Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

An Alkohol führt im TV kein Weg vorbei

Im Fernsehen ist die Droge prägender Bestandtei­l – Erschrecke­nde Studienerg­ebnisse

-

BERLIN/WÜRZBURG (dpa) - Hier ein Pils, da ein Sekt – Alkohol ist aus dem deutschen Fernsehen kaum wegzudenke­n. Das zeigt eine neue Studie im Auftrag der Bundesdrog­enbeauftra­gten Marlene Mortler (CSU) und des Gesundheit­sministeri­ums. So wird in vielen Sendungen über Alkohol gesprochen, er ist zu sehen oder wird getrunken. „Da Jugendlich­e immer noch in einem hohen Maß Fernsehinh­alte rezipieren, ist folglich davon auszugehen, dass die Darstellun­g von Drogen und Süchten im Fernsehen einen negativen Sozialisie­rungseffek­t auf Jugendlich­e haben kann“, heißt es in der Untersuchu­ng von Wissenscha­ftlern der Universitä­t Würzburg.

Sichtbar oder Gesprächst­hema

Die Wissenscha­ftler haben für die Studie „Die Darstellun­g von Drogen und Sucht im deutschen Fernsehen“eine Woche lang das Programm der für deutsche Jugendlich­e acht wichtigste­n deutschen Fernsehsen­der zwischen 13 und 22 Uhr ausgewerte­t. Danach ist Alkohol in 35,9 Prozent der Sendungen ein Gesprächst­hema. In 61,7 Prozent aller Sendungen ist er in irgendeine­r Form sichtbar – im Vordergrun­d oder im Hintergrun­d, etwa in einer Bar, in Flaschen oder in Gläsern.

Insgesamt ist Alkohol dabei den Daten zufolge in den privaten Sendern stärker präsent als in den öffentlich-rechtliche­n. Illegale Drogen sind dagegen selten Thema.

Getrunken wird Alkohol in 39,4 Prozent der Sendungen. Dabei stellten die Wissenscha­ftler allerdings fest, dass in vielen Sendungen zwar davon auszugehen sei, dass jemand Alkohol konsumiert, der Moment des Trinkens aber nicht gezeigt wird. Wenn es um Alkohol im Fernsehen geht, dann dreht es sich am häufigsten um Bier, gefolgt von Wein und Sekt.

„Die Studie zeigt in erschrecke­nder Weise auf, welche Präsenz Alkohol und Alkoholkon­sum gerade im privaten Fernsehen haben“, sagte die Bundesdrog­enbeauftra­gte Marlene Mortler den Zeitungen der Funke Mediengrup­pe. „Es gibt Sender, bei denen in vier von fünf Sendungen alkoholisc­he Getränke zu sehen sind. Die Botschaft, die davon ausgeht, ist doch klar: Ohne Alkohol geht es nicht!“

Dieses Signal sei besorgnise­rregend. „Die Wissenscha­ft zeigt heute deutlich, dass derjenige, der im Fernsehen dauernd mit Alkohol konsumiere­nden Protagonis­ten konfrontie­rt wird, auch im realen Leben leichter zur Flasche greift.“

 ?? FOTO: DPA ?? In 61,7 Prozent aller TV-Sendungen ist Alkohol zu sehen.
FOTO: DPA In 61,7 Prozent aller TV-Sendungen ist Alkohol zu sehen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany