Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Zwei Neubauten für Kreisschulen in Ravensburg
Analyse sieht hohen Sanierungs- und Platzbedarf – 300 Millionen Euro Investitionen für den Landkreis
KREIS RAVENSBURG - Die Berufsschulen im Landkreis Ravensburg sind so marode, dass sie dringend saniert werden müssen. Am Berufsschulzentrum Ravensburg (EdithStein-Schule mit Humpisschule) und an der Gewerblichen Schule in Ravensburg stehen aus Platzmangel sogar zusätzliche Neubauten an. Auch an der Geschwister-Scholl-Schule in Leutkirch wird ein Abriss eines Gebäudeteils und ein Ersatzbau vorgeschlagen. Das ergab eine Analyse der kreiseigenen Schulen, die am Dienstag dem Kreistag in Grünkraut vorgestellt worden ist.
Insgesamt will der Landkreis Ravensburg 300 Millionen Euro über die nächsten 20 Jahre in seine Schulen investieren. Mit dieser Summe planen der Eigenbetrieb des Kreises IKP als auch die Kämmerei. „Der Haushalt steht unter dem Motto ,Vorfahrt für die Schulen’“, unterstrich das Kämmerer Franz Baur bei der Einbringung des Haushaltes in der gleichen Sitzung. Im Fokus hat der IKP dabei den Schulstandort Ravensburg als Ganzes, dessen Priorität von der Verwaltung als hoch eingestuft wird. Das heißt, die Neubauten für das Berufsschulzentrum und die Gewerbliche Schule stehen eher in naher als in ferner Zukunft – innerhalb der nächsten 20 Jahre. Details dazu müssen allerdings noch entschieden werden.
Auf Rohbau zurückbauen
Gerade der naturwissenschaftliche Bereich am Berufsschulzentrum in Ravensburg ist laut Analyse nicht mehr zeitgemäß. Es gibt Handlungsbedarf in Sachen Brandschutz, und überall muss in dem Bau aus den 1970er-Jahren modernisiert werden. Kreisrat Roland Zintl (Grüne), der an der Humpisschule als Lehrer unterrichtete, kommentierte die Analyse auch aus eigener Erfahrung: „Sanierungsstau ist an manchen Schulen ein nobles Wort.“Doch was die Sanierung des gelben Baus anbelangt, gibt es auch gute Nachrichten: „Wir haben es mit einem Stahl-Beton-Skelettbau zu tun. Es ist möglich, bis auf den Rohbau zurückzubauen und dann wieder aufzubauen“, sagte IKPBetriebsleiter Hubert Meßmer.
Die Humpisschule zählt momentan 884 Vollzeit- und 1980 Teilzeitschüler. Die Edith-Stein-Schule 751 Vollzeit- und 78 Teilzeitschüler. Allein an der Humpisschule gibt es laut Analyse einen Flächenneubedarf von 4286 Quadratmetern. „Dieses Flächendefizit ist nur durch einen Neubau zu decken“, so Meßmer in der Sitzung. Ähnlich sieht es bei der Gewerblichen Schule in der Ravensburger Gartenstraße aus. Auch diese Schule mit ihren 1100 Vollzeit- und rund 1500 Teilzeitschülern hat Platzmangel. Allerdings empfiehlt die Analyse auch bei einem Teil der Bausubstanz aus dem Jahr 1956 einen Neubau. Eine Instandhaltung sei aus Meßmers Sicht nicht mehr sinnvoll.
60 Einzelmaßnahmen im Kreis
Die Analyse über alle Kreisschulen hinweg, die neben den genannten den Standort Aulendorf der EdithStein-Schule, das Berufliche Schulzentrum in Wangen, die Martinusschule in Ravensburg und die AlbertSchweitzer-Schule in Kißlegg umfasst, benennt 60 Einzelmaßnahmen. Die müssen dann jeweils separat bewertet und bearbeitet werden, so Meßmer. Kreisrat Zintl forderte, dass die Priorisierung der Liste unbedingt die Politik vornehmen müsse, „weil jede Schulleitung da ihre eigene Vorstellung hat“.
Drei Prioritäten wird es geben, die angeben, in welchem Zeitraum die Projekte angegangen werden sollen. Priorität 0: in den nächsten sieben Jahren, Priorität 1: in den nächsten zwölf Jahren, Priorität 2: in den nächsten 17 Jahren. Für Wangen und Leutkirch soll es schon im Haushaltsjahr 2019 Geld geben – unter anderem für einen Maschinenpark.
„Wir sind alle etwas über die Summe erschrocken, können uns aber an die Begehung der Schulen erinnern“, sagte Josef Forderer (CDU). Vor dem Hintergrund der Preissteigerungen vermutete er auch, dass es nicht bei 300 Millionen Euro bleiben wird. Kämmerer Franz Baur beruhigte aber: „Es wird ja nicht alles auf einmal gemacht und die Beträge sind händelbar.“Julian Aicher (ÖDP) regte an, die Dächer für Solarstrom zu nutzen oder zu vermieten, um Kosten zu sparen.
Jetzt geht die Analyse in die Ausschüsse. In einer Kreistagssitzung im März kommenden Jahres soll abschließend über das Schulbauprogramm entschieden werden. Bis dahin sollen alle Einzelprojekte pro Schulstandort diskutiert sein. „Es geht nicht um das Ob, sondern um die Frage, mit was man anfängt“, kommentierte Ravensburgs Landrat Harald Sievers.