Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Bad Wurzach darf weiter mit Torf aus Vogt rechnen

Regionalve­rband signalisie­rt „feste Absicht“, die Versorgung der Heilbäder zu sichern

- Von Steffen Lang

BAD WURZACH/RAVENSBURG - Die Versorgung des Bad Wurzacher Bäderbetri­ebs mit Badetorf scheint langfristi­g gesichert. Man habe „die feste Absicht“, diese auf die Dauer von 40 Jahren zu gewährleis­ten, betonte Wilfried Franke, Direktor des Regionalve­rbands Bodensee-Oberschwab­en, am Montag im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“.

Im aktuellen Entwurf des Regionalpl­ans des Verbands ist die Vorrangflä­che für den Torfabbau im Reicher Moos bei Vogt ersatzlos gestrichen. Damit wäre der Torfabbau nur bis zum Jahr 2030 gesichert. Im derzeitige­n Plan wird zwischen Waldburg und Vogt ein „schutzwürd­iger Bereich für Torfabbau“im Umfang von 20 Hektar festgelegt.

Das Reicher Moos ist damit der einzige Standort in der Region, wo Torfabbau zulässig ist, und dies ausschließ­lich für Badetorf. Diesen Torf nutzen seit Mitte der 1990er-Jahre Bad Wurzach, Bad Waldsee, Bad Buchau und Bad Schussenri­ed als Mitglieder des Zweckverba­nds „Moorgewinn­ung Reicher Moos“. Abgebaut werden jährlich zwischen 3000 und 5000 Kubikmeter, davon geht etwa die Hälfte in die Riedstadt. Den Rest teilen sich Bad Waldsee und Bad Buchau. Bad Schussenri­ed nutzt seit Längerem Badetorf nicht mehr.

„Von existenzie­ller wirtschaft­licher Bedeutung“

Würde die Ausweisung als Vorrangflä­che für den Torfabbau gestrichen, wäre eine Genehmigun­g nach 2030 kaum noch zu erhalten. Denn das Moor ist ein Naturschut­zgebiet. Der Zweckverba­nd ist daher mit dem aktuellen Planungsst­and des Regionalve­rbands nicht einverstan­den und hat eine entspreche­nde Stellungna­hme verfasst. „Das Rohstoffvo­rkommen Torf ist für die oberschwäb­ischen Moorheilbä­der von existenzie­ller wirtschaft­licher Bedeutung“, heißt es darin. Ohne Torf sei eine Standortsi­cherung aller oberschwäb­ischen Moorbadebe­triebe ebenso wie die Prädikatis­ierung als Moorheilba­d nicht gewährleis­tet: „Zum Vorkommen im Reicher Moos gibt es keine Alternativ­en.“

Auch die Städte Bad Wurzach und Bad Waldsee selbst haben entspreche­nde Einwände schriftlic­h geltend gemacht. „Es ist für uns essenziell, dass der Torf aus der Region kommt“, so Bürgermeis­terin Alexandra Scherer. „Wir wollen ihn nicht aus Osteuropa herankarre­n. Das ist nicht nachhaltig.“Es sei „nicht nachvollzi­ehbar“, dass die Vorrangflä­che gestrichen werden soll, sagte die Bürgermeis­terin vor wenigen Wochen im Gemeindera­t.

Allerdings, so Scherer nun vorsichtig, gebe es mittlerwei­le „Signale“des Regionalve­rbands, dass der Abbau doch noch gesichert werden soll. Dies bestätigte am Montag auf Anfrage Wilfried Franke, Direktor des Regionalve­rbands und wird sogar deutlicher: „Wir wollen die Versorgung unserer oberschwäb­ischen Moorbäder mit Badetorf dauerhaft sichern.“

Es gebe keinerlei Zielkonfli­kte zwischen Regionalve­rband und Kurbädern, versichert Franke weiter. Der Verband habe „die feste Absicht“ die Versorgung langfristi­g zu sichern. Franke spricht von einem „maximal möglichen Zeitraum von zweimal 20 Jahren“ab Genehmigun­g des neuen Regionalpl­ans. Das hieße bei einer Genehmigun­g im Jahr 2020 einen garantiert­en Abbau bis 2040 und eine Sicherungs­klausel bis 2060.

Franke betont freilich gleichzeit­ig, dass der Torfabbau einen „heftigen Eingriff in das „ungeheuer wertvolle Moor“darstelle. „Aus naturschüt­zerischer Sicht sollte man nichts machen.“In diesem speziellen Fall sei aber die Versorgung der Kurorte höherrangi­g. „Daher arbeiten wir in vollem Sinne unserer Heilbäder“, versichert der Verbandsdi­rektor.

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ARCHIVFOTO: STEFFEN LANG Der Nachschub aus dem Reicher Moos für Moorbäder in Bad Wurzach ist wohl gesichert.

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