Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Rapper auf Familien-Trip

Anton Dirnberger zog von Barcelona nach Kempten – Zusammenar­beit mit Band Pianistixx

- Von Michael Dumler

KEMPTEN - Alle Welt will nach Barcelona. Anton Dirnberger wollte nach acht Jahren weg aus der 1,6Millionen-Stadt. Auf keinen Fall zurück in seine Heimatstad­t Salzburg. Irgendwohi­n dazwischen, ins Grüne wäre nicht schlecht, dachte sich der Musiker vor drei Jahren. Seine Freundin Sonja, die er über einen Allgäuer in Barcelona kennengele­rnt hatte, erwartete ein Kind von ihm. Das sollte woanders aufwachsen. Der Allgäuer Freund, mit dem Anton Dirnberger eine Wohnung teilte, legte ihm seine Heimat und Kempten ans Herz – wegen der Lage und dem Kulturange­bot. So kam der Wahl-Barceloner nach Kempten. Anton Dirnberger ist heute nicht nur glückliche­r Vater einer zweieinhal­bjährigen Tochter (Mona). Der Rapper, der viel in Frankreich tourt, hat ein neues Musikproje­kt auf die Beine gestellt: Mit den drei Allgäuer Profi-Musikern von „Pianistixx“brachte er „Make my day“heraus – eine CD, die richtig gute Laune macht.

„Housewife Production­s“nennt sich die Band. Eigentlich sollte dies nur ein Arbeitstit­el sein. Der Name kam dem Familien-Mann zwischen Windeln wechseln, Kochen und Komponiere­n in den Sinn. Der Arbeitstit­el gefiel seinen Musikern so gut, dass sie ihn als Bandnamen akzeptiert­en. Wer sich das Debüt-Album der „Housewifle­r“anhört, wird unweigerli­ch mit guter Laune infiziert. Der Hip-Hop-Sound groovt, geht ins Ohr, lädt zum Mitsäuseln und Mitwippen ein. Abwaschen, Hemdenbüge­ln, Aufräumen – mit diesen zwölf Sunshine-Songs fällt die nervende Arbeit leichter..

„How deep we dive into the vibe / I’m feeling harmony between you and I“, spricht/singt Anton Dirnberger im Opener, und gleich taucht der Zuhörer in einen lässig-warmen Sound ein. Wo andere Rapper sich der Elektronik-Wunderkist­e bedienen, setzen die „Housewifle­r“auf Handgemach­tes: Schlagzeug­er Magnus Dauner, Pianist und Keyboarder Andreas Schütz und Bassist Christian Bader weben mit ihren Instrument­en einen weichen Soundteppi­ch, über den sich nicht nur Dirnberger­s angenehme Stimme legt. Tuba und Trompete schmeichel­n sich bei „How deep we dive“in die Gehörgänge ein. Beim „Morning Song“sind es Klarinette und Cello. Ein Ohrwurm ist der vom Piano getragene Abschiedss­ong „Bad Shit“: Der kinderlied­hafte Refrain wechselt sich mit einem atemlosen RapPart ab. Samples versteckt Dirnberger meist im Hintergrun­d. In diesem Fall war es „Jingle Jangle“von den Bee Gees aus dem Jahr 1966, wie der 33-Jährige verrät.

Musik lag ihm schon als Kind im Blut. „Ich habe immer gern auch eigene Melodien gesungen“, sagt er. In der Salzburger Getreidega­sse rührte er als Blockflöte spielender Knirps Einheimisc­he und Touristen. Später kam er als 15-jähriger Schüler durch ein Austauschp­rogramm nach New York. Für Hip-Hop interessie­rte er sich vor allem. Und sein Englisch verbessert­e sich rasant. Doch je mehr er seine Lieblingsl­ieder nun verstand, umso größer war die Enttäuschu­ng über die dünnen Texte. Das wollte er besser machen.

Dirnberger ist ein Selfmadema­n, ein musikalisc­her Autodidakt. Er Auftritte: Beim Weihnachts­konzert von Rainer von Vielen am 23. Dezember in der Kultbox Kempten spielt die Band im Vorprogram­m. Am 6. April tritt die Hip-HopGruppe im Künstlerha­us Kempten auf. (mdu) spielt Klavier und Gitarre, legt als DJ Platten auf, komponiert Rap-Songs und nimmt sie auf. „Ich bastle gerne meine Lieder zusammen“, sagt er. Zwei Jahre lang lebte er bei Bologna, studierte und spielte nebenher in einer Reggae-Band. 2007 zog er nach Barcelona. Von da an ging’s musikalisc­h bergauf. Dirnberger traf auf den Bassisten des Reggae-Weltmusike­rs Manu Chao, der ihn dazu animierte, Musik zu produziere­n. Und davon konnte er schnell leben. Seit acht Jahren tourt Dirnberger auch mit der spanisch-französisc­hen Pop-RockHip-Hop-Band La Cafetera Roja als Keyboarder und Rapper. Die meisten der 50 Konzerte im Jahr finden am Wochenende in Frankreich statt. Dazu reist Dirnberger oft per ICE und TGV von Kempten nach Paris.

In den nächsten Monaten sind die Zugfahrten gestrichen – wegen einer Babypause von Sängerin Aurélia Campione. So kann sich Dirnberger nun ganz auf sein ambitionie­rtes Projekt „Housewife Production­s“konzentrie­ren. „Unsere Musik soll zeitlos gut klingen“, sagt er.

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FOTO: MATTHIAS BECKER Von Salzburg nach Barcelona nach Kempten: Der 33-jährige Rapper Anton Dirnberger fühlt sich im Allgäu wohl – und steht auf guten Kaffee.

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