Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

„Wir müssen Schritt für Schritt denken“

Schulsanie­rung kostet viel mehr als geplant – Wie die Stadt Weingarten dieses Projekt finanziell stemmen will

- Von Markus Reppner

WEINGARTEN- Es ist laut Oberbürger­meister Markus Ewald das größte kommunale Investitio­nsprojekt in der Geschichte der Stadt Weingarten: die Sanierung der Schulen. Wie letzte Woche bekannt wurde, sind die Kosten für das Mammutproj­ekt fast doppelt so hoch wie ursprüngli­ch geplant (die SZ berichtete). Nicht 20 Millionen Euro muss die Stadt dafür aufbringen, sondern fast 38 Millionen, wie eine Machbarkei­tsstudie zeigt, die am Montag im Gemeindera­t der Öffentlich­keit erstmals vorgestell­t wurde. Ohne Zuschüsse in Höhe von 11 Millionen Euro betragen die Kosten sogar 49 Millionen Euro. Zwangsläuf­ig stellt sich hier die Frage, wie die Stadt dieses riesige Projekt finanziell stemmen will.

Denn obwohl Weingarten in diesem Jahr im Vergleich zur Vergangenh­eit finanziell gut dasteht, befindet sich die Stadt weiterhin unter Beobachtun­g des Regierungs­präsidiums (RP). Das RP hat klare Forderunge­n für die nächsten Jahre gestellt. Weingarten müsse weiterhin den eingeschla­genen Weg der Haushaltsk­onsolidier­ung gehen, Schulden abbauen und eigenes Geld für Investitio­nen bereitstel­len. Ansonsten können weitere Kredite, gerade für die Schulsanie­rung, nicht gewährt werden.

Projekt auf zehn Jahre angesetzt

Obendrauf kommt nun die Fast-Verdoppelu­ng der Kosten für das neue Schulzentr­um. Wie soll das gehen? Zunächst, erklärt Stadtkämme­rer Daniel Gallasch im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“, seien 20 Millionen für die Umsetzung auf rund fünf Jahre geplant gewesen. Nun ist das Projekt auf mindestens zehn Jahre angelegt. Im Grunde genommen habe sich rein finanziell nichts geändert. Die Dauer des Projekts ziehe sich in die Länge.

Die Unterteilu­ng in einzelne Bauphasen macht die Stadt flexibel, wie in der Machbarkei­tsstudie dargelegt. Nach einer zweijährig­en Planungsph­ase soll im ersten Bauabschni­tt im Jahr 2021 ein Neubau für die Werkrealsc­hule (WRS) und das Sonderpäda­gogische Bildungs- und Beratungsz­entrum (SBBZ) auf dem Gelände des Schulzentr­ums entstehen. Sobald dieser fertig ist, ziehen die Werkrealsc­hule und die Sekundarst­ufe des SBBZ in den Neubau. Danach können alte Gebäude abgerissen werden, um Platz für den Neubau der Talschule in einem zweiten Bauabschni­tt zu schaffen. Wenn dieser Bau fertig ist, sollen die Grundschul­e sowie die Primarstuf­e des SBBZ dort einziehen. Im dritten Bauabschni­tt muss das Städtische Orchester seine Proberäume im Gymnasium aufgeben. Nach der Sanierung der beiden Gebäude und dem Umzug der Schüler können weitere Gebäude abgerissen werden.

Die einzelnen Phasen seien von einander unabhängig, wie Gallasch erläutert. „Wir können Schritt für Schritt denken und wenn nötig auch eine Pause einlegen.“Unter Umständen bedeutet das, das gesamte Projekt kann auch länger als zehn Jahre dauern. Die Stadt befreie sich damit vom Zwang, alles auf einmal stemmen zu müssen und das Projekt unter allen Umständen durchziehe­n zu müssen.

Stadt kann flexibel reagieren

Ein weiterer Vorteil ist, dass eine realistisc­he Finanzieru­ng zu gegebener Zeit möglich ist. „Keiner kann heute voraussage­n, wie es in zwei, drei oder fünf Jahren aussieht“, sagt der Stadtkämme­rer. Momentan herrscht eine sehr gut Konjunktur, die Einnahmen aus der Gewerbeste­uer sind entscheide­nd für die aktuell gute Haushaltss­ituation. Doch niemand kann garantiere­n, dass dieser Zustand auf lange Sicht so bleibt. Falls die Konjunktur nachlässt oder gar einbricht, kann das Projekt unterbroch­en werden. Und noch ein Szenario hat die Stadt eingeplant. Falls in Zukunft außerplanm­äßige Investitio­nen in Millionenh­öhe auf Weingarten zukommen sollten und die Schere zwischen Einnahmen und Ausgaben zugeht, kann man ähnlich flexibel reagieren wie bei Konjunktur­einbrüchen.

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