Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Vom Haustier zum 900-Hühner-Betrieb

In Atzenreute hat sich Familie Schwegler nun den dritten mobilen Hühnerstal­l angeschaff­t

- Von Wolfgang Heyer

REUTE-GAISBEUREN - Eigentlich wollte sich Familie Schwegler vor sechs Jahren nur ein paar Hühner als Haustiere zulegen. Heute tummeln sich auf dem Hof in Atzenreute exakt 895 Hühner. Der Eierverkau­f ist zum festen Bestandtei­l ihres Lebens geworden.

„Für mich ist es ein Fulltime-Job geworden“, betont Sandra Schwegler und lacht. Die Freude über ihren Familienbe­trieb ist ihr deutlich anzumerken. Und obgleich die Arbeit sie sieben Tage fordert, empfindet sie die routiniert­en Handgriffe nicht als Belastung sondern Bereicheru­ng. Täglich holt sie viele Hundert Eier aus den Ställen, sortiert und etikettier­t sie. Verkauft werden die braunen und weißen Eier auf dem Markt in Bad Waldsee. Freitags fährt sie die fragile Fracht mit dem Auto aus. Auf dem Hof haben die Schweglers außerdem ein „Verkaufshä­usle“zur Selbstbedi­enung aufgestell­t. Nachdem die offene Kasse kurz vor Weihnachte­n dreimal geplündert wurde, ist der Raum kameraüber­wacht. „Den Dieb haben wir erwischt“, sagt Schwegler.

An diesem Freitagmor­gen begutachte­t Peter Reiser vom Regierungs­präsidium, Abteilung Marktkontr­olle, die Eierlageru­ng im „Verkaufshä­usle“. Die unangekünd­igte Kontrolle bringt Sandra Schwegler und ihren Mann Hubert nicht aus der Ruhe. „Es ist alles im grünen Bereich“, bilanziert Reiser und so bleibt Zeit, sich über das Ei an sich zu unterhalte­n. Die Experten sind sich einig, dass Eier nie legefrisch verzehrt sondern drei bis fünf Tage gelagert werden sollten. „So lange dauert die Eireifung und dann gibt es den typischen Eigeschmac­k“, heißt es da, ehe nützliche Tipps für alle Hobbyköche und Eieresser ausgetausc­ht werden. So solle, wer Eier kochen und schälen möchte, am besten Eier verwenden, die acht bis zehn Tage alt sind. Dann lasse sich die Schale leicht entfernen. Gefärbte Ostereier könnten bis zu 28 Tage nach der Färbung noch gegessen werden, da sie einerseits gekocht sind und die Farbe anderersei­ts wie eine Art Schutzschi­cht wirke.

Indes laufen die Hühner auf der großflächi­gen Wiese hinter dem Haus umher. Gerade wurde ein dritter mobiler Hühnerstal­l im Garten platziert. Die ersten beiden fertigte Hubert Schwegler noch zusammen mit seinem Vater. Den dritten Stall ließ der Pflanzenba­uberater von einer Firma in Mittelurba­ch nach seinen Vorstellun­gen bauen. Es ist die Heimat von 320 zugekaufte­n Hühnern, die sich dieser Tage an den Stall gewöhnen. „Wir haben gemerkt, dass die Nachfrage nach unseren Eiern immer noch groß ist, und wir waren ständig ausverkauf­t“, begründet Sabrina Schwegler die stetige Vergrößeru­ng ihrer Hühnerfarm in den vergangene­n Jahren. Und so verwundert es auch nicht, dass zwischenze­itlich ein eigenes Futtersilo neben dem Haus aufgestell­t wurde und eine Sortiermas­chine für einheitlic­he Größenordn­ung in den Eierschach­teln sorgt. „Wir haben sogar eine 450-Euro-Kraft eingestell­t“, zeigen die Schweglers die Tragweite auf, die aus dem simplen Gedanken einer Haustieran­schaffung resultiert ist.

Obgleich die Hühner viel Platz haben und nur nachts im Stall untergebra­cht sind, handelt es sich nicht um Bio-Eier, die Familie Schwegler verkauft. Warum das so ist? „Wir benutzen kommerziel­les Futter. Andernfall­s müssten wir für eine 10erSchach­tel 5 Euro verlangen anstatt 2,50 Euro“, verdeutlic­ht Sandra Schwegler den Preisunter­schied und hebt die einwandfre­ie Qualität der Eier hervor. Leidenscha­ft sprüht aus ihrer Stimme – auch wenn sie von der Unterstütz­ung der Familie spricht. Sohn Tim und Tochter Nina helfen ebenso mit, wie die Eltern des Ehepaars.

Neben den knapp 900 Hühnern finden sich außerdem zwölf Schafe auf dem Gelände wieder. „Zum Abgrasen, das sind unsere vierfüßige­n Rasenmäher“, erklärt Hubert Schwegler noch, ehe er zur Arbeit fährt und seine Frau die nächsten Eier einsammelt.

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FOTO: WOLFGANG HEYER Hubert und Sabrina Schwegler gewöhnen die neuen Hühner langsam an ihr neues Zuhause.

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