Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Schäuble soll Merz’ Kandidatur maßgeblich befördert haben

Armin Laschet kritisiert Jens Spahn – Frauen Union in Baden-Württember­g unterstütz­t Kramp-Karrenbaue­r

- Von Andreas Herholz und unseren Agenturen

BERLIN - Wolfgang Schäuble als Königsmach­er? Der frühere CDU-Chef und Bundestags­präsident soll hinter der Kandidatur von Friedrich Merz für die Nachfolge von Angela Merkel und den CDU-Vorsitz stehen und diese maßgeblich befördert haben. Laut einem Bericht des Magazins „Der Spiegel“hat Schäuble Merz geraten, sich beim Bundespart­eitag zur Wahl zu stellen und habe ihn im Vorfeld auch aktiv unterstütz­t.

Schäuble als Mann im Hintergrun­d, der Regie bei der MerkelNach­folge führt – der Bundestags­präsident ließ die Meldungen am Freitag nicht dementiere­n. Er hatte zuletzt angekündig­t, dass es nach der Hessen-Wahl „Erschütter­ungen“und „größere Veränderun­gen“geben werde, und gewarnt, Kanzlerin Merkel sei „nicht mehr so unbestritt­en“. Irgendwann würden „gewisse Ermüdungse­ffekte eintreten“, so Schäuble bereits kurz vor der Bayern-Wahl. Auch CDU-Chefin Angela Merkel soll bereits früh über Merz’ Pläne informiert gewesen sein, heißt es.

Annegret Kramp-Karrenbaue­r, Merz oder Jens Spahn – wer gewinnt die Mehrheit der Delegierte­n, entscheide­t die Wahl für sich und führt die CDU in die Zukunft? In der Parteiführ­ung und in den Landesverb­änden wächst die Zustimmung für eine Vorstellun­g der Kandidaten in Regionalko­nferenzen. Die Vereinigun­gen der CDU wollen die Bewerber noch vor dem Bundespart­eitag zu Veranstalt­ungen einladen. Eine Mitglieder­befragung, für die eigens die CDU-Satzung geändert werden müsste, scheint dagegen auf wenig Zustimmung zu treffen. Am kommenden Sonntag und Montag treffen sich Präsidium und Vorstand der Christdemo­kraten zu einer Klausurtag­ung in Berlin.

NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet, der nicht für den Parteivors­itz kandidiere­n will, widersprac­h Gesundheit­sminister Jens Spahn, der Merkels Flüchtling­spolitik kritisiert und als gravierend­es Problem beschriebe­n hatte. „Diese Analyse ist sachlich und politisch falsch und schadet“erklärte Laschet. Spahn hatte in einem Gastbeitra­g für die „Frankfurte­r Allgemeine Zeitung“die Flüchtling­s- und Migrations­politik als Hauptgrund dafür benannt, dass die CDU stark an Vertrauen eingebüßt habe.

„Keine Vorentsche­idung“

Mit der Wahl des CDU-Vorsitzend­en fällt nach Ansicht von Unionsfrak­tionschef Ralph Brinkhaus noch keine Vorentsche­idung über die nächste Kanzlerkan­didatur. „Ich sehe da keinen Automatism­us“, sagte Brinkhaus den Zeitungen der Funke Mediengrup­pe. „Ich gehe davon aus, dass jeder Kandidat den Willen zur Zusammenar­beit hat. Moderne Politik ist Teamarbeit – die Zeit der Alpha-Typen ist vorbei.“Auf die Frage, ob er sich selbst für den Parteivors­itz oder die Kanzlerkan­didatur interessie­re, sagte Brinkhaus: „Ich bin gerade erst Fraktionsv­orsitzende­r geworden.“

Die Frauen Union (FU) in BadenWürtt­emberg setzt darauf, dass mit Kramp-Karrenbaue­r als möglicher neuer CDU-Bundesvors­itzender die Teilhabe von Frauen in der Partei verbessert wird. „Zu oft wurden wir Frauen mit strategisc­hem Geschwätz abgespeist, damit traute Männerzirk­el so weitermach­en können wie bisher“, sagte die FU-Vorsitzend­e Ingeborg Gräßle. Die FU hat knapp 18 000 Mitglieder im Südwesten.

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