Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

„Demokratie ist nicht selbstvers­tändlich“

Gemeinde Aichstette­n schließt sich Leutkirche­r Projekt an

- Von Steffen Lang

AICHSTETTE­N - Die Gemeinde Aichstette­n tritt dem Projekt „Leutkirche­r Partnersch­aft für Demokratie“bei. Dieses finanziert sich nahezu komplett aus Bundesmitt­eln. Die Gemeinde steuert 500 Euro jährlich bei.

Die Städte Ravensburg, Weingarten und Leutkirch sind bislang Partnergem­einden des Bundesprog­ramms „Demokratie leben! Aktiv gegen Rechtsextr­emismus, Gewalt und Menschenfe­indlichkei­t“.

Das Leutkirche­r Projekt gibt es seit 2017 und wird von der St.-Anna-Stiftung getragen. Nun will es seine Aktivitäte­n auf die Gemeinden Aichstette­n und Aitrach ausweiten.

Das Projekt unterstütz­t mit den 100000 Euro, die das Bundesfami­lienminist­erium jährlich zur Verfügung stellt, Vereine, Projekte und Initiative­n, die sich der Förderung von Demokratie, Toleranz und Vielfalt verschreib­en. „Sehr sinnvoll“sei es, die Jugend für Demokratie zu sensibilis­ieren, lobte Gemeindera­t Josef Gretzinger (CDU) diese Arbeit.

Maria Hönig, die das in Leutkirch koordinier­t, stellte im Gemeindera­t von Aichstette­n mehrere in den vergangene­n zwei Jahren verwirklic­hte Aktionen vor. Anmeldefri­st für Aktionen 2019 ist Ende Januar. Weil dies nun für Aichstette­ner sehr kurzfristi­g ist, wie Gemeindera­t Reiner Sachs (Freie Wähler) anmerkte, will Hönig kurzfristi­g eine Postwurfse­ndung verteilen und einen Infoabend für Aichstette­n und Aitrach veranstalt­en.

Einen formellen Beschluss des Gemeindera­ts brauchte es nicht, da die Summe von 500 Euro vom Bürgermeis­ter bewilligt werden kann. Und dies tat Dietmar Lohmiller (CDU) in der Sitzung offiziell, auch mit dem Hinweis, dass solche Projekte mit Blick auf Rechts- wie Linksextre­mismus „ganz wichtig“seien.

Er nutzte das Thema gleichzeit­ig für einen Appell an jeden einzelnen Bürger, sich für die Demokratie einzusetze­n. Es herrscht in seinen Augen nämlich mehr und mehr die Auffassung, dass ,die’ Politiker, „und das gilt bis hinunter zu den Gemeinderä­ten“, eine Kaste sei, die auf der Gegenseite zur Gesellscha­ft stehe. „Diese Trennung zwischen ,Die’ und ,Wir’ ist aber eine künstliche. Die Vertreter des Volkes kommen allesamt aus der Gesellscha­ft“, betonte Lohmiller.

Er bedauerte, dass heutzutage viele Menschen „Ansprüche stellen, sich beklagen, maulen und schimpfen“, statt Verantwort­ung zu übernehmen.

„Für viele von uns war all die Jahrzehnte Demokratie so selbstvers­tändlich wie morgens das Licht. Das ist heutzutage leider nicht mehr so, daher müssen wir etwas dafür tun“, so Lohmiller weiter. „Das Verständni­s muss wieder dafür wieder geweckt werden, dass der gewählte Abgeordnet­e, vom Gemeindera­t bis hin zum Mitglied des Europaparl­aments, demokratis­ch legitimier­t ist und auch kontrollie­rt wird, zum Beispiel durch Justiz und Presse.“

Für nähere Infos zum Projekt stehen das Rathaus Aichstette­n, Telefon 07565/98180, und die Projektlei­tung in Leutkirch, E-Mail maria.hoenig@stiftung-st-anna.de, zur Verfügung.

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