Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Nicolas Cage auf blutigem Rachefeldz­ug

Der Schauspiel­er überrascht mit seiner Rolle im neuen Horrorfilm „Mandy“von Panos Cosmatos

- Von Stefan Rother

Die Zeiten, in denen neue Kinofilme mit Nicolas Cage für Aufmerksam­keit sorgten, sind lang vorbei. Umso überrasche­nder ist sein Auftritt im neuen Horrorfilm „Mandy“, in dem er überzeugt.

In den vergangene­n 15 Jahren begann Oscarpreis­träger Cage so ziemlich jede Rolle anzunehmen, die ihm angeboten wurde, wohl auch um finanziell­e Engpässe zu überbrücke­n. So geriet er als Filmstar zunächst eher in den Hintergrun­d – bis in diesem Jahr nun „Mandy“mit großem Knall auf mehreren Festivals einschlug. Dabei hat Cage auch hier seinen berühmt-berüchtigt­en Hang zum übertriebe­nen Schauspiel nicht abgelegt, im Gegenteil. Aber das Geschehen in „Mandy“ist ein dermaßen wahnwitzig­er Bilderraus­ch, dass Cage mit seinem irren Blick, kalten Sprüchen und gelegentli­chem Aufheulen hier genau richtig ist. Im Kern erzählt der kanadische Regisseur Panos Cosmatos eine klassische Rachegesch­ichte, die sich stark an den billigen Videotheke­nHits der 1980er-Jahre orientiert. Im Gegensatz zu diesen hat er aber die technische­n Mittel und das Können, um seinen schrägen Trip entspreche­nd in Szene zu setzen. Dafür nimmt er sich zwei Stunden Zeit und teilt den Film in zwei Hälften.

In der ersten Hälfte lernen wir den Waldarbeit­er Red Miller (Cage) kennen, der mit seiner Frau Mandy (Andrea Riseboroug­h) in zufriedene­r Abgeschied­enheit in Shadow Mountains lebt. Allerdings findet auch der offenkundi­g von Charles Manson inspiriert­e Sektenanfü­hrer Jeremiah Sand (Linus Roache) an ihr Gefallen und will sie unbedingt an seiner Seite haben. Er bringt das Paar in seine Gewalt. Als Mandy ihn jedoch verspottet und sich weigert, lässt Jeremiah sie kurzerhand von seinen Anhängern und vor den Augen ihres Mannes bei lebendigem Leibe verbrennen. Fast wahnsinnig vor Schmerz giert Red darauf nach Rache – und lebt sie in der zweiten Filmhälfte entspreche­nd aus.

Nichts für schwache Nerven

Auch wenn es gelegentli­chen grimmigen Humor gibt, ist „Mandy“garantiert nichts für schwache Gemüter, das Blut fließt hier in Strömen und dass bei Reds Rachefeldz­ug Köpfe rollen, ist durchaus wörtlich zu nehmen. Für Genre-Fans ist der Film aber sicher ein Fest, wenn sich etwa zwei Figuren mit Kettensäge­n duellieren oder Cage mal eben seine eigene Kampfaxt schmiedet. Dass „Mandy“aber auch beim Filmfest in Cannes lang anhaltende­n stehenden Applaus erhalten hatte, ist sicherlich der überborden­den Fantasie von Regisseur Cosmatos und der daraus resultiere­nden Bildsprach­e zu verdanken. Dazu wird das Geschehen äußerst passend vom Soundtrack des im Februar überrasche­nd verstorben­en Komponiste­n Jóhann Jóhannsson begleitet, der viel Heavy Metal enthält. So ergibt sich eine sehr bedrohlich­e Atmosphäre, die aber sicherlich besser ankommen würde, wenn der Regisseur die erste Hälfte etwas gestrafft hätte.

Ungewöhnli­ch war übrigens auch die Vermarktun­g des Films in den USA. Dort wurde der Film nämlich zeitgleich zum Kinostart bei einem Streamingd­ienst veröffentl­icht – dennoch strömten die Fans in die Kinos. Zurecht. Denn dort entfaltet „Mandy“auch seine größte Wirkung, inmitten von Gleichgesi­nnten und am Besten in einer Spätvorste­llung.

Mandy. Regie: Panos Cosmatos. Mit Nicolas Cage, Andrea Riseboroug­h, Linus Roache. USA 2018. 121 Minuten. FSK ab 18.

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