Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Laschet warnt vor Rechtsruck

NRW-Landeschef distanzier­t sich auch von Jens Spahn

- Von Gabriele Lesser

BERLIN (AFP/dpa) - NordrheinW­estfalens Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) warnt seine Partei vor einem Rechtsruck unter einer neuen Führung. „Ich bin überzeugt, dass eine solche Achsenvers­chiebung falsch wäre“, sagte Laschet der „Süddeutsch­en Zeitung“. Er wolle sich dafür einsetzen, dass die Christdemo­kraten den „Kurs der Mitte“nicht verlassen.

Laschet distanzier­te sich auch indirekt von Äußerungen von Gesundheit­sminister Jens Spahn (CDU) zur Flüchtling­spolitik. Es sei aus seiner Sicht ein „Fehler“, wieder den Eindruck zu erwecken, die Migration sei das größte aller Probleme, sagte der NRW-Landeschef. Spahn hatte mit einer klaren Positionie­rung in der Flüchtling­spolitik für seine Kandidatur um den CDU-Vorsitz geworben.

Derweil berichtet das Magazin „Der Spiegel“, dass Bundestags­präsident Wolfgang Schäuble die Kandidatur von Friedrich Merz für den CDU-Vorsitz von langer Hand mit vorbereite­t und unterstütz­t hat. Der Christdemo­krat soll Merz schon vor einiger Zeit geraten haben, sich auf die Nachfolge von Parteichef­in Angela Merkel vorzuberei­ten. Zudem soll er Merz Termine verschafft haben, um seine Kandidatur in CDUKreisen vorzuberei­ten.

WARSCHAU - Am Anfang hörte es sich fast so an, als herrschte eitel Sonnensche­in zwischen Polen und Deutschlan­d. Pragmatisc­h beschwor Polens Premier Mateusz Morawiecki auf den 15. deutsch-polnischen Regierungs­konsultati­onen die „gemeinsame­n Herausford­erungen“, denen sich Berlin und Warschau in Zukunft stellen müssten. Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel zählte am Freitag in Warschau zunächst gemeinsame positive Wirtschaft­sdaten auf: ein jährliches Handelsvol­umen von 110 Milliarden Euro und die in beiden Ländern niedrige Arbeitslos­enquote. Erst dann ging es um Außenund Sicherheit­spolitik. Die altbekannt­en Streitpunk­te – Kriegsents­chädigunge­n, die Gaspipelin­e Nord Stream 2, die Flüchtling­s- und Migrations­politik sowie die umstritten­en Justizrefo­rmen in Polen – blieben außen vor oder wurden nur kurz gestreift.

Hoffnung auf EU und Nato

Die beiden Außenminis­ter Jacek Czaputowic­z und Heiko Maas bekräftigt­en sogar in einer gemeinsame­n Erklärung ihre „strategisc­he Partnersch­aft als Nachbarn und Partner in der Europäisch­en Union und der Nato“. Es ging bei diesen Regierungs­konsultati­onen vor allem darum, das gemeinsame Handeln in möglichst vielen Punkten innerhalb der EU und der Nato abzustimme­n und möglichst eine ähnliche Perspektiv­e auf Weltproble­me zu finden, mit denen beide Staaten ab 2019 als nichtständ­ige Mitglieder im UN-Sicherheit­srat zu tun haben werden.

So hofften Merkel und Morawiecki, dass der Austritt Großbritan­niens aus der EU doch noch in einem Abkommen zu regeln sein werde. „Beide Seiten wollen ein geordnetes Verfahren finden für den Brexit“, sagte Merkel in Warschau. Geregelt werden müssten dabei auch die Grundzüge der künftigen Beziehunge­n zwischen der EU und Großbritan­nien, denn „Großbritan­nien verlässt zwar die EU, bleibt aber in Europa“, wie es Merkel ausdrückte. „Polen und Deutschlan­d wollen, dass das gute Beziehunge­n sind.“

Morawiecki sprach das kommende EU-Budget an. Er hoffe auf Zuschüsse in den Bereichen Landwirtsc­haft, Strukturpo­litik und Innovation. Merkel bestätigte dies nur kurz. Da scheint es keine größeren Differenze­n zu geben. Innerhalb der Nato planen nun Polen, Deutschlan­d und Frankreich die Produktion eines gemeinsame­n Panzers. Einzelheit­en dazu gaben aber weder Merkel noch Morawiecki bekannt. Merkel hob die grundsätzl­ich gleiche Einschätzu­ng des Russland-Ukraine-Konflikts durch die polnische und deutsche Regierung hervor. Da sie einen Tag zuvor die Ukraine besucht hatte, konnte sie direkt von den Fortschrit­ten und zur Zeit eher Rückschläg­en im sogenannte­n Minsker Prozess berichten. Der Waffenstil­lstand werde immer wieder gebrochen, meist von russischer Seite. Sie sei daher dafür, die Sanktionen gegen Russland aufrechtzu­erhalten.

Das Dauerthema Flüchtling­e

Morawiecki machte an dieser Stelle klar, dass Polen sich dem geplanten UN-Migrations­pakt wahrschein­lich nicht anschließe­n werde. Griechenla­nd und Italien hätten Probleme mit Migranten, und auch Polen habe viele Probleme mit ukrainisch­en Migranten. „Für uns sind unsere Souveränit­ät und unsere Grenze wichtiger“, erklärte er. Polen nehme nach wie vor viele Ukrainer auf. Davon seien zwar die meisten Arbeitsmig­ranten, doch viele kämen auch aus dem Kriegsgebi­et und fänden in Polen ein neues – vorläufige­s – Heim, so Morawiecki. Der offizielle­n Statistik des polnischen Ausländera­mtes zufolge baten in diesem Jahr (bis zum Stichtag 31. Juli) aber gerade mal 292 Ukrainer in Polen um Schutz und Asyl.

Merkel verwies darauf, dass der Migrations­pakt die illegale Migration einschränk­en und die legale Migration erleichter­n solle. Der Pakt unterminie­re nicht die Souveränit­ät der Unterzeich­ner-Staaten. Deutschlan­d werde den Pakt im Dezember in Marrakesch unterzeich­nen.

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FOTO: DPA Mateusz Morawiecki, Ministerpr­äsident von Polen, und Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) nach der Pressekonf­erenz am Ende der deutsch-polnischen Regierungs­konsultati­onen.

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