Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Digitale Zukunft spielt auch in Leutkirch
Zukunftszentrum Allgäu-Oberschwaben ist eröffnet – Digitalwerkstatt mit modernen Technologien
LEUTKIRCH - Riesige Leinwände, Bildschirme und zahlreiche Stationen mit modernen Technologien zum Eintauchen in „digitale Welten“– das kennzeichnet die neuen Räume im ehemaligen Telekom-Gebäude nahe des Leutkircher Bahnhofs. Am Freitag ist dort das privat initiierte Digitale Zukunftszentrum AllgäuOberschwaben mit rund 160 Gästen offiziell eröffnet worden. Firmen erhalten bei diesem Konzept beispielsweise in einer Digitalwerkstatt die Gelegenheit, sich von den Möglichkeiten neuer Technologien und künstlicher Intelligenz inspirieren zu lassen.
„Unternehmen sollen sich hier ausprobieren können und schauen, was in Zukunft alles möglich sein wird“, sagt Christian Skrodzki, einer der Initiatoren des Zukunftszentrums. Es gehe darum, sich dem Thema Digitalisierung zu stellen, darin Chancen zu sehen und anderen Menschen zu zeigen, dass Innovation auch im ländlichen Raum stattfinden kann. Neben der Inspiration durch Stationen in der Digitalwerkstatt erhalten Partnerfirmen beispielsweise die Möglichkeit, Workshops mit Experten zu besuchen und Tipps aus der Praxis zu bekommen.
Austausch mit Existenzgründern
Eine wesentliche Rolle im Konzept spielen auch Start-up-Unternehmen. Der Plan sieht vor, dass sogenannte Coworking-Spaces eingerichtet werden. Gemeint sind Bereiche, in denen „gestandene Firmen“mit jungen Existenzgründern in lockerer Atmosphäre zusammenarbeiten und dadurch voneinander profitieren können. Acht Partnerfirmen sind laut Skrodzki mittlerweile gefunden. Dennoch geht die Suche nach interessierten Unternehmen weiter. „Das Ziel sind 15 bis 20 Partner“, meint der Geschäftsmann.
Vor allem im Hinblick auf die Kommunikation sei das ehemalige Telekom-Gebäude die „ideale Fläche“. Für Interessierte stehen Büroräume – auch Waben genannt – in verschiedenen Größen zur Verfügung. Sie sollen zeitweise sowohl von Existenzgründern als auch von Vertretern größerer Firmen angemietet werden. Den Flur, der die Zimmer verbindet, sehen die Initiatoren als „Mixed-Zone“, in der sich die Beteiligten austauschen können.
Direkt vor der offiziellen Eröffnung am Freitag erhielten neun Besucher die Gelegenheit, einen sogenannten Digital-Führerschein abzulegen. Mit dabei: Landtagsmitglied Raimund Haser (CDU), Leutkirchs Oberbürgermeister Hans-Jörg Henle und Josef Hodrus, Vorstandssprecher der Volksbank Allgäu-Oberschwaben. Phil Zinser, neben Christian Skrodzki Hauptinitiator des Zukunftszentrums, brachte den Teilnehmern die Chancen der Digitalisierung näher. Im Anschluss an einzelne Lektionen galt es für die „Schüler“, Prüfungsfragen zu beantworten.
„Arbeitsplatz der Zukunft“
Der Experte stellte etwa den „Arbeitsplatz der Zukunft“vor. Mit nur einem Laptop und einer Virtual-Reality-Brille bestehe die Möglichkeit, sich ein Büro im virtuellen Raum einzurichten, in dem riesige Bildschirme aufgebaut sind. In der Mittagspause könne dann beispielsweise ein virtueller Trip nach München unternommen werden. Mehrfach betonte Zinser, dass viele der Techniken bereits heute nutzbar sind.
Ein weiteres Thema des „Schulunterrichts“: die Künstliche Intelligenz (KI). „Sie wird immer stärker“, ist sich Zinser sicher. Und das in vielen verschiedenen Bereichen wie der Medizin oder im Haushalt. „Was uns von der KI unterscheidet, ist die emotionale Intelligenz und Dinge wie kritisches Denken“, meint der Futurist. Alles andere könne die Künstliche Intelligenz schneller und besser als Menschen.
Einer, der nach eigener Aussage neue Technologien „aufsaugt“, ist Raimund Haser. Er sieht in der Digitalisierung eine große Chance. In seinem Grußwort bei der Eröffnungsfeier des Zukunftszentrums plädiert er dafür, dass die Menschen ihre Angst vor neuen Technologien ablegen und diese hingegen als Bereicherung wahrnehmen.
Ebenfalls von „einer großen Chance“spricht Leutkirchs Oberbürgermeister Hans-Jörg Henle. Er freut sich, dass durch das Zukunftszentrum viel Know-how in die Stadt kommt. „Ich bin glücklich und hoffnungsfroh“, sagt er am Freitag. Das Konzept biete die Möglichkeit, bewährte Konzepte mit neuen Technologien zu verknüpfen. Lob für das Zukunftszentrum gibt’s auch von Landrat Harald Sievers, der das Projekt als „Knüller“und „großes Geschenk“für die Region bezeichnet. Er freut sich, dass ein „positiver Blick“auf die Digitalisierung geworfen wird.
Am heutigen Samstag, 10. November, findet im Digitalen Zukunftszentrum ein Tag der offenen Tür statt. Interessierte erhalten von 10 bis 17 Uhr die Möglichkeit, einen Blick in virtuelle Welten zu werfen.