Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Spiel mir das Lied vorm Tod
„So viel Zeit“– Jan Josef Liefers plant als todkranker Musiker sein letztes Konzert
Sie waren jung, halbwegs musikalisch und ziemlich arrogant: Die Band „Bochums Steine“galt vor dreißig Jahren als der neue Hoffnungsträger am westdeutschen Rockhimmel. Leider geriet der erste, richtig große Auftritt im legendären „Rockpalast“zum Fiasko. Offen auf der Bühne ausgetragene Eifersüchteleien führten zur Auflösung der Band.
Heute treffen sich der Zahnarzt Bulle (Armin Rohde), der Religionslehrer Konni (Matthias Bundschuh) und der Tanzmusiker Thomas (Richy Müller), einige Ex-„Steine“, regelmäßig zum Saufabend in der Kneipe. Dort werden sie eines Tages von Rainer (Jan Joseph Liefers) überrascht, dessen narzisstischer Aussetzer damals den Traum zerstörte. Er will die Band noch einmal zusammentrommeln, um in Bochum im Vorprogramm der „Scorpions“zu spielen.
Die ehemaligen Weggefährten reagieren zunächst abweisend. Da sie aber allesamt gerade eine negative Phase durchmachen, erscheint ihnen eine Reunion dann doch reizvoll. Aber wird es gelingen, den ehemaligen Sänger Ole (Jürgen Vogel) ins Boot zu holen, dem Rainer damals am übelsten zugesetzt hat? Die Jungs wissen nichts von Rainers Gesundheitszustand. Der leidet nämlich unter einem Gehirntumor mit sehr ungünstiger Prognose. Der ersehnte Auftritt soll gleichzeitig sein letzter sein.
Wie so oft, wenn Bochum und seine Bewohner gefeiert werden, hatte auch in diesem Fall Autor Frank Goosen die Hände im Spiel, dessen gleichnamiger Roman die Vorlage zum Film unter der Regie von Philipp Kadelbach lieferte. Entsprechend stimmig fällt das Lokalkolorit aus. Besonders authentisch agieren übrigens die echten Scorpions in der Rolle der Scorpions. Die Stimmung des Filmes ist zumeist heiter, aber einige emotionale Szenen verursachen auch Klöße im Hals. Leider ist das Ende reichlich übertrieben, was den gelungenen Abgang ein wenig verhagelt.
So viel Zeit. Regie: Philipp Kadelbach. Mit Jan Josef Liefers, Jürgen Vogel, Richy Müller, Armin Rohde. Deutschland 2018. 100 Minuten. FSK ab 6.