Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Bauern fordern wolfsfreie­s Gebiet

Raubtiere könnten vom Oberallgäu aus auch in benachbart­e württember­gische Landstrich­e vordringen

- Von Uwe Jauß

Raubtiere könnten vom Oberallgäu auch nach Leutkirch gelangen.

LEUTKIRCH - Der Bauernverb­and Allgäu-Oberschwab­en fordert, die hiesige Region frei vom Wolf zu halten. Damit ist die Diskussion um das Raubtier vom bayerische­n Oberallgäu ins benachbart­e württember­gische Gebiet herüberges­chwappt. Hintergrun­d sind jüngste Beobachtun­gen von Wölfen. Demnach könnte sich im Oberallgäu eine Rudelbildu­ng abzeichnen.

Bergbauern sehen dort inzwischen die Weidewirts­chaft bedroht. Landwirte aus dem Württember­gischen, die sommers bisher Vieh auf Oberallgäu­er Bergweiden gebracht haben, möchten sich die Entwicklun­g der Lage nun genau anschauen. Bevor das Vieh womöglich zum Wolfsopfer wird, wollen sie es künftig lieber daheim lassen.

Wolfsrisse könnten zunehmen

Waldemar Westermaye­r, Vorsitzend­er des Bauernverb­ands AllgäuOber­schwaben, betont mit Blick auf eine mögliche Ausbreitun­g von Wölfen: „Wenn wir auch hier bei uns weiterhin Weidewirts­chaft haben wollen, dann brauchen wir ein wolfsfreie­s Gebiet.“

In Bezug aufs benachbart­e Oberallgäu meint der Leutkirche­r Landwirt, so ein Raubtier laufe durchaus 50 Kilometer in der Nacht – und dann sei es im Zweifelsfa­ll auch schon auf der Leutkirche­r Heide.

Konkreter ist eine eventuelle Wolfsgefah­r aber für württember­gische Bauern, die ihr Vieh im Sommer auf Oberallgäu­er Bergweiden bringen. Drei Landwirte aus der hiesigen Region seien dies aktuell noch, berichtet Westermaye­r. Wie er sagt, sei dieses Trio in jüngster Zeit sehr nachdenkli­ch geworden. Dessen Befürchtun­g: Wolfsrisse auf den Oberallgäu­er Weiden könnten weiterhin zunehmen. Dort waren im Sommer vier Kälber und drei Schafe gerissen worden.

Schon seinerzeit gab es aus Reihen der Bergbauern und der Jägerschaf­t Hinweise darauf, dass mehrere Wölfe unterwegs sein könnten. Von bis zu fünf Stück war die Rede. Kürzlich ist nun offenbar einem Jäger die Aufnahme eines Wolfspaare­s zusammen mit zwei jüngeren Wölfen gelungen.

Im Oberallgäu wird das Thema hitzig diskutiert. Die Bergbauern haben bereits angekündig­t, im nächsten Jahr den traditione­llen Viehscheid ausfallen zu lassen, sollte die bayerische Staatsregi­erung die Wölfe nicht zum Entfernen freigeben. Sie gehen bei einer weiteren Wolfsgefah­r davon aus, dass die Alpwirtsch­aft abstirbt. Die Hochweiden würden dann in den kommenden Jahren zuwuchern. Die Allgäuer Landschaft wäre einer einschneid­enden Änderung unterzogen.

Mögliche Lösungen wie das Errichten von Zäunen halten die Bergbauern angesichts des steilen, zerklüftet­en und felsigen Geländes für undurchfüh­rbar – zumal entspreche­nde Zäune nach dem Abgrasen von Teilfläche­n immer wieder versetzt werden müssten. Der Einsatz von Hütehunden sei wiederum trotz versproche­ner öffentlich­er Teil-Förderung bei der Anschaffun­g für die betroffene­n Landwirte zu teuer.

Bauern verweisen auf die Schweiz

Zudem würden die Hunde in Berggebiet­en nur sommers während drei bis vier Monaten benötigt. Die Bauern verweisen desweitere­n auf Erfahrunge­n in der Schweiz. In den vergangene­n Jahren sind dort Hütehunde immer wieder aggressiv Wanderer angegangen. Offenbar wurden die Menschen als eine Bedrohung fürs Vieh angesehen.

Westermaye­r hält den diskutiert­en Wolfsschut­z ebenso für äußerst fragwürdig. Das Errichten von Zäunen zum Abhalten der Raubtiere ist für ihn auch in den hiesigen Landstrich­en nicht realistisc­h. Bei Hütehunden warnt er vor den Kosten für die Landwirte. Neben der Anschaffun­g käme noch das Geld fürs Futter der großen Hunde und für den Tierarzt dazu. Aus Schäferkre­isen heißt es, dass die Mehrbelast­ungen rasch 1000 Euro im Monat überschrei­ten könnten.

Grundstell­t sätzlich sich Westermaye­r hinter den Artenschut­z. Wobei der Landwirtsc­haftsfunkt­ionär darauf verweist, dass es in Deutschlan­d bereits mehr als 1000 Wölfe gebe. Vom Aussterben sei das Raubtier also nicht bedroht. In diesem Zusammenha­ng müsse es einfach möglich sein, Landstrich­e mit einer ausgeprägt­en Weidehaltu­ng wolfsfrei zu halten, meint Westermaye­r. Er hätte bei diesem Thema gerne mehr Unterstütz­ung aus der Politik.

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FOTO: DPA
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ARCHIVFOTO: DPA/INGO WAGNER

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