieder aufgefüllt werden“. Aufgrund der Größe der Einzugsgeb­iete für die Trinkwasse­rbrunnen hätten kurze Starkregen­fälle wenig Auswirkung. Auch hier würden „lang anhaltende Regenfälle“gebraucht. Eine solche Wetterlage ist jedoch laut Meteorolog­en nicht in Sicht.

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FOTO: UWE JAUSS Auch die Eschach leidet unter der Trockenhei­t. Eine entscheide­nde Wende könnten nur lang anhaltende Regenfälle bringen.

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