Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Bodenseekreis und Kommunen gehen Risiko ein
3,8 Millionen Planungskosten für Elektrifizierung und Ausbau der Bodenseegürtelbahn
FRIEDRICHSHAFEN - In Sachen Schienen-Ausbau herrschte jahrzehntelang Stillstand am Bodensee. Jetzt kommt Bewegung in die Sache: Die Elektrifizierung der Südbahn von Ulm nach Lindau soll 2021 abgeschlossen sein. Auch für den Ausbau der Bodenseegürtelbahn nehmen Landkreis und Kommunen ordentlich Geld in die Hand. Ob aber die 3,8 Millionen Euro für die ersten beiden Planungsphasen wirklich gut angelegt sind, wird sich erst in der Zukunft zeigen, wie Regionalverbandschef Wilfried Franke der SZ im Interview (Seite 19) sagte.
Wie einst bei der Planung der Südbahn-Elektrifizierung gehen Kommunen und Landkreise in Sachen Bodenseegrürtelbahn jetzt in Vorleistung und schieben die Planung mit 3,8 Millionen Euro an, auch das Land beteiligt sich an den Kosten (die SZ berichtete). „Wir müssen jetzt mal anfangen, sonst wird nie etwas passieren“, lautet das Motto dabei, wie Wilfried Franke sagt. Der 63-Jährige Verbandsdirektor des Regionalverbands BodenseeOberschwaben führt wie bei der Südbahn auch dieses Mal einen Interessenverband an. Ziel ist es, die Strecke zwischen Friedrichshafen und Radolfzell zu elektrifizieren und auszubauen. So, dass irgendwann von Ulm bis Basel durchgehend mit schnellen und sauberen ELoks gefahren und der Fahrplan attraktiver gestaltet werden kann. Nach Abschluss der ersten beiden Planungsphasen in etwa zwei Jahren kommen auf die kommunale Ebene nochmal deutlich höhere Kosten für die Phasen drei und vier zu, wie Franke jetzt der Schwäbischen Zeitung bestätigte. Ob diese Kosten sich irgendwann auszahlen, hängt davon ab, ob der Bund letztlich – wie bei der Südbahn – das Gros der Gesamtkosten von mindestens 100 Millionen Euro bezahlt. „Es gibt keine absolute Sicherheit“, sagte Franke dazu. Anstelle der teuren Elektrifizierung einfach Hybridzüge einzusetzen, ist für Franke keine Alternative. Obwohl von der MTU bereits erfolgreich getestet, gebe es momentan keinen Zug, auch nicht batteriegetrieben, der auf der Bodenseegürtelbahn funktioniere. Sollte sich das in den nächsten Jahren ändern, sei man offen dafür, umzudenken. Zumindest die 50 Millionen Euro für die Elektrifizierung könne man sich dann eventuell sparen.
Ansonsten sieht Franke im Hybridzug nur eine Übergangslösung. Den Ausbau der Bahngleise benötige man auf jeden Fall. Bis letztendlich gebaut werden kann, geht ohnehin noch viel Zeit ins Land. Rund fünf Jahre dauert allein die Planung. Wie schnell es dann weitergeht, hängt davon ab, ob gegen den Planfeststellungsbeschluss geklagt wird und davon, ob der Bund das Geld für den Ausbau der Bodenseegürtelbahn zur Verfügung stellt. Mit dem Fortschritt beim Ausbau der Südbahn zeigt sich Franke derweil zufrieden. Man sei im Zeitplan, 2020 werden die Arbeiten demnach Friedrichshafen erreichen. Ob der Kostenplan von 250 Millionen Euro eingehalten werden kann, daran zweifelt Franke jedoch. Fest steht, dass nach Fertigstellung der Südbahn-Elektrifizierung 2021 der gewünschte Halbstundentakt mit dem schnellen IRE nach Stuttgart noch nicht funktionieren wird, weil Stuttgart 21 samt Neubaustrecke bis dahin nicht fertig sein wird. „Wir verhandeln mit dem Land über Übergangsphasen“, sagte Franke.