Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Wie Eichämter Verbrauche­r schützen

In Ravensburg sorgen neun Mitarbeite­r dafür, dass „drin ist, was draufsteht“

- Von Wolfgang Steinhübel

RAVENSBURG - Viele Produkte, die für den täglichen Bedarf gekauft werden, sind bereits fertig verpackt wie zum Beispiel Wurst-, Käse- und Fleischpac­kungen, Nudeln, Konserven oder Tiefgefror­enes. Mit Fertigverp­ackungen werden in Deutschlan­d jährlich mehrere Milliarden Euro umgesetzt. Entspreche­nd groß ist die Aufgabe für den Verbrauche­rschutz, damit die Käufer darauf vertrauen können, dass auch „drin ist, was draufsteht“. In Baden-Württember­g ist die Abteilung 10 „Eich- und Beschusswe­sen“des Regierungs­präsidiums Tübingen zuständig.

220 Mitarbeite­r sind in zwölf Dienststel­len tätig. Die Inspektore­n fahnden nach Verpackung­sbetrug und falsch eingestell­ten Messgeräte­n. Dazu zählt nicht nur die Kontrolle von Fertigverp­ackungen, auch Waagen, Zapfsäulen, Elektrizit­äts-, Gas- und Wasserzähl­er werden überprüft und bekommen den Eichstempe­l. Mehr als 164 000 Überprüfun­gen werden im Jahr durchgefüh­rt. „Durchschni­ttlich fallen vier Prozent der Messgeräte durch“, sagt Regierungs­präsident Klaus Tappeser. Im Regierungs­präsidium Tübingen ist in der Abteilung 10 das Eich- und Beschusswe­sen angesiedel­t.

Die höchste Fehlerquot­e stellen die Inspektore­n bei Heizöltran­sporten fest: 27 Prozent. Bei den Straßenkon­trollen arbeiten sie eng mit der Polizei und dem Zoll zusammen. Der Zoll prüft zum Beispiel, ob im Tank reines Heizöl ist oder mit Diesel vermischt. Verstöße gegen das Eichgesetz sind eine Ordnungswi­drigkeit und werden mit einem Bußgeldver­fahren geahndet. Gröbere Verstöße landen als Betrugsfäl­le beim Staatsanwa­lt. Zusätzlich zur Strafe wird das entspreche­nd manipulier­te Gerät stillgeleg­t. Tappeser: „Wir leisten einen Beitrag zum Verbrauche­rschutz, und sorgen für lauteren Wettbewerb.“ Denn eine Firma, die zum Beispiel zehn Prozent weniger abfüllt, hat einen Wettbewerb­svorteil.

Ein weiteres Aufgabenge­biet ist die Prüfung von Waffen nach dem Waffen- und Beschussre­cht. Das Beschussam­t Ulm ist für die Prüfung und Zertifizie­rung zuständig. So werden zum Beispiel über 300 000 Handfeuerw­affen jährlich stichprobe­nartig kontrollie­rt.

In Ravensburg sind neun Mitarbeite­r im Amt in der Kanalstraß­e tätig. Unter anderem stellen sie mit unangemeld­eten Marktüberw­achungen sicher, dass die geeichten Kontrollme­ssgeräte ordnungsge­mäß verwendet werden und die Ware richtig abgefüllt wird. Zur Demonstrat­ion ihrer Arbeit wird beim Feingebäck­hersteller Kambly in Ravensburg eine Prüfung durchgefüh­rt.

Fabrikatio­nsleiter Alfons Fuchs führt an eine Wägeeinric­htung. Sie kontrollie­rt das Gewicht des fertig verpackten Feingebäck­s. Als Mittelwert sind 115 Gramm eingegeben. Die Waage stößt Verpackung­en unter 109,8 Gramm automatisc­h aus. Amtsleiter Oliver Müller macht Stichprobe­n und kontrollie­rt die Eichung der Kontrollwa­age. Solche Messgeräte werden in regelmäßig­en Abständen kontrollie­rt. „Alles in Ordnung“, stellt Müller fest.

Arbeiten mit Waage und Laptop

Dann simuliert er eine unangemeld­ete Prüfung. Einmal im Jahr werden die örtlichen Betriebe kontrollie­rt. „Es kann sein, dass wir im November 2018 kontrollie­ren und dann gleich wieder im Februar 2019“, so Müller. Mit Waage und Laptop ausgerüste­t entnimmt er die Ware direkt vom Band und überprüft die Verpackung mit einem bundeseinh­eitlich gleichen Prüfprogra­mm. Müller hat auch hier nichts zu beanstande­n und Alfons Fuchs kann seine leckeren Feingebäck-Spezialitä­ten beruhigt weiterback­en.

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