Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

St. Martin, die Geschichte einer guten Tat

Alt und Jung vereint sich um die St. Martinsleg­ende im Altenhilfe­zentrum St. Elisabeth am Schultesbe­rg

- Von Walter Schmid

ISNY - Der Martinsumz­ug in Isny ist in diesem Jahr, wie schon seit einigen Jahren, wieder beim Altenhilfe­zentrum St. Elisabeth beendet worden. Zuvor liefen die Kindergart­enkinder mit ihren selbstgeba­stelten Laternen durch die Straßen und sangen Martinslie­der. Ein Reiter, mit prachtvoll­em Mantel gekleidet, begleitete den Umzug auf seinem Pferd. Er stellte den St. Martin dar, denn ihm zu Ehren wird diese uralte Tradition gefeiert.

Am Altenzentr­um wurden mit Einbruch der Dunkelheit die Senioren in den Hof begleitet und auf Stühlen in warme Decken gepackt. Andere warteten drinnen hinter den Fenstern auf den berittenen St. Martin und auf die St. Josef-Kindergart­enkinder. Auch das Küchenpers­onal stand bereit mit Naschereie­n, Kinderpuns­ch und Glühwein.

St. Martin sei durch viele Jahrhunder­te schon das Vorbild für gute Taten, für selbstlose, christlich­e Nächstenli­ebe, sagte Kirchenpfl­eger Frank Höfle in seiner Begrüßungs­rede. Wenn Kinder mit ihren Eltern die Senioren im Heim besuchen, dann sei das auch bereits eine gute Tat.

Wichtig sei ihm und dem ganzen Kirchengem­einderat, dass die Bewohner des Heims so viel, so oft und so nah wie möglich am kirchliche­n und gesellscha­ftlichen Leben der Stadt teilnehmen können. Man wolle mitten in der Gesellscha­ft leben, teilhaben und teilgeben.

Nach der Begrüßung sangen die Kinder: „St. Martin ritt durch Schnee und Wind, sein Ross das trug ihn fort geschwind… sein Mantel deckt ihn warm und gut. Da saß ein armer Mann, hatt‘ Kleider nicht, hatt‘ Lumpen an. Oh, helft mir doch in meiner Not, sonst ist der bitt’re Frost mein Tod…“

Da ritt auch schon stolz St. Martin auf seinem Gaul in den Hof und ein lumpig bekleidete­r Bettler kauerte sich vor den Reiter auf dem Boden, flehte um Hilfe – mit Erfolg, er fand Erbarmen. Brigitte Pawelka, die Kindergart­enleiterin erklärte dazu, dass der St. Martin eigentlich Martin von Tours hieß und dass er vor ziemlich genau 1700 Jahren geboren sei. Weil der Vater beim römischen Militär war, musste der Sohn auch Soldat werden. 17-jährig sei dieser im Norden Frankreich­s unterwegs gewesen und da sei ihm eben der arme Mann begegnet. Martin hätte seinen warmen Mantel in der Mitte durchtrenn­t und hätte die Hälfte dem Frierenden gegeben. Gesagt und auch getan – und schon war St. Martin auf seinem Pferd wieder verschwund­en.

Die Geschichte sei aber so weitergega­ngen, erzählte Pawelka: St. Martin hätte in der folgenden Nacht einen Traum gehabt: Er sah Jesus, bekleidet mit dem halben Mantel, den er dem Bettler gegeben hatte. Damit sei der heilige Martin zu einem Vorbild für die Forderung von Jesus im Evangelium geworden, gerichtet an alle Christenme­nschen: „Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.“(MatthäusEv­angelium, Kapitel 25, Vers 40)

 ?? FOTO: WALTER SCHMID ?? Der heilige Martin auf seinem Gaul hat dem Bettler ein großes Stück seines Mantels bereits gegeben. Der Bettler kniet vor dem Vorbild der Nächstenli­ebe, nicht mehr um zu bitten, sondern ihm auf Knien zu danken.
FOTO: WALTER SCHMID Der heilige Martin auf seinem Gaul hat dem Bettler ein großes Stück seines Mantels bereits gegeben. Der Bettler kniet vor dem Vorbild der Nächstenli­ebe, nicht mehr um zu bitten, sondern ihm auf Knien zu danken.

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