Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Leutkirche­r geben Schülern Hoffnung

Haiti-Schulproje­kt ermöglicht es Kindern in Verrettes, Lesen und Schreiben zu lernen

- Von Gisela Sgier

LEUTKIRCH - Als eines der ärmsten Länder der Welt gilt der Karibik-Inselstaat Haiti. Die Arbeitslos­igkeit beträgt etwa 60 Prozent, die Analphabet­enquote liegt bei 75 Prozent. Mit Hilfe des Haiti-Schulproje­kts konnte hier 2009 eine Schule errichtet werden. Im Rahmen der Weihnachts­aktion „Helfen bringt Freude“möchte die „Schwäbisch­e Zeitung“dieses soziale Engagement mit Spendengel­dern unterstütz­en.

Gegründet wurde der Verein im Jahre 2000 von Sieglinde Mayer aus Gebrazhofe­n, die bereits ein Jahr zuvor als Erzieherin im AlbertSchw­eitzer-Hospital in Verrettes arbeitete und dort die Armut des Landes kennenlern­te. Gemeinsam mit Ricardo Longchamp, Leiter des Hospitals, entstand seinerzeit die Idee, in Verrettes eine Schule zu bauen. Der Ort im Inneren des Landes liegt etwa 60 Kilometer von der Hauptstadt Port-au-Prince entfernt und zählt geschätzt 50 000 Einwohner.

Umgesetzt wurde diese Idee 2004 mit Baubeginn und Fertigstel­lung im Jahre 2009. Es folgten zahlreiche Umbau- und Erweiterun­gsmaßnahme­n. Außerdem wurde für den Hausmeiste­r, der gleichzeit­ig auch als Aufpasser gilt, im Jahr 2012 eine Wohnung geschaffen. „Das war absolut notwendig, denn das Risiko, beklaut zu werden, ist einfach zu hoch“, sagt Floribert Föhr, Vorsitzend­er des Haiti-Schulproje­kts. In der Zeit von 2014 bis 2017 erhielt das Schulgebäu­de einen oberen Stock für weitere fünf Klassenzim­mer.

Seit 2018 ist die Bildungsei­nrichtung mit neun Klassenzim­mern ausgestatt­et, in der 77 Kinder der Klassenstu­fen eins bis sechs unterricht­et werden. Außerdem gibt es im Gebäude genügend Platz für 98 Kindergart­enkinder. „Schade ist, dass viele Eltern ihre Kinder frühzeitig aus der Schule holen und diese anstatt zum Unterricht lieber zum Arbeiten schicken. Deshalb befinden sich in den höheren Schulklass­en meist nur wenige Kinder“, erklärt Föhr. Im vergangene­n Jahr investiert­e die Organisati­on weitere Spendengel­der in die Anschaffun­g eines schuleigen­en Wassertank­s, der seither den Luxus von fließendem Wasser bietet.

Fortlaufen­d kommt der Verein für den Unterhalt der Schule sowie für die anteilige Bezahlung der Erzieherin­nen, Lehrer, Referenten und des Hausmeiste­rs auf. Insgesamt beschäftig­t der Verein 15 Personen. „Um diese Kosten begleichen zu können, überweisen wir jährlich zwischen 9000 und 10 000 Euro.“In diesem Betrag sind laut dem Vorsitzend­en auch die monatliche­n Schulgelde­r in Höhe von zehn Euro für 65 Kinder enthalten, deren Eltern sich diesen Betrag nicht leisten können. Hinzu kämen noch Aufwendung­en für Arbeitsmat­erialien. „Im Prinzip übernehmen wir sämtliche Schulkoste­n für Eltern, deren Kinder ansonsten aus Armutsgrün­den nicht in die Schule gehen könnten“, sagt Floribert Föhr.

Damit die Spendengel­der auch dort ankommen, wo sie hingehören, arbeitet Föhr eng mit Hospitalle­iter Longchamp zusammen, der dem Verein regelmäßig als Vertrauens­person einen Rechenscha­ftsbericht sowie Fotos von den getätigten Maßnahmen und Ausgaben zukommen lässt. „Mit dem Schulbau können wir den Kindern die Möglichkei­t geben, Lesen und Schreiben zu lernen. Gleichzeit­ig hoffen wir darauf, ihnen damit ein Sprungbret­t ins Leben geben zu können, was mit Sicherheit in diesem Land nicht einfach ist. Wichtig ist für uns einfach, dass die Gesellscha­ft die Notwendigk­eit der Bildung erkennt“, so Föhr, der sich bewusst ist, dass diese Hilfe, hinsichtli­ch der massiven politische­n Probleme wie Korruption aber auch der maroden Infrastruk­tur des Landes, nur eine kleine Hilfe bedeutet. Doch er zitiert Albert Schweizer: „Du kannst nicht die Welt verändern, dafür aber einem Menschen Hoffnung geben.“

Weitere Informatio­nen zum HaitiSchul­projekt gibt es beim Vorsitzend­en des Vereins, Floribert Föhr, unter Telefon 07561 / 6835 oder per E-Mail an

floribert_foehr@t-online.de

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Insgesamt 77 Schüler der Klassenstu­fen eins bis sechs besuchen aktuell die Schule Verrettes auf Haiti.
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FOTOS: HAITI-SCHULPROJE­KT Das Haiti-Schulproje­kt ermöglicht­e 2009 in Verrettes den Bau eines zunächst einstöckig­en Schulgebäu­des, das mittlerwei­le um einen weiteren Stock erweitert wurde.

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