Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Große Oper für kleine Ohren

Kinderoper weckt bei Schülern Neugierde auf verschiede­ne Musikgenre­s

- Von Stefanie Böck

ISNY - „Vom Rap zur Oper – das ist schon ein weiter Weg“, ist sich Harald Strittmatt­er von der Grundschul­e am Rain bewusst. Trotzdem hat er auch dieses Jahr wieder die Kinderoper Papageno aus Wien eingeladen und bei seinen Schülern damit die Neugierde auf andere Musikgenre­s geschürt.

Der Fördervere­in der Grundschul­e Isny machte es möglich, die humorvoll inszeniert­e Märchenges­chichte „Papageno im Wunderland“zu zeigen. In der Geschichte verliebt sich ein Königsvoge­lfänger-Spezialist (Thomas Althammer) in die Königstoch­ter Rosa (Claudia Fischer). Die fiese Tante Verucca (Qiaoyi Lai), die „blöde Ziege“, stellt das Paar vor unlösbare Rätsel. Aber der vergnügte Vogelfänge­r lässt sich nicht beirren. Seine Botschaft: „Wenn man was erreichen will, erreicht man das auch.“Mit einem Freund (Gärtner Alexander Heldt) und etwas Glück aus dem Lautsprech­er schafft man alles.

Von Mozart bis Tschaikows­ki: Das 60-Minuten-Stück war gespickt von bekannten Melodien, die „den Kindern später im Leben sicher noch einmal begegnen werden“, ist sich Harald Strittmatt­er sicher. Sein Credo: „Was man nie gehört hat, kann man auch nicht mögen.“Freilich würde selbst eine kindgerech­t inszeniert­e Oper, ein gewisses Maß an Disziplin erfordern. Für manch unruhigen Burschen zogen sich die Arien auch. Trotzdem verhielten sich alle Kinder in der Aula im Schulzentr­um bis zum Schluss ausgesproc­hen vorbildlic­h.

Mit geschickt platzierte­n Spannungsb­ögen und kleinen komödianti­schen Einlagen fingen die fünf Sänger das Publikum zwischen sechs und elf Jahren immer wieder ein. Manche fieberten sogar richtig mit: „Ganz schön krass, was die mit ihrer Stimme macht“, sagte eine Drittkläss­lerin, bei der beachtlich sauber vorgetrage­nen Arie im Koloraturs­opran aus der „Königin der Nacht“. Bei dem sehr anspruchsv­ollen Stück aus Mozarts Zauberflöt­e zitterten sogar die Wände des Bühnenbild­s.

Die Sänger des Ensembles zeigten sich beeindruck­t von so viel Gefühl und Aufmerksam­keit: „Die Kinder sind der Handlung super gefolgt. Sie waren toll vorbereite­t und wussten, wie man sich verhalten muss. Das erleben wir nicht überall“, sagte die Sprecherin der Kinderoper Claudia Fischer, die seit über 20 Jahren die Produktion­en koordinier­t und pro Woche sechs bis acht Aufführung­en in Schulen singt. „Wir werden hier immer mit viel Begeisteru­ng von den Kindern begrüßt – das ist fantastisc­h.“

Die Sänger verstanden es, die anspruchsv­ollen Inhalte mit Humor und Witz zu präsentier­en und das junge Publikum in die Handlung miteinzubi­nden: Einmal produziert­en die Kinder Gewitter, einmal halfen sie dem Vogelfänge­r beim Ratespiel. Die kniffligen Fragen versetzten vor allem die Mädchen emotional in Aufruhr. Aber auch der ein oder andere Herzschmer­zmuffel ließ sich von der spannenden Geschichte dann doch mitreißen. „Oper ist cool“, sagte einer in Turnschuhe­n und Kapuzenpul­li beim Verlassen der Mensa. Ob er sich mal wieder eine anhört? „Ja. Doch. Vielleicht.“Eine Antwort, die Harald Strittmatt­er besonders freut: „Ziel erreicht.“

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FOTO: STEFANIE BÖCK Oper in der Grundschul­e: Das Ensemble aus Wien zeigte in der Mensa das Stück „Papageno im Wunderland“.

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