Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Die Sicherheit steht beim Lindauer Jahrmarkt im Vordergrund
Trotz viel Technik ist beim Aufbau vor allem Handarbeit gefragt – Ohne Prüfung fährt keine Attraktion
LINDAU - Seit dem frühen Dienstagmorgen ist die Lindauer Insel vollgestopft mit großen Lastwagen und Menschen in Warnwesten. Mit ordentlich Lärm und schwerem Gerät bauen hier die Schausteller ihre Attraktionen für den Jahrmarkt am Wochenende auf. Trotz der großen Maschinen verrichten sie aber noch immer viel Handarbeit.
Klaus Grubart fährt, dick eingepackt in seine Jacke, die Wand seines Karussells mit dem Namen „Tornado“hoch. Grubart ist Schausteller und schon seit Jahren kommt er immer wieder nach Lindau. Der Tornado, der nur jedes zweite Jahr mit darf, ist ein Karusell, bei dem die Insassen vertikal herumgewirbelt werden. Der Schausteller aus Isny ist wie viele andere, die diese Woche in Lindau aufbauen aus Lindenberg angereist. Dort haben sie auf dem Simon- und Judamarkt gespielt. „Da waren wir allerdings mit anderen Fahrgeschäften, es soll ja Abwechslung für die Leute da sein“, sagt Grubart.
Der Termin in Lindau ist für viele Schausteller der letzte vor den Weihnachtsmärkten. Die meisten von ihnen kommen gerne auf die Insel. Grubart sagt: „Dass der Jahrmarkt hier mitten in der Stadt ist, finde ich echt super. So profitieren Jahrmarkt und Geschäfte in der Stadt gegenseitig.“Der Jahrmarkt in Lindau ist ein Termin, zu dem er gerne kommt. „In unserer Region sind die Leute auch einfach richtig festfreudig und kommen gerne, da freut man sich als Schausteller“, sagt Grubart, der am Wochenende auf gutes Wetter hofft.
Fahrgeschäfte, wie der Tornado, sind wahre High-Tech-Apparate, die hohe sechsstellige Summen kosten. Eingebaut in spezielle Anhänger, dürfen sie nur mit einer Sondergenehmigung für Schwertransporte auf die Straße. Den engen Kreisel an der Thierschbrücke bewältigen sie nur dank gelenkter Hinterachsen. Einmal am Zielort angekommen zeigt sich allerdings ihre Stärke: Mit Hilfe von Hydraulik werden die Fahrgeschäfte ausgeklappt und Kinderkarusell, Autoscooter oder der Tornado kommen zum Vorschein. Statt in lauter Einzelteilen transportiert zu werden, ist das meiste schon zusammengebaut. Trotz der Technik ist aber noch vieles Handarbeit. Die Schausteller verschrauben Streben, schließen Kabel an oder gleichen die Unebenheiten des Bodens mit den Stützpodesten oder Holzklötzen aus. Für die großen Attraktionen dauert der Aufbau mehrere Tage.
Seit 50 Jahren dabei
Josef Diebold, der Chef des schwäbischen Schaustellerverbandes, ist mit einer Attraktion für Kinder auf dem Bahnhofsvorplatz vertreten. Seine Familie kommt seit über 50 Jahren zum Lindauer Jahrmarkt, Schausteller sind sie seit 1892. „Dank der Technik dieser Anhänger können wir mit nur wenigen Leuten aufbauen und brauchen trotzdem nicht mehr Zeit“, sagt er, während sich langsam der Boden seines Fahrgeschäftes auf kleine Stützpodeste absenkt. Ein wichtiger Punkt ist die Sicherheit der Geschäfte. Mindestens alle zwei Jahre prüft der TÜV, ob die Attraktionen noch fahrtauglich sind. Auf jedem Festplatz wird vom Bauamt zusätzlich überprüft, ob die Geschäfte korrekt aufgebaut sind, erst dann darf der Schausteller die Attraktion anschalten. Zudem überprüfen Behörden die Versicherung und die Gewerbekarte der Schausteller. Josef Diebold meint: „Es ist ja auch in unserem Interesse als Unternehmer, dass da alles absolut sicher ist. Es steht unser Ruf auf dem Spiel.“Weniger kompliziert geht es bei Schubart Kudermann zu. Der Augsburger ist mit zwei Ständen da. Direkt am See verkauft er Crêpes, am anderen können die Kunden beim Dosenwerfen Preise gewinnen. „Die Leute kommen vor allem wegen dem, was es zu gewinnen gibt, und bei mir kriegt jeder einen Trostpreis“, sagt Kudermann. Auch er ist guter Dinge, dass der Lindauer Jahrmarkt einen guten Abschluss der Jahrmarktsaison bietet.
Der Jahrmarkt beginnt dieses Jahr am Freitag, 2. November, und dauert bis Montag, 5. November. Fahrgeschäfte und Schausteller haben von 10 bis 21.45 Uhr geöffnet. Parallel findet der Krämermarkt täglich von 10 bis 19.30 Uhr statt. Am Jahrmarktsonntag öffnen auch die Lindauer Einzelhändler ihre Geschäfte von 12 bis 17 Uhr.