Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Baby-Boom wieder vorbei

Zahl der Geburten 2017 leicht gesunken

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WIESBADEN (dpa) - Nach einem erstaunlic­h hohen Plus im Jahr 2016 war schon vom Baby-Boom in Deutschlan­d die Rede. Im vergangene­n Jahr ist die Zahl der Geburten jedoch wieder leicht gesunken, wie das Statistisc­he Bundesamt in Wiesbaden mitgeteilt hat. Im vergangene­n Jahr kamen in Deutschlan­d rund 785 000 Babys zur Welt – ein Minus von 0,9 Prozent. Auch weil Frauen aus Migrantenf­amilien weniger Kinder bekommen haben.

Die Statistike­r sprechen von einer Stabilisie­rung der Geburtenza­hl auf relativ hohem Niveau. 2016 hatte es zwar einen Zuwachs von 7,4 Prozent gegeben. Das große Plus wurde damals vom Bundesamt auch mit einer technische­n Umstellung bei der Berechnung begründet. Die durchschni­ttliche Kinderzahl je Frau – die sogenannte Geburtenzi­ffer – lag im vergangene­n Jahr bei 1,57 Kindern (2016: 1,59).

Das Bundesinst­itut für Bevölkerun­gsforschun­g (BiB) führt die deutlichen Steigerung­sraten in den Jahren 2015 und 2016 vor allem auf Zuwanderer­familien aus nichteurop­äischen Ländern zurück wie Syrien oder Afghanista­n. Im vergangene­n Jahr sank dagegen die Geburtenzi­ffer bei Frauen mit ausländisc­her Staatsange­hörigkeit von 2,28 auf 2,15 Kindern. Bei den Deutschen lag der Wert bei 1,45 (2016: 1,46) – insgesamt war der Wert bei den deutschen Frauen in den vergangene­n Jahren leicht angestiege­n. „Ein Trend, aber nicht dynamisch“, urteilt Norbert Schneider, Direktor des BiB.

Frauen mit Haupt- und Realschula­bschluss ohne Ausbildung bekommen im Schnitt mehr als zwei Kinder, bei Akademiker­innen liegt der Wert unter 1,50 Kindern. Daran hat sich in den vergangene­n Jahren nichts geändert. Typisch deutsch, denn diese Kluft gibt es in keinem anderen europäisch­en Land. Elterngeld und Ausbau der Kitas hätten aber dazu beigetrage­n, einen weiteren Rückgang der Geburtenzi­ffer bei Akademiker-Frauen zu verhindern.

In den neuen Bundesländ­ern (ohne Berlin) ist die durchschni­ttliche Zahl der Kinder mit 1,61 deutlich höher als im Westen (1,58). Über diese anhaltende­n Differenze­n sind Experten verblüfft.

Die Zahl der Geburten wird nach Prognose des BiB in einigen Jahren deutlich sinken. Denn jetzt kommen die Frauen aus den geburtensc­hwachen Jahrgängen der 1990er-Jahre.

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