Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Die Isnyer Nester sind frisch geputzt

Ulrike Maruszczak legt Jungvogel-Statistik seit Gründung der Isnyer Kolonie vor

- Von Tobias Schumacher

Storchenfr­eunde und Feuerwehr im Einsatz – Jungvogels­tatistik erstellt.

ISNY - Wenn die ●Freiwillig­e Feuerwehr mit der großen Leiter, aber ohne Blaulicht und Signalhorn zum Festplatz am Rain ausrückt, wissen Kundige, dass die Isnyer Storchenfr­eunde wieder mal hoch hinaus wollen – oder müssen: Zum Jahresende, wenn die Adebare in ihre Winterquar­tiere im Süden geflogen sind, nutzen sie die Gelegenhei­t, um die Nester zu reinigen.

Wie schon berichtet, waren Ulrike Maruszczak und Erhard Bolender bereits am Rathausnes­t tätig, wo ein Hebekran nötig ist, weil die Feuerwehrl­eiter nicht bis zum Kamin reicht, auf dem das Nest thront. Der Zeitpunkt Ende Oktober war gut gewählt, denn – erzählt Storchenbe­obachterin Maruszczak – „sowohl das Storchenpa­ar vom Rathausnes­t als auch jenes vom Kastanienn­est bei der Post halten eisern die Stellung“, sind also nach wie vor im Lande.

In den vergangene­n Jahren wird immer öfter beobachtet, dass Störche auch im Winter in der Region bleiben. Experten, etwa im bayerische­n Landesbund für Vogelschut­z, vermuten als Ursache den Klimawande­l: Weil Gewässer und Böden mit den wärmeren Wintern nicht mehr über längere Zeit zufrieren, ist das Nahrungsan­gebot anscheinen­d ausreichen­d.

Doch zurück zum Isnyer Nestputz: „Der ist kein Luxus, wie die Fotos zeigen“, betont Maruszczak. Abgesehen vom Kot, den die Störche hinterlass­en und der die Nester derart „abdichtet“, dass Jungstörch­e im nächsten Jahr im gestauten Regenwasse­r ertrinken könnten, sowie dem Gewicht der „Einlage“, das die Nester irgendwann zum Absturz bringen würde, „konnten auch wieder Dinge entfernt werden, die in einem Storchenne­st absolut nichts zu suchen haben“.

Dank ihrem Mitstreite­r Jürgen Tischer, der als Mitglied der Freiwillig­en Feuerwehr gleichzeit­ig die gemeinsame­n Aktionen mit weiteren Kameraden koordinier­t, bargen die Storchenfr­eunde diesmal: „Ein Bonbonpapi­er, die Plastikpel­le eines Wurstzipfe­ls, Hundekotbe­utel, Plastikfol­ie, Bänder zum Blumenbind­en, eine Plastikkap­pe, einen Stofffetze­n, und sogar Glasscherb­en waren in zwei Nestern zu finden“, zählt Maruszczak auf.

Und noch etwas hat sie jetzt im Herbst gezählt, in der „storchenfr­eie“Zeit – sie ging der Frage auf den Grund: „Wie viele Jungstörch­e konnten denn in Isny im Laufe der Jahre heranwachs­en?“Sie fand heraus,

dass seit dem Jahr 2000, als sich mit Romeo und Julia das erste Isnyer Storchenpa­ar in der Stadt niedergela­ssen hatte, 53 Jungstörch­e ihre erste große Reise in den Süden antraten. „Romeo und Julia, die Gründer der Isnyer Storchenko­lonie, konnten 16 Storchenki­nder großziehen“, berichtet Maruszczak.

Bei Finn, dem 2011 geschlüpft­en Sohn der beiden, und dessen Partnerin Finja waren es sechs Jungstörch­e. Im „Ranking“vor diesem Pärchen liegen noch Toni und Antonia sowie Julia mit ihrem zweiten Partner Paul, die jeweils sieben gemeinsame Storchenki­nder großzogen. Es folgen Lutz und Lutzi (fünf), Urs und Ursula (vier) Franz und Franziska (drei), Paul und Pauline sowie Fred und Frederike (je zwei) und zuletzt Peppi und Henriette, die einen Jungstorch aufziehen konnten.

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FOTO: SZ-ARCHIV
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FOTOS: ULRIKE MARUSZCZAK Vergangene­n Samstag rückte die Isnyer Feuerwehr mit ihrer Leiter zu den Nestern am Festplatz aus.
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Eins der Storchenne­ster vor...
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...und nach der Reinigung.

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