Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Große Oper für kleine Ohren
Kinderoper weckt bei Schülern Neugierde auf verschiedene Musikgenres
ISNY - „Vom Rap zur Oper – das ist schon ein weiter Weg“, ist sich Harald Strittmatter von der Grundschule am Rain bewusst. Trotzdem hat er auch dieses Jahr wieder die Kinderoper Papageno aus Wien eingeladen und bei seinen Schülern damit die Neugierde auf andere Musikgenres geschürt.
Der Förderverein der Grundschule Isny machte es möglich, die humorvoll inszenierte Märchengeschichte „Papageno im Wunderland“zu zeigen. In der Geschichte verliebt sich ein Königsvogelfänger-Spezialist (Thomas Althammer) in die Königstochter Rosa (Claudia Fischer). Die fiese Tante Verucca (Qiaoyi Lai), die „blöde Ziege“, stellt das Paar vor unlösbare Rätsel. Aber der vergnügte Vogelfänger lässt sich nicht beirren. Seine Botschaft: „Wenn man was erreichen will, erreicht man das auch.“Mit einem Freund (Gärtner Alexander Heldt) und etwas Glück aus dem Lautsprecher schafft man alles.
Von Mozart bis Tschaikowski: Das 60-Minuten-Stück war gespickt von bekannten Melodien, die „den Kindern später im Leben sicher noch einmal begegnen werden“, ist sich Harald Strittmatter sicher. Sein Credo: „Was man nie gehört hat, kann man auch nicht mögen.“Freilich würde selbst eine kindgerecht inszenierte Oper, ein gewisses Maß an Disziplin erfordern. Für manch unruhigen Burschen zogen sich die Arien auch. Trotzdem verhielten sich alle Kinder in der Aula im Schulzentrum bis zum Schluss ausgesprochen vorbildlich.
Mit geschickt platzierten Spannungsbögen und kleinen komödiantischen Einlagen fingen die fünf Sänger das Publikum zwischen sechs und elf Jahren immer wieder ein. Manche fieberten sogar richtig mit: „Ganz schön krass, was die mit ihrer Stimme macht“, sagte eine Drittklässlerin, bei der beachtlich sauber vorgetragenen Arie im Koloratursopran aus der „Königin der Nacht“. Bei dem sehr anspruchsvollen Stück aus Mozarts Zauberflöte zitterten sogar die Wände des Bühnenbilds.
Die Sänger des Ensembles zeigten sich beeindruckt von so viel Gefühl und Aufmerksamkeit: „Die Kinder sind der Handlung super gefolgt. Sie waren toll vorbereitet und wussten, wie man sich verhalten muss. Das erleben wir nicht überall“, sagte die Sprecherin der Kinderoper Claudia Fischer, die seit über 20 Jahren die Produktionen koordiniert und pro Woche sechs bis acht Aufführungen in Schulen singt. „Wir werden hier immer mit viel Begeisterung von den Kindern begrüßt – das ist fantastisch.“
Die Sänger verstanden es, die anspruchsvollen Inhalte mit Humor und Witz zu präsentieren und das junge Publikum in die Handlung miteinzubinden: Einmal produzierten die Kinder Gewitter, einmal halfen sie dem Vogelfänger beim Ratespiel. Die kniffligen Fragen versetzten vor allem die Mädchen emotional in Aufruhr. Aber auch der ein oder andere Herzschmerzmuffel ließ sich von der spannenden Geschichte dann doch mitreißen. „Oper ist cool“, sagte einer in Turnschuhen und Kapuzenpulli beim Verlassen der Mensa. Ob er sich mal wieder eine anhört? „Ja. Doch. Vielleicht.“Eine Antwort, die Harald Strittmatter besonders freut: „Ziel erreicht.“