Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Würdige Veranstaltung zum Buß- und Bettag
Musikalische Soiree bewegt die Gottesdienstbesucher
BAD WURZACH (sz) - Der Buß- und Bettag als Feiertag ist zwar 1994 der Pflegeversicherung zum Opfer gefallen, nichtsdestotrotz wird er von evangelischen Christen, und nicht nur diesen, begangen. So fand in der evangelischen Kirche Bad Wurzach ein ökumenischer Gottesdienst statt, dem laut Pressemitteilung zahlreiche Besucher beider Konfessionen beiwohnten. Nicht nur diese waren ökumenisch, auch die Ausführenden, denn die Predigt wurde von Pfarrer Stefan Maier gehalten.
Sie drehte sich um das Gleichnis vom verlorenen Sohn, allerdings löste Maier mit einem neu formulierten Ende große Betroffenheit unter den Anwesenden aus. Denn in dieser Version verhält sich der Vater des verlorenen Sohnes nicht so, wie man es kennt, sondern er zeigt typisch menschliche Verhaltensweisen: nicht nur, dass er sich nicht über die Heimkehr freut, er zeigt sogar etwas Schadenfreude. Mit diesem Ende hielt Maier den Gottesdienstbesuchern einen Spiegel vor, heißt es in der Mitteilung.
Nach einer musikalischen Pause – gestaltet von Renate Schiele (Orgel) und Birgit Bauhofer (Saxofon) – las Maier dann die richtige Version vor. Pfarrerin Barbara Vollmer, die sich laut Mitteilung ebenfalls tief bewegt zeigte, dankte Maier und lud alle zu einer anschließenden Soiree ein, die von Verena Stei (Violoncello) und Susanne Eyhorn (Querflöte) gestaltet wurde. Originalkompositionen des 20. Jahrhunderts wurden Bearbeitungen zweistimmiger Kompositionen Johann Sebastian Bachs gegenübergestellt – ursprünglich Werke für Tasteninstrumente. Es entstand laut Mitteilung ein beeindruckender Kontrast, geprägt durch den Wechsel zwischen den bekannten, gefälligen, teilweise heiteren Klängen Bachs und den teils mystisch-lyrisch anmutenden modernen Werken. Als Herausforderung sowohl für die Zuhörer als auch die Musikerinnen bezeichnete Stei „Gazebo Music“von Judith Shatin Allen, das nach teils dramatischen Phasen eine lebendige Leichtigkeit spüren ließ, heißt es weiter. Überragend demnach die beiden Solo-Stücke, in denen das Können der Musikerinnen deutlich wurde; Stei brillierte mit Wolfgang Fortners „Suite für Violoncello solo“, Eyhorn mit Claude Debussys „Syrinx“. Nicht nur Vollmer zeigte sich laut Mitteilung nach der Abendmusik begeistert, auch das Publikum bedankte sich mit lang anhaltendem Applaus für dieses grandiose Konzert.