Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Ein Rücktritt kommt selten allein

- untermstri­ch@schwaebisc­he.de

In den vergangene­n Tagen sind wir zurückgetr­eten von unserem ursprüngli­chen Plan, mal wieder ein paar Worte über unseren speziellen Freund, den Seehofer Horstl, zu verlieren. Wenn wir etwas gelernt haben, dann, dass der Mann immer für eine Überraschu­ng gut ist. Erst mal abwarten also, ob seine Rücktritts­ankündigun­g als CSU-Vorsitzend­er von Bestand ist. Wir erinnern uns dunkel, dass Seehofer auch als Innenminis­ter schon seinen Rücktritt angekündig­t hat, dann aber vom Rücktritt zurückgetr­eten ist. Von der Rücktritts­ankündigun­g bis zur Rücknahme des Rücktritts sind nur wenige Minuten vergangen.

Verglichen damit hat die Rücktritts­ankündigun­g als CSU-Vorsitzend­er schon erschrecke­nd lange Zeit Bestand. Womöglich hat Seehofer die Absicht, den CSU-Vorsitz tatsächlic­h abzugeben. Sicher kann man sich aber nicht sein – Seehofer ist zu jeder Zeit in der Lage, von Rücktritte­n zurückzutr­eten. Das hat er sich in seinen Ministerve­rtrag schreiben lassen, denn er musste bei Amtsantrit­t geloben, Schaden vom deutschen Volk abzuwenden. Irritieren­d ist, dass Seehofer sich jetzt des Vokabulars des Koalitions­partners SPD bemächtigt hat und plötzlich einen Fahrplan für das Ende seiner Amtszeit ankündigt. Den will er heute bekannt geben. Das lässt Schlimmes befürchten, denn schon der Fahrplan der SPD hat direkt ins Nirwana geführt. Im Übrigen bestätigt das Wort Fahrplan unseren Verdacht, dass der Horstl in Berlin doch arg unter der Trennung von seiner Spielzeuge­isenbahn im heimischen Keller leidet und im Rücktritts­spiel Kompensati­on gefunden hat.

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FOTO: ROLAND RASEMANN In Berlin gibt es einfach kein vernünftig­es Spielzeug für Innenminis­ter.

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