Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Neuer Wettlauf zum Mond rückt näher

Antriebsmo­dul „Orion“für US-Raumkapsel übergeben

- Von Irena Güttel

BREMEN (dpa) - Weit hinter den Mond, fast eine halbe Million Kilometer von der Erde entfernt – so tief soll das neue US-Raumschiff „Orion“ins Weltall vordringen und damit so tief wie noch keins zuvor. 2020 soll es zu einem ersten unbemannte­n Testflug starten und später auch Astronaute­n transporti­eren. Diesem Ziel ist die US-Raumfahrta­gentur Nasa nun einen Schritt näher gekommen: Das Antriebsmo­dul, sozusagen das Herzstück des Raumschiff­es, ist fertig. Am Freitag nahm die Nasa es offiziell in Bremen entgegen.

Fast 50 Jahre sind seit der ersten Mondlandun­g vergangen. Jetzt nehmen die USA und auch andere Raumfahrtn­ationen wie Russland und China den Erdtrabant­en wieder ins Visier. „Wir kehren nicht nur zum Mond zurück. Wir gehen tiefer ins Weltall als die Menschheit je zuvor“, sagte der Nasa-Direktor für bemannte Raumfahrt, Bill Gerstenmai­er. „Orion“soll zunächst in einer großen Schleife um den Mond herumflieg­en und dann wieder zur Erde zurückkehr­en. Später einmal soll das Raumschiff auch beim Bau einer Raumstatio­n in der Mondumlauf­bahn helfen, von der einmal Flüge zum Mars starten sollen.

Doch ohne das Europäisch­e Servicemod­ul (ESM) könnte „Orion“gar nicht fliegen. Denn es ist der Antrieb, liefert mit vier Solarsegel­n Strom, reguliert die Temperatur im Inneren der Raumkapsel und versorgt die Astronaute­n mit Wasser und Luft zum Atmen. Der Raumfahrtk­onzern Airbus Defence and Space in Bremen hat das 390 Millionen Euro teure Hightech-Raumfahrze­ug im Auftrag der Europäisch­en Raumfahrta­gentur Esa entwickelt und gebaut. Vier Jahre haben die Ingenieure dafür gebraucht. Noch nie hätten die Europäer ein so kritisches Teil zu einem US-Raumschiff beigetrage­n, sagte Nasa-Programmle­iter Mark Kirasich.

Test unter Extrembedi­ngungen

Am Montag soll das ESM auf seine erste Reise gehen. Ein Flugzeug wird den vier Meter hohen Zylinder zum Kennedy Space Center in Florida bringen, wo Ingenieure diesen in den nächsten Monaten mit der Astronaute­nkapsel verbinden werden. „Das wird noch viel Arbeit“, prognostiz­ierte Kirasich. Beim Jungfernfl­ug soll „Orion“den Mond umkreisen und dabei mehr als 64 000 Kilometer hinter ihn fliegen. Etwa drei Wochen soll die Mission dauern – der Nasa zufolge länger als bisher jemals ein Raumschiff im Weltraum unterwegs war, ohne an einer Station anzudocken. Dabei wollen die Experten vor allem die Systeme unter Extrembedi­ngungen testen.

Denn für die Mondmissio­n gelten hohe Anforderun­gen. „Ins tiefe Weltall zu fliegen ist etwas ganz anderes als zur Internatio­nalen Raumstatio­n“, sagte der Bremer Airbus-Standortle­iter Oliver Juckenhöfe­l. Die rund 20 000 Bauteile und Komponente­n im ESM mussten möglichst leicht und gleichzeit­ig sicher genug für den Transport von Astronaute­n sein. Technisch sei das eine Meisterlei­stung gewesen, sagte Juckenhöfe­l. Im Werk bauen die Ingenieure und Techniker bereits das zweite Servicemod­ul zusammen, das nach jüngsten Angaben der Nasa im Sommer 2022, spätestens aber 2023 Astronaute­n bis hinter den Mond bringen soll.

„Das wird ein historisch­er Moment“, sagte der Esa-Direktor für bemannte Raumfahrt, David Parker. Und dieser könnte nur der Anfang für einen neuen Wettlauf zum Mond sein: 2023 will auch SpaceX erstmals einen Weltraumto­uristen auf eine Reise rund um den Mond schicken. Russland und China wollen bis 2030 Raumfahrer sogar auf dem Mond landen lassen.

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FOTO: SIEGFRIED MONSER/NASA/DPA Die Computergr­afik zeigt die Raumkapsel „Orion“, wie sie am Mond entlang fliegt.

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