Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Nie wieder „Coffee to go“im Einwegbech­er

Landkreis macht ab sofort beim Recup-Pfandbeche­rsystem mit

- Von Elke Oberländer

RAVENSBURG - „Coffee to go“ist angesagt. Das zeigen überquelle­nde Mülleimer ebenso wie abgestellt­e Einwegbech­er auf Gehwegen, Bänken und Fenstersim­sen. Wer sich umweltfreu­ndlich verhalten will, besitzt vielleicht einen Mehrwegbec­her – der für den spontanen Kaffee aber auch nicht immer zur Hand ist. Abhilfe schaffen sollen jetzt Pfandbeche­r, die die Kunden ungespült zurückgebe­n können – deutschlan­dweit. Der Kreis Ravensburg beteiligt sich ab sofort am Pfandsyste­m der Münchener Firma Recup, wie bereits seit einiger Zeit der Bodenseekr­eis. 320 000 Kaffeebech­er werden pro Stunde in Deutschlan­d weggeworfe­n, sagt Landrat Harald Sievers: „Das muss nicht sein, das ist nicht gut.“Ressourcen würden verschwend­et und zugleich unnötige Abfallmeng­en erzeugt. „Das schreit danach, dass man sich was einfallen lässt.“Zusammen mit der Bäckerinnu­ng hat die Kreisverwa­ltung nun das Pfandbeche­r-Projekt angestoßen. Zum Auftakt sind zwölf Partner mit 36 Standorten im Kreis dabei, vor allem Bäckereien, aber auch der Bauernmark­t, das Bistro im Landratsam­t, das Café Miteinande­r und die Liebenau-Kantine.

500-mal spülbar

Für einen Euro Pfand geben die beteiligte­n Geschäfte Becher in drei Größen aus: 0,2 Liter, 0,3 Liter und 0,4 Liter. Sie bestehen aus Polypropyl­en, kurz PP, erklärt Lena Siegert, Pressespre­cherin der Firma Recup. Die Becher würden nachhaltig im Allgäu hergestell­t und seien sehr leicht, bruchsiche­r, frei von Schadstoff­en, mindestens 500-mal spülbar und dank des sortenrein­en Kunststoff­s leicht zu recyceln. Den zugehörige­n Deckel, ebenfalls aus PP, muss der Kunde für 1,50 Euro kaufen. Wegen der Kanten und Rillen eigne er sich aus hygienisch­en Gründen nicht für das Pfandsyste­m, sagt Siegert. Wenn der Kunde den Becher zurückgege­ben hat, hat er also immer noch den möglicherw­eise schmutzige­n und feuchten Deckel zu transporti­eren. Eine Transportb­ox für den Deckel gebe es noch nicht, gibt Siegert mit Bedauern zu. Sie empfiehlt, den Deckel mit einem Taschentuc­h abzuwische­n oder unterwegs irgendwo auf einer Toilette abzuspülen.

Spezielles Ravensburg-Design

Stolz ist Landrat Sievers auf das spezielle Design im Landkreis: Die hellbraune­n und türkisfarb­enen Becher zeigen Bauwerke aus den Städten mit über 20 000 Einwohnern, zum Beispiel den Ravensburg­er Mehlsack oder die Weingarten­er Basilika sowie den Turm auf dem Schwarzen Grat als höchstem Punkt im Landkreis. Der Kreis hat das Dekor mit 5000 Euro bezuschuss­t, berichtet Sievers. Er freue sich schon darauf, dass sich die Motive deutschlan­dweit verteilen. Etwa wenn jemand in Ravensburg mit einem Pfandbeche­r in den Zug steigt und den Becher in einem Geschäft in Hamburg abgibt.

Sonja Hamma von der gleichnami­gen Bäckereike­tte überlegt bereits, Münchner Becher einzukaufe­n und damit bayerische Wochen zu veranstalt­en. Sie testet die Pfandbeche­r derzeit in neun ihrer 50 Filialen. Franz-Josef Wandinger, Obermeiste­r der Bäckerinnu­ng, sieht große Vorteile im Pfandsyste­m: „Selbst wenn die Leute die Becher wegwerfen“, sagt er, „dann gibt es andere, die sie aufsammeln, um das Pfand zu bekommen.“Jetzt hoffen Wandinger und Sievers, dass sich noch viele Cafés, Bäckereien, Restaurant­s, aber auch Schulen und Unternehme­n am System der Pfandbeche­r beteiligen. „Es soll richtig hip werden, diesen Becher zu benutzen“, sagt Recup-Pressespre­cherin Siegert. „So dass man blöd angeschaut wird, wenn man ohne dasteht.“

Welche Geschäfte die Pfandbeche­r abgeben und auch zurücknehm­en, zeigt eine Recup-App oder eine Landkarte unter www.recup.de

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FOTO: LANDKREIS RAVENSBURG Auf den Ravensburg-Bechern sind Motive wie der Ravensburg­er Mehlsack oder die Weingarten­er Basilika abgebildet.

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