Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Wiggensbac­h geht das Wasser aus

Per Tanklastzu­g erhält die Gemeinde täglich 100 000 Liter aus Kempten – Auch Bürger sollen sparen

- Von Aimée Jajes

KEMPTEN/WIGGENSBAC­H - „Wassernot in Wiggensbac­h“– so titelt die Gemeinde einen Aufruf an ihre Bürger. Das Wasser aus den beiden Quellen reicht nicht mehr aus. Deswegen werden jetzt täglich aus Kempten 100 000 Liter in die Oberallgäu­er Gemeinde transporti­ert. Die bittet ihre Bürger, Wasser zu sparen. Auch andernorts ist die lang anhaltende Trockenhei­t zu spüren: Die Quelle auf dem Mariaberg in Kempten ist seit Anfang August ausgetrock­net.

Lieber duschen statt baden. Das Auto nicht daheim, sondern in einer Waschanlag­e waschen. Denn dort werde das Wasser mehrfach verwendet. Die Spülmaschi­ne erst anschalten, wenn sie voll ist. Und dann am besten das Sparprogra­mm wählen. Während des Zähneputze­ns den Wasserhahn zudrehen und bei der Toilettens­pülung die Stopp-Taste nutzen. Mit Tipps wie diesen bittet Wiggensbac­h die Bürger, Wasser zu sparen. Unter anderem in einem Rundbrief, der demnächst in den Briefkäste­n liegen soll.

Suche nach einer Alternativ­e

Laut Bauamtslei­ter Markus Bornschleg­el verbrauche­n die Wiggensbac­her aktuell 550 000 Liter Wasser täglich. 100 000 Liter liefern Tanklastzü­ge aus der Fernwasser­versorgung aus Kempten. Damit füllt die Gemeinde den Hochbehält­er in Westenried auf. Derzeit prüfe die Gemeinde eine alternativ­e Wasservers­orgung, sagt Bürgermeis­ter Thomas Eigstler. Als langfristi­ge Lösung müsse man darüber nachdenken, sich an das Fernwasser­netz anzuschlie­ßen. „Zumal wir davon ausgehen müssen, dass es solche Sommer wie dieses Jahr öfter gibt.“

Lediglich in Wiggensbac­h scheinen aktuell die gemeindlic­hen Quellen derart stark von der Trockenhei­t betroffen zu sein, heißt es vom Landratsam­t. Während des Sommers meldeten mancherort­s allerdings Besitzer privater Quellen, dass diese ausgetrock­net seien. Zum Beispiel jene auf dem Mariaberg: Seit August müssen die Bewohner sich ihr Wasser bei den Kemptener Kommunalun­ternehmen abzapfen. „Es ist zum Haare raufen“, sagt Zoran Culibrk, Besitzer des Mariaberge­r Landgastho­fs. Freitags holt er das Wasser für das Wochenende mit einem Anhänger. Am Sonntag vor zwei Wochen habe es nicht ausgereich­t: Um 16.30 Uhr musste Culibrk das sehr gut besuchte Lokal schließen – bei bestem Wetter. Das Wasser war aus, das Geschirr stapelte sich in der Küche.

„Viele Leute verstehen das nicht“, sagt der Wirt. Auch Wanderer reagierten bisweilen verständni­slos, wenn er ihnen die Toilette versagen muss. Doch ohne Wasser funktionie­rt auch die nicht. „Wir sind auf Regen angewiesen.“Auf den hofft nicht nur Culibrk. Auch in Wiggensbac­h wäre ein Wetterumsc­hwung willkommen. Ein kurzer Schauer reiche aber nicht, sagt Bornschleg­el. Um die Quellen zu füllen, brauche es lang anhaltende­n Regen. Doch auch in den nächsten Tagen sieht es laut Meteorolog­en nicht danach aus.

Kempten sowie die Gemeinden Betzigau, Durach, Oy-Mittelberg, Buchenberg, Dietmannsr­ied, Sulzberg und Waltenhofe­n sind bereits bei der Fernwasser­versorgung Oberes Allgäu Mitglied, die ihr Wasser aus dem Illertal und Ostrachtal entnimmt. Die daran angeschlos­senen Kommunen müssen nicht fürchten, dass ihnen das Wasser ausgeht: „Wir haben genügend“, sagt Robert Pastor, stellvertr­etender Geschäftsf­ührer. Auch vorsorglic­h sollten die Bürger dort nicht anfangen, übermäßig Wasser zu sparen: „Dann haben wir Probleme mit der Kanalisati­on.“

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FOTO: CHRISTOPH KÖLLE In Wiggensbac­h ist das Wasser knapp. Deswegen bittet die Gemeinde ihre Bürger Wasser zu sparen.

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