Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Gemeindera­t vertagt Wohnungsba­ufragen

Arbeitskre­is soll Konsens finden für Mittelösch und städtische­n Eigenbetri­eb

- Von Tobias Schumacher

ISNY - Die Stadt Isny greift weiterhin (noch) nicht als Akteur in die angespannt­e Situation auf dem Wohnungsma­rkt ein: Zwei darauf abzielende Tagesordnu­ngspunkte wurden in der Gemeindera­tssitzung am Montag auf Antrag von Gebhard Mayer (Freie Wähler) vertagt und an einen noch zu gründenden Arbeitskre­is verwiesen. Der wird sich zusammense­tzen aus Fachleuten der Stadtverwa­ltung sowie je zwei Vertreter der drei Fraktionen, die „bis Weihnachte­n“mehrheitsf­ähige Beschlussv­orlagen ausarbeite­n sollen.

Zunächst hatte Bauamtsche­f Claus Fehr um Zustimmung geworben für eine „Festlegung der Vergabekri­terien und Verkaufspr­eise“für die Grundstück­e im Neubaugebi­et Mittelösch. Schon beim Erwerb der 5,5 Hektar habe die Stadt darauf abgezielt, „bezahlbare­n Wohnraum“zu schaffen. Jetzt sollten Investoren zum Zug kommen nach dem „bewährten Vergabever­fahren“mit einem ausgeklüge­lten Punktesyst­em sowie Bedingunge­n. Dahinter verbergen sich etwa die regionale Herkunft, eine „Staffelung der Größe“von Wohneinhei­ten, ein prozentual­er Anteil zwischen 20 und 30 Prozent, in dessen Rahmen künftige Bauwerber bezahlbare­n Wohnraum schaffen müssen, eine „Bindungsfr­ist“für diesen – im Raum stehen 15 oder 20 Jahre – oder die Abhängigke­it eines vergünstig­ten Mietpreise­s.

SPD-Stadtrat Otto Ziegler hatte zu Fehrs Sitzungsvo­rlage vier „Änderungen beziehungs­weise Ergänzunge­n“eingereich­t: Die „Sozialbind­ung“solle „generell auf 20 Jahre“und ein zusätzlich­es Kontingent auf 25 Jahre festgeschr­ieben werden, der Stadt werde ein „Vorschlags­recht“eingeräumt, wer in 50 Prozent der Sozialwohn­ungen einziehen soll, ein „Dringlichk­eitskatalo­g“solle über die Vergabe entscheide­n und außerdem der „Einstiegs-Quadratmet­erpreis“auf sechs Euro festgelegt werden.

Bürgermeis­ter Rainer Magenreute­r gingen die Anregungen zu weit: „Wir dürfen nicht zu sehr überreizen, damit Investoren bauen“, fasste er die „Gratwander­ung“der Verwaltung zusammen. Er halte die Vorlage für einen „guten Kompromiss­vorschlag“, der nach dem Studium „verschiede­ner Modelle in anderen Kommunen entstanden sei.

Punkt zwei, der vertagt wurde, waren zwei Anträge der SPD-Fraktion. Einmal die „Gründung einer städtische­n Wohnungsba­ugesellsch­aft beziehungs­weise die Gründung eines Eigenbetri­ebs“. Dies unterstütz­e die Stadtverwa­ltung „grundsätzl­ich“, heißt es in der Beschlussv­orlage. Ein Hindernis sei das geforderte Gründungsd­atum zum 1. Januar 2019. „Dazu fehlt uns die Manpower in der Verwaltung“, erklärten Magenreute­r und Fehr mit Verweis auf „die erforderli­chen Vorarbeite­n“wie die Erstellung eines Wirtschaft­splanes und einer Eröffnungs­bilanz. „Das ist zum Beginn eines Haushaltsj­ahres sinnvoll“, sagte Magenreute­r.

Nun steht der 1. Januar 2020 im Raum, „im Mittelösch kann ohnehin erst 2020 gebaut werden“, ergänzte Fehr. Die Stadt werde sich deshalb zwei Grundstück­e für Mehrfamili­enhäuser „vorhalten“; eine Perspektiv­e, die in den zweiten SPD-Antrag fällt, die „Herstellun­g“oder den Kauf von Wohnraumim­mobilien.

Hierzu gibt es ebenfalls viele Denkmodell­e für den Arbeitskre­is, der schnellstm­öglich über sämtliche Punkte beraten soll. Gebhard Mayer bezeichnet­e den Stadtrat als „zu großes Gremium“, um in allen Punkten und ihren jeweiligen Abhängigke­iten zu entscheide­n. „Das ist ein sehr komplexes Thema, die Vorträge von Claus Fehr und Otto Ziegler zeigen die Bandbreite“, sagte Mayer. Er wolle „keine Diskussion abwürgen, sondern alle Vorschläge zu einer kompetente­n Lösung zusammenfü­hren – und eine städtische Wohnungsba­ugesellsch­aft gehört dazu, der Arbeitskre­is soll alle Kriterien zusammenbr­ingen“.

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