Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
St. Martin, die Geschichte einer guten Tat
Alt und Jung vereint sich um die St. Martinslegende im Altenhilfezentrum St. Elisabeth am Schultesberg
ISNY - Der Martinsumzug in Isny ist in diesem Jahr, wie schon seit einigen Jahren, wieder beim Altenhilfezentrum St. Elisabeth beendet worden. Zuvor liefen die Kindergartenkinder mit ihren selbstgebastelten Laternen durch die Straßen und sangen Martinslieder. Ein Reiter, mit prachtvollem Mantel gekleidet, begleitete den Umzug auf seinem Pferd. Er stellte den St. Martin dar, denn ihm zu Ehren wird diese uralte Tradition gefeiert.
Am Altenzentrum wurden mit Einbruch der Dunkelheit die Senioren in den Hof begleitet und auf Stühlen in warme Decken gepackt. Andere warteten drinnen hinter den Fenstern auf den berittenen St. Martin und auf die St. Josef-Kindergartenkinder. Auch das Küchenpersonal stand bereit mit Naschereien, Kinderpunsch und Glühwein.
St. Martin sei durch viele Jahrhunderte schon das Vorbild für gute Taten, für selbstlose, christliche Nächstenliebe, sagte Kirchenpfleger Frank Höfle in seiner Begrüßungsrede. Wenn Kinder mit ihren Eltern die Senioren im Heim besuchen, dann sei das auch bereits eine gute Tat.
Wichtig sei ihm und dem ganzen Kirchengemeinderat, dass die Bewohner des Heims so viel, so oft und so nah wie möglich am kirchlichen und gesellschaftlichen Leben der Stadt teilnehmen können. Man wolle mitten in der Gesellschaft leben, teilhaben und teilgeben.
Nach der Begrüßung sangen die Kinder: „St. Martin ritt durch Schnee und Wind, sein Ross das trug ihn fort geschwind… sein Mantel deckt ihn warm und gut. Da saß ein armer Mann, hatt‘ Kleider nicht, hatt‘ Lumpen an. Oh, helft mir doch in meiner Not, sonst ist der bitt’re Frost mein Tod…“
Da ritt auch schon stolz St. Martin auf seinem Gaul in den Hof und ein lumpig bekleideter Bettler kauerte sich vor den Reiter auf dem Boden, flehte um Hilfe – mit Erfolg, er fand Erbarmen. Brigitte Pawelka, die Kindergartenleiterin erklärte dazu, dass der St. Martin eigentlich Martin von Tours hieß und dass er vor ziemlich genau 1700 Jahren geboren sei. Weil der Vater beim römischen Militär war, musste der Sohn auch Soldat werden. 17-jährig sei dieser im Norden Frankreichs unterwegs gewesen und da sei ihm eben der arme Mann begegnet. Martin hätte seinen warmen Mantel in der Mitte durchtrennt und hätte die Hälfte dem Frierenden gegeben. Gesagt und auch getan – und schon war St. Martin auf seinem Pferd wieder verschwunden.
Die Geschichte sei aber so weitergegangen, erzählte Pawelka: St. Martin hätte in der folgenden Nacht einen Traum gehabt: Er sah Jesus, bekleidet mit dem halben Mantel, den er dem Bettler gegeben hatte. Damit sei der heilige Martin zu einem Vorbild für die Forderung von Jesus im Evangelium geworden, gerichtet an alle Christenmenschen: „Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.“(MatthäusEvangelium, Kapitel 25, Vers 40)