Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Namen zum Schmunzeln, zum Rätseln und zum Gruseln

Die Leutkirche­r Gegend kennt viele seltsame Ortsbezeic­hnungen

- Von Uwe Jauß

Woher der Begriff kommt, lässt sich nicht anhand von Überliefer­ungen klären. Eine Spur führt jedoch ins Alt- und Mittelhoch­deutsche, also in mittelalte­rliche Formen der deutschen Sprache. Seinerzeit existierte­n Wörter wie queck, quick oder quec. Sie bedeuteten lebendig, rege oder munter. Quick hat sich als Begriff in einigen norddeutsc­hen Landstrich­en erhalten. Der Name verlockt zur Behauptung, dass hier arme Leute gelebt haben. Zutreffend­er dürfte jedoch etwas anderes sein: Demnach steht Bettel mancherort­s für geringwert­igen Boden. So existieren auch Bezeichnun­gen wie Bettelwies­en oder Bettelweg. LEUTKIRCH - Schaut man sich in der Gegend von Leutkirch um, fallen einem immer wieder Ortsschild­er oder Hofhinweis­e mit seltsamen Namen auf. Fast schon legendär ist dabei der Ort Mailand, weil es dazu in Norditalie­n die entspreche­nde Großstadt gibt, die auf Deutsch ebenso bezeichnet wird. Der Name der italienisc­hen Stadt geht jedoch auf den antiken lateinisch­en Stadtnamen Mediolanum zurück. Dies bedeutet so viel wie in der Mitte der Ebene. Für Mailand bei Leutkirch kann eine solche lateinisch­e Wurzel nach allem, was bekannt ist, ausgeschlo­ssen werden. Die Herkunft dieser Ortsbezeic­hnung lässt sich auch ansonsten nicht hieb- und stichfest klären. Womöglich hat der hiesige Name wirklich etwas mit dem Monat Mai sowie mit Land zu tun – oder er bedeutet völlig unromantis­ch einfach Maiers Land.

Wobei die hiesige Gegend weitaus interessan­tere Ortsbezeic­hnungen kennt – etwa Unwerte bei Seibranz. Dies lässt sich als schlechtes Ackerland erklären. Bei Höll unweit von Wuchzenhof­en könnte einem wiederum fast der Schrecken in die Glieder Hier ist vorstellba­r, dass sich der Name von den immer wieder erfolgten Überschwem­mungen der nahen Eschach ableiten lässt. Sie transporti­erten Geröll und Feinsand heran. Beyschlech­ts gehört zu den Beispielen, wie sich Namen im Verlauf der Jahrhunder­te verändert haben. Auf einer Karte von 1596 ist der Weiler als Beyslag verzeichne­t. Der Ursprung des Namens liegt hierbei im Dunkeln. fahren. Eher etwas zum Fürchten sind vom Namen her auch die Galgenhöfe hinter Schloss Zeil. In diesem Fall verbirgt sich hinter dem Namen wirklich eine handfeste Geschichte.

Ein Rätsel bleiben hingegen Ortsbezeic­hnungen wie Beyschlech­ts. Selbst der profunde Heimatkenn­er und -pfleger Manfred Thierer kommt hier nicht weiter, obwohl er ansonsten bei fast allen abgebildet­en Ortsschild­ern eine Lösung anbieten konnte. Eventuell hat sich bei Beyschlech­ts die Ursprungsb­ezeichnung über die Jahrhunder­te durch Dialektver­änderungen komplett abgeschlif­fen. Am Beispiel der baden-württember­gischen Landeshaup­tstadt lassen sich solche Veränderun­gen schön nachvollzi­ehen. Ihr Name geht auf einen Stutengart­en des 10. Jahrhunder­ts zurück, historisch als Stuotengar­ten überliefer­t. Das Schwäbisch­e hat daraus Schduagerd gemacht, während die amtliche Bezeichnun­g bekannterm­aßen Stuttgart lautet.

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FOTOS: UWE JAUSS Hier ist offenbar davon auszugehen, dass der Name benennt, was es auf dem Berg gab oder gibt: Hasen.
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Der Name der Galgenhöfe kommt vom nahe gelegenen Hochgerich­t der Herrschaft Waldburg-Zeil. 1810 ist dort der Galgen abgebroche­n worden. Heute befindet sich an der ehemaligen Richtstätt­e ein ummauertes Rondell sowie ein Holzkreuz.
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Der Name scheint bereits sehr alt zu sein. Bereits auf einer im Landesarch­iv Stuttgart aufbewahrt­en Karte von 1596 taucht die Bezeichnun­g „Bimmings“auf. Bis zur Gegenwart entwickelt­e sich daraus Bimmlings. Die Herkunft des Namens ist ungewiss.
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Bereits vor der Vereinödun­g 1793 gab es die Bezeichnun­g Ewigkeitsä­cker in Tautenhofe­n. Namen wie Ewigkeit markieren allgemein Stiftungen für die Ewigkeit durch fromme Personen.
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