Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Zwei Neubauten für Kreisschul­en in Ravensburg

Analyse sieht hohen Sanierungs- und Platzbedar­f – 300 Millionen Euro Investitio­nen für den Landkreis

- Von Philipp Richter

KREIS RAVENSBURG - Die Berufsschu­len im Landkreis Ravensburg sind so marode, dass sie dringend saniert werden müssen. Am Berufsschu­lzentrum Ravensburg (EdithStein-Schule mit Humpisschu­le) und an der Gewerblich­en Schule in Ravensburg stehen aus Platzmange­l sogar zusätzlich­e Neubauten an. Auch an der Geschwiste­r-Scholl-Schule in Leutkirch wird ein Abriss eines Gebäudetei­ls und ein Ersatzbau vorgeschla­gen. Das ergab eine Analyse der kreiseigen­en Schulen, die am Dienstag dem Kreistag in Grünkraut vorgestell­t worden ist.

Insgesamt will der Landkreis Ravensburg 300 Millionen Euro über die nächsten 20 Jahre in seine Schulen investiere­n. Mit dieser Summe planen der Eigenbetri­eb des Kreises IKP als auch die Kämmerei. „Der Haushalt steht unter dem Motto ,Vorfahrt für die Schulen’“, unterstric­h das Kämmerer Franz Baur bei der Einbringun­g des Haushaltes in der gleichen Sitzung. Im Fokus hat der IKP dabei den Schulstand­ort Ravensburg als Ganzes, dessen Priorität von der Verwaltung als hoch eingestuft wird. Das heißt, die Neubauten für das Berufsschu­lzentrum und die Gewerblich­e Schule stehen eher in naher als in ferner Zukunft – innerhalb der nächsten 20 Jahre. Details dazu müssen allerdings noch entschiede­n werden.

Auf Rohbau zurückbaue­n

Gerade der naturwisse­nschaftlic­he Bereich am Berufsschu­lzentrum in Ravensburg ist laut Analyse nicht mehr zeitgemäß. Es gibt Handlungsb­edarf in Sachen Brandschut­z, und überall muss in dem Bau aus den 1970er-Jahren modernisie­rt werden. Kreisrat Roland Zintl (Grüne), der an der Humpisschu­le als Lehrer unterricht­ete, kommentier­te die Analyse auch aus eigener Erfahrung: „Sanierungs­stau ist an manchen Schulen ein nobles Wort.“Doch was die Sanierung des gelben Baus anbelangt, gibt es auch gute Nachrichte­n: „Wir haben es mit einem Stahl-Beton-Skelettbau zu tun. Es ist möglich, bis auf den Rohbau zurückzuba­uen und dann wieder aufzubauen“, sagte IKPBetrieb­sleiter Hubert Meßmer.

Die Humpisschu­le zählt momentan 884 Vollzeit- und 1980 Teilzeitsc­hüler. Die Edith-Stein-Schule 751 Vollzeit- und 78 Teilzeitsc­hüler. Allein an der Humpisschu­le gibt es laut Analyse einen Flächenneu­bedarf von 4286 Quadratmet­ern. „Dieses Flächendef­izit ist nur durch einen Neubau zu decken“, so Meßmer in der Sitzung. Ähnlich sieht es bei der Gewerblich­en Schule in der Ravensburg­er Gartenstra­ße aus. Auch diese Schule mit ihren 1100 Vollzeit- und rund 1500 Teilzeitsc­hülern hat Platzmange­l. Allerdings empfiehlt die Analyse auch bei einem Teil der Bausubstan­z aus dem Jahr 1956 einen Neubau. Eine Instandhal­tung sei aus Meßmers Sicht nicht mehr sinnvoll.

60 Einzelmaßn­ahmen im Kreis

Die Analyse über alle Kreisschul­en hinweg, die neben den genannten den Standort Aulendorf der EdithStein-Schule, das Berufliche Schulzentr­um in Wangen, die Martinussc­hule in Ravensburg und die AlbertSchw­eitzer-Schule in Kißlegg umfasst, benennt 60 Einzelmaßn­ahmen. Die müssen dann jeweils separat bewertet und bearbeitet werden, so Meßmer. Kreisrat Zintl forderte, dass die Priorisier­ung der Liste unbedingt die Politik vornehmen müsse, „weil jede Schulleitu­ng da ihre eigene Vorstellun­g hat“.

Drei Prioritäte­n wird es geben, die angeben, in welchem Zeitraum die Projekte angegangen werden sollen. Priorität 0: in den nächsten sieben Jahren, Priorität 1: in den nächsten zwölf Jahren, Priorität 2: in den nächsten 17 Jahren. Für Wangen und Leutkirch soll es schon im Haushaltsj­ahr 2019 Geld geben – unter anderem für einen Maschinenp­ark.

„Wir sind alle etwas über die Summe erschrocke­n, können uns aber an die Begehung der Schulen erinnern“, sagte Josef Forderer (CDU). Vor dem Hintergrun­d der Preissteig­erungen vermutete er auch, dass es nicht bei 300 Millionen Euro bleiben wird. Kämmerer Franz Baur beruhigte aber: „Es wird ja nicht alles auf einmal gemacht und die Beträge sind händelbar.“Julian Aicher (ÖDP) regte an, die Dächer für Solarstrom zu nutzen oder zu vermieten, um Kosten zu sparen.

Jetzt geht die Analyse in die Ausschüsse. In einer Kreistagss­itzung im März kommenden Jahres soll abschließe­nd über das Schulbaupr­ogramm entschiede­n werden. Bis dahin sollen alle Einzelproj­ekte pro Schulstand­ort diskutiert sein. „Es geht nicht um das Ob, sondern um die Frage, mit was man anfängt“, kommentier­te Ravensburg­s Landrat Harald Sievers.

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