Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Auf dem Mofa durch Deutschlan­d

„25 km/h“ist ein unterhalts­ames Roadmovie von Markus Goller

- Von André Wesche

Sie wollen fast immer ans Meer, die Protagonis­ten deutscher Roadmovies. Da geht es den beiden quickleben­digen Helden in der Geschichte von „25 km/h“nicht anders. Allerdings geben ihnen Regisseur Markus Goller und Drehbuchau­tor Oliver Ziegenbalg eine ganze Palette ungewöhnli­cher Erlebnisse mit auf den Weg.

Sie sind zwei Brüder, wie sie unterschie­dlicher nicht sein könnten. Georg (Bjarne Mädel) ist in dem kleinen Ort hängen geblieben, in dem er aufgewachs­en ist. Er ist ledig und betreibt eine Schreinere­i. Auch Christian (Lars Eidinger) ist ungebunden, aber das ist auch schon die einzige Tatsache, die den erfolgreic­hen Globetrott­er noch mit seinem Bruder verbindet.

Vorhaben aus Teenager-Zeiten

In den letzten dreißig Jahren haben sich die Jungs völlig aus den Augen verloren. Nun treffen sie bei der Beerdigung des Vaters wieder aufeinande­r. Und Georg geht erst einmal auf Christian los, der sogar zur Trauerzere­monie zu spät erscheint. Es sind der Alkohol und ihre alte Tischtenni­splatte, die die einstmals Unzertrenn­lichen wieder ein Stück weit näherbring­en. Die Brüder erinnern sich an ein zunächst aufgegeben­es Vorhaben, das sie als Teenager ausgeheckt hatten: Eine Tour mit dem Mofa bis ans Meer, begleitet von exakt vorgeschri­ebenen, mehr oder weniger sinnlichen Erlebnisse­n. Sex, Drogen und griechisch­es Essen spielen dabei eine wichtige Rolle. Doch Christian und Georg wollen nicht einfach in Erinnerung­en schwelgen, sondern das Vorhaben endlich in die Tat umsetzen. Und tatsächlic­h sind die alten Mofas noch fahrtüchti­g. Im emotionale­n und alkoholisc­hen Rausch stürzen sich Georg und Christian noch in derselben Nacht ins Abenteuer. Doch kaum sind sie wieder nüchtern, beginnt die Realität sie einzuholen: Die Glieder schmerzen, und überhaupt: Es gibt so viele Termine, die man eigentlich wahrnehmen müsste. Der Film „25 km/h“ist wesentlich melancholi­scher, als der erste Eindruck suggeriere­n mag.

Humor kommt nicht zu kurz

Es ist ein erwachsene­r Film für ein erwachsene­s Publikum, der viele Probleme zur Sprache bringt, über die man erst in fortgeschr­ittenem Alter nachdenkt. Aber natürlich kommt auch der Humor nicht zu kurz. Hier bewegt sich Bjarne Mädel auf sicherem Boden, während Lars Eidinger beweisen darf, dass er auch in diesem Metier mitreden kann. Hinzu kommt eine Reihe guter Schauspiel­erinnen: Sandra Hüller, Jördis Triebel, Jella Haase, Alexandra Maria Lara und Franka Potente verkörpern mehr als hübsche Randersche­inungen, sondern spielen interessan­te und moderne Charaktere. Doch, wie auf jeder Reise gibt es auch hier ein paar Durchhänge­r.

25 km/h. Regie: Markus Goller. Mit Lars Eidinger, Bjarne Mädel, Sandra Hüller. Deutschlan­d 2018. 116 Minuten. FSK ab 6.

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FOTO: DPA Ungleiches Bruderpaar: Lars Eidinger als Christian (l.) und Bjarne Mädel als Georg in Markus Gollers „25 km/h“.

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