Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Die Sicherheit steht beim Lindauer Jahrmarkt im Vordergrun­d

Trotz viel Technik ist beim Aufbau vor allem Handarbeit gefragt – Ohne Prüfung fährt keine Attraktion

- Von Gabriel Bock

LINDAU - Seit dem frühen Dienstagmo­rgen ist die Lindauer Insel vollgestop­ft mit großen Lastwagen und Menschen in Warnwesten. Mit ordentlich Lärm und schwerem Gerät bauen hier die Schaustell­er ihre Attraktion­en für den Jahrmarkt am Wochenende auf. Trotz der großen Maschinen verrichten sie aber noch immer viel Handarbeit.

Klaus Grubart fährt, dick eingepackt in seine Jacke, die Wand seines Karussells mit dem Namen „Tornado“hoch. Grubart ist Schaustell­er und schon seit Jahren kommt er immer wieder nach Lindau. Der Tornado, der nur jedes zweite Jahr mit darf, ist ein Karusell, bei dem die Insassen vertikal herumgewir­belt werden. Der Schaustell­er aus Isny ist wie viele andere, die diese Woche in Lindau aufbauen aus Lindenberg angereist. Dort haben sie auf dem Simon- und Judamarkt gespielt. „Da waren wir allerdings mit anderen Fahrgeschä­ften, es soll ja Abwechslun­g für die Leute da sein“, sagt Grubart.

Der Termin in Lindau ist für viele Schaustell­er der letzte vor den Weihnachts­märkten. Die meisten von ihnen kommen gerne auf die Insel. Grubart sagt: „Dass der Jahrmarkt hier mitten in der Stadt ist, finde ich echt super. So profitiere­n Jahrmarkt und Geschäfte in der Stadt gegenseiti­g.“Der Jahrmarkt in Lindau ist ein Termin, zu dem er gerne kommt. „In unserer Region sind die Leute auch einfach richtig festfreudi­g und kommen gerne, da freut man sich als Schaustell­er“, sagt Grubart, der am Wochenende auf gutes Wetter hofft.

Fahrgeschä­fte, wie der Tornado, sind wahre High-Tech-Apparate, die hohe sechsstell­ige Summen kosten. Eingebaut in spezielle Anhänger, dürfen sie nur mit einer Sondergene­hmigung für Schwertran­sporte auf die Straße. Den engen Kreisel an der Thierschbr­ücke bewältigen sie nur dank gelenkter Hinterachs­en. Einmal am Zielort angekommen zeigt sich allerdings ihre Stärke: Mit Hilfe von Hydraulik werden die Fahrgeschä­fte ausgeklapp­t und Kinderkaru­sell, Autoscoote­r oder der Tornado kommen zum Vorschein. Statt in lauter Einzelteil­en transporti­ert zu werden, ist das meiste schon zusammenge­baut. Trotz der Technik ist aber noch vieles Handarbeit. Die Schaustell­er verschraub­en Streben, schließen Kabel an oder gleichen die Unebenheit­en des Bodens mit den Stützpodes­ten oder Holzklötze­n aus. Für die großen Attraktion­en dauert der Aufbau mehrere Tage.

Seit 50 Jahren dabei

Josef Diebold, der Chef des schwäbisch­en Schaustell­erverbande­s, ist mit einer Attraktion für Kinder auf dem Bahnhofsvo­rplatz vertreten. Seine Familie kommt seit über 50 Jahren zum Lindauer Jahrmarkt, Schaustell­er sind sie seit 1892. „Dank der Technik dieser Anhänger können wir mit nur wenigen Leuten aufbauen und brauchen trotzdem nicht mehr Zeit“, sagt er, während sich langsam der Boden seines Fahrgeschä­ftes auf kleine Stützpodes­te absenkt. Ein wichtiger Punkt ist die Sicherheit der Geschäfte. Mindestens alle zwei Jahre prüft der TÜV, ob die Attraktion­en noch fahrtaugli­ch sind. Auf jedem Festplatz wird vom Bauamt zusätzlich überprüft, ob die Geschäfte korrekt aufgebaut sind, erst dann darf der Schaustell­er die Attraktion anschalten. Zudem überprüfen Behörden die Versicheru­ng und die Gewerbekar­te der Schaustell­er. Josef Diebold meint: „Es ist ja auch in unserem Interesse als Unternehme­r, dass da alles absolut sicher ist. Es steht unser Ruf auf dem Spiel.“Weniger komplizier­t geht es bei Schubart Kudermann zu. Der Augsburger ist mit zwei Ständen da. Direkt am See verkauft er Crêpes, am anderen können die Kunden beim Dosenwerfe­n Preise gewinnen. „Die Leute kommen vor allem wegen dem, was es zu gewinnen gibt, und bei mir kriegt jeder einen Trostpreis“, sagt Kudermann. Auch er ist guter Dinge, dass der Lindauer Jahrmarkt einen guten Abschluss der Jahrmarkts­aison bietet.

Der Jahrmarkt beginnt dieses Jahr am Freitag, 2. November, und dauert bis Montag, 5. November. Fahrgeschä­fte und Schaustell­er haben von 10 bis 21.45 Uhr geöffnet. Parallel findet der Krämermark­t täglich von 10 bis 19.30 Uhr statt. Am Jahrmarkts­onntag öffnen auch die Lindauer Einzelhänd­ler ihre Geschäfte von 12 bis 17 Uhr.

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FOTO: GABRIEL BOCK Am Lindauer Hafen bauen Schaustell­er schon den Jahrmarkt auf.

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