Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Dem Ideal ganz nahe kommen
Bad Wurzacher Züchter laden am Wochenende zur Kleintierschau in die Turn- und Festhalle ein
BAD WURZACH - An die 500 Tiere, so viele wie noch nie, sind bei der Bad Wurzacher Kleintierschau am kommenden Wochenende, 17./18. November, zu sehen. Veranstalter ist der Kleintierzuchtverein Z262 Bad Wurzach, der in diesem Jahr sein 85-jähriges Bestehen feiert.
1933 wurde der Verein in Bad Wurzach aus der Taufe gehoben. Die Chronik vermerkt Ulrich Bloching, Karl Mönig, Hans Stölzle, Lorenz Sing, Rudolf Breyer und Alois Wegmann als Gründungsväter. Wurden anfangs nur Kaninchen gezüchtet, kamen laut Chronik in den 1960erJahren auch Tauben und Geflügel hinzu. 1968 wurde das Vereinsheim nahe dem TSG-Fußballerheim gebaut.
Bereits 1960 fanden die ersten Tierschauen statt. Zunächst in der Turn- und Festhalle, später in der Werkstatt des Schmiedemeisters Alois Fimpel, ehe es dann wieder zurück in die Festhalle ging. Dort, an der Memminger Straße neben der Grundschule, sind die Kleintierzüchter auch in diesem Jahr wieder zu finden.
Zu sehen sein werden etwa 250 Kaninchen und nahezu die gleiche Anzahl an Geflügel. „Wir sind richtig zufrieden“, kommentiert diese Zahlen der Vereinsvorsitzende Jürgen Grandl. Er freut sich auch darüber, dass neben Bad Wurzacher Züchtern auch Tierfreunde aus Warthausen, Aulendorf und Memmingen dabei sind.
Seit 2008 steht Grandl dem Kleintierzuchtverein Z262 Bad Wurzach vor. Rund 130 Mitglieder aus der Stadt und den Ortschaften zählt die Gemeinschaft. Stolz ist der Verein vor allem auf seine 15 jugendlichen Züchter. „Die sind richtig gut und haben in diesem Jahr viele Preise, sogar auf Bundesebene, erhalten“, erzählt Jürgen Grandl. Bei der Bundeskaninchenschau in Leipzig wurden die Brüder Rafael und Jannick Straub jeweils Dritte, Tina Grandl Deutsche Vizemeisterin und Niklas Kienle sogar Deutscher Meister mit ihren Tieren. Auch von der Kreisschau vor zwei Wochen in Wangen kehrten die Bad Wurzacher mit vielen Auszeichnungen zurück.
Während viele Vereine in Deutschland unter Mitgliederschwund leiden, will Grandl „für unseren Verein nicht klagen. Wir konnten in diesem Jahr sogar zehn neue Mitglieder gewinnen.“Die Leidenschaft fürs
Züchten sei dabei altersunabhängig.
„Züchten kann der Jugendliche ebenso wie der Hochbetagte“, sagt der 58jährige Grandl, der selbst seit mehr als 40 Jahren Kaninchen züchtet. Der älteste Geflügelzüchter im Bad Wurzacher Verein ist nach seinen Angaben 84 Jahre alt, der älteste Kaninchenzüchter 80 Jahre.
Dem Zuchtideal möglichst nahe zu kommen, das macht für Jürgen Grandl den Reiz seines Hobbys aus. Sieben sogenannte Positionen gilt es dabei zu berücksichtigen: Gewicht, Körperform und -bau, Fell, Deckfarbe, Fell-Unterfarbe, Kopf/Ohren und Pflegezustand. Ein Kaninchen der Rasse Alaska – auf sie hat sich Grandl spezialisiert – sollte beispielsweise 3,25 Kilogramm wiegen, eine Körperform „wie eine Schuhschachtel“und eine Fellfarbe von tiefem, glänzendem Schwarz „wie gerade gewienerte Lackschuhe“haben. 100 Kaninchen leben derzeit in den Ställen der Familie Grandl. Sie gehören Vater Jürgen (Spezialgebiet: Alaska-Kaninchen), Sohn Tobias (Havanna), Tochter Tina (Kleinsilber schwarz) und der Freundin von Tobias (Kleinsilber graubraun). Jürgen Grandls Ehefrau Ingrid züchtet nicht selbst, hilft aber beim Versorgung der Tiere mit und ist auch Jugendwartin des Vereins.
Mit 30 bis 60 Minuten gibt Jürgen Grandl den täglichen Zeitaufwand für Füttern, Misten und Pflegen an. „Vor Schauen ist es auch mehr.“Finanziell ist der Aufwand ebenfalls überschaubar. „Das Kaninchenfutter wird für den ganzen Verein gekauft“, sagt Grandl, der so auf etwa 50 Euro monatlich fürs Futter kommt. Neue Tiere für die Zucht werden dagegen meistens nicht gekauft, sondern unter Züchtern getauscht.
Bleibt noch die Frage, was der Zusatz Z262 im Vereinsnamen bedeutet. „Z steht für das Land Baden-Württemberg“, erklärt der Experte. „Und die Zahl 262 bedeutet, dass wir der 262. angemeldete Kleintierzuchtverein im Land sind.“ Die Kleintierschau hat am Samstag, 17. November, von 13 bis
17 Uhr, und am Sonntag, 18. November, von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Es werden auch selbst gefertigte Handarbeiten aus Kaninchenfell verkauft. Für Kinder gibt es eine Malecke und einen Streichelzoo. Für Speisen und Getränke ist gesorgt. Es gibt zudem eine Tombola und Adventsdeko zu kaufen.