Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Freie Wähler gründen in Achberg Kreisverei­nigung

Der parteipoli­tische Teil der Partei ist nun auch im Kreis Ravensburg vertreten

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ACHBERG (gbo) – Am Donnerstag ist in der Achberger Kletterhal­le die Kreisverei­nigung der Freien Wähler Ravensburg gegründet worden. Doch: Es gibt bereits eine Vereinigun­g der Freien Wähler in Ravensburg, die nennt sich Freie Wähler Ravensburg e.V. und ist demnach als Verein organisier­t.

Geschuldet ist die ganze Verwirrung der besonderen Situation der Freien Wähler in Baden-Württember­g. Die bestehen aus zwei Strömungen. Der kommunale Teil der Freien Wähler versteht sich seit seiner Gründung als Gruppe unabhängig­er Kommunalpo­litiker. Ihnen ist vor allem ihre Autonomie von der Bundes- und Landespoli­tik wichtig. Sie sind lose organisier­t im Dachverban­d der Freien Wähler BadenWürtt­emberg, einem reinen Dachverban­d.

Den anderen Teil der Freien Wähler in Baden-Württember­g könnte man als den parteipoli­tischen Flügel bezeichnen. Diese wollen auf Landesund Bundeseben­e und auch in Europa als Partei antreten. Deshalb haben sie sich 2010 aus dem Landesverb­and abgespalte­n. In Bayern sind sie jetzt Koalitions­partner. Sie sind in der Landesvere­inigung der Freien Wähler organisier­t. Deren Vorsitzend­er ist der Achberger Gemeindera­t Klaus Wirthwein. Bei der letzten Landtagswa­hl ist er als Direktkand­idat angetreten, aber gescheiter­t. Er sagt: „Der Erfolg der Freien Wähler aus Bayern wird nach Baden-Württember­g schwappen. Wir müssen deshalb jetzt für die Europawahl­en 2019 rüsten.“

Eine Konkurrenz mit den Freien Wählern Ravensburg e.V. oder auch denen in Wangen sieht er nicht: „Wir wollen, dass die so weiter machen wie bisher und eine unabhängig­e Kommunalpo­litik für die Bürger anbieten.“Seine Partei wolle keinem Vorschrift­en machen, sondern nur dann helfen, wenn ein Thema auf Landeseben­e oder noch höher gelöst werden müsse.

Gemeindera­t Klaus Wirthwein: „Konnten etwas dagegen tun“

Als Beispiel nennt Wirthwein die im bayerische­n Koalitions­vertrag soeben beschlosse­ne Rückkehr zum neunjährig­en Gymnasium. Er sagt: „Die Freien Wähler waren überall gegen das G8, in Bayern konnten wir endlich auch etwas dagegen tun.“

Den Mantel einer Partei wolle man aber keinem überstülpe­n. Lediglich Kooperatio­n sei das Ziel. Dabei schielt man auf den Erfolg der Freien Wähler in den Gemeinden in Baden-Württember­g. Diese sind eine der erfolgreic­hsten Parteien in den kommunalen Parlamente­n. Wirthwein schlägt vor: „Wir können zum Beispiel die Wahlwerbun­g der Freien Wähler für die Kommunalwa­hlen finanziere­n, dafür bekommen wir dann einen Streifen auf den Flyern für die Europawahl.“

Auf der Landeseben­e hat der Dachverban­d der Freien Wähler dieser Kooperatio­n abgelehnt. Wirthwein war auf den Vorsitzend­en des Landesverb­andes Wolfgang Faißt zugegangen. Der aber legt keinen Wert auf Gespräche. „Wir können auf unseren Kanälen mehr bewirken als die kleine parteipoli­tische Splittergr­uppe“, sagte Faißt im Oktober der Stuttgarte­r Zeitung. Die Freien Wähler in Ravensburg und Wangen waren am Freitag für eine Stellungna­hme nicht zu erreichen.

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