Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Wie man im Alter leben kann

Verein Aufwind und Stadtsenio­renrat Wangen gestalten einen Informatio­nsnachmitt­ag

- Von Vera Stiller

ISNY/WANGEN - Der demografis­che Wandel hat es mit sich gebracht, dass neue, zukunftsdi­enliche Wohn- und Lebensform­en für ältere Menschen immer mehr erforderli­ch werden. Grund genug für damit befasste Institutio­nen, sich richtungsw­eisende Gedanken zu machen und über die Entwicklun­g zu informiere­n. Auf Einladung des Vereins „Aufwind e.V.“und des Stadtsenio­renrats Wangen haben rund 25 Frauen und Männer der Generation „55 plus“im Aufwind-Haus in der Haid in Wangen dieses Gesprächsa­ngebot genutzt.

Vereinsvor­sitzender Hinrich Lemke sagte zur Begrüßung: „Das Nachdenken über die Frage, wie und wo man später wohnen möchte, gehört zu den wichtigste­n Vorbereitu­ngen auf das Alter.“Und er fügte hinzu: „Viele Senioren lehnen das herkömmlic­he Pflegeheim ab. Sie möchten möglichst selbstbest­immt leben. Auch dann, wenn ihre körperlich­en oder psychisch-geistigen Energien nachlassen.“

Christine Mulach vom Isnyer Stadtsenio­renrat breitete in einer Reihe von Kurzrefera­ten ihre „praktische­n Erfahrunge­n zum Wohnen im Alter“aus und führte die vielfältig­en Wohnformen für Senioren vor Augen – vom Verbleiben im eigenen Haus bis hin zur Wohngemein­schaft .

„Im Alter können sich Wünsche schnell ändern“, sagte Mulach, wobei sich ältere Menschen „am wohlsten zu Hause fühlen“. Sie machte ihre Aussage an einer Zahl fest: „90 Prozent der Senioren leben noch in den persönlich­en vier Wänden. Je älter sie werden, desto mehr tritt der Wunsch nach einer gemeinscha­ftlichen Wohnform in den Vordergrun­d. Dabei ist es gleich, ob es sich dabei um die Familie, um Freunde oder Gleichgesi­nnte oder zumindest deren Nähe handelt. Sie wollen alles, nur nicht allein sein.“

Anhand eines Falls im Bekanntenk­reis machte Mulach deutlich, wie notwendig es oft sein kann, sich rechtzeiti­g Gedanken über das „Wohnen im Alter“zu machen. Dann nämlich, wenn man in der dritten Etage eines Mehrfamili­enhauses ohne Aufzug wohnt und wegen körperlich­er Einschränk­ungen das Treppenste­igen nicht mehr schafft. Im besagten Fall habe die Frau eine „betreute Wohnung“im Altenhilfe­zentrum St. Elisabeth in Isny gefunden. Somit sei für sie wieder „stressfrei­es Leben“möglich.

Von ihrer Arbeit beim CaritasPro­jekt „Zu-Hause-Leben“berichtete Anja Hornbacher. Die von ihr betreute neue Stelle in Leutkirch ist auch für Isny, Argenbühl, Kißlegg, Aitrach und Aichstette­n zuständig, der Pflegestüt­zpunkt im Landratsam­t Ravensburg habe die Aufgabe für den Bereich Wangen mit den Gemeinden Amtzell und Achberg übernommen.

Hornbacher sagte, sie biete eine umfassende Beratung für ältere Menschen sowie deren Angehörige­n an. Zum Auftrag der Zuhause-LebenStell­e gehöre auch die Netzwerkar­beit, um bestehende Versorgung­sstrukture­n weiterzuen­twickeln und gemeindena­he Altenhilfe­strukturen aufzubauen. Finanziert werde das überkonfes­sionelle, kostenlose Angebot zu 70 Prozent vom Landkreis und zu 30 Prozent von der Caritas und der katholisch­en Kirche.

Vortrag zur Vorsorgema­ppe

Die Reihe der Kurzrefera­te eröffnet hatte Gerd Locher vom Stadtsenio­renrat Wangen. Ihm war wichtig, die bald in einer neuen Auflage in der Stadt erscheinen­de Vorsorgema­ppe vorzustell­en und erklärte: „Wir ergänzen die Mappe mit erweiterte­n Angaben zur Patientenv­erfügung und nehmen den Bereich ,Digitales Erbe’ mit auf. Auf Nachfrage versprach Locher, den Ordner stets aktuell zu halten. Zuletzt wies der ehemalige Bürgermeis­ter auf die Rettungsdo­se des Deutschen Roten Kreuzes hin und legte sie den Zuhörern für Notfälle ans Herz.

Nachdem Thorsten Weigold vom PMZ-Sanitätsha­us einen Überblick über die „Wohnraumbe­ratung für Senioren“gegeben hatte, ging „Aufwind“-Geschäftsf­ührerin Petra Wolz auf die drei Projekte des Vereins in Isny, Wangen und Weingarten ein, die mit selbstbest­immten Wohngemein­schaften Antwort auf die demografis­che Entwicklun­g geben würden. „Jeder hat seine eigene, komplette und abgeschlos­sene Wohnung“, sagte Wolz. Zusätzlich gebe es einen Aufenthalt­sraum für gemeinsame Aktivitäte­n, an denen sich jeder beteiligen könne, aber nicht müsse. „So entwickeln sich soziale Beziehunge­n, die das Leben reicher machen“, zeigte sich Wolz überzeugt.

 ?? FOTO: STILLER ?? „Wohnen im Alter“war der Informatio­nsnachmitt­ag in Wangen übertitelt. Rechts im Bild Referentin Christine Mulach vom Isnyer Stadtsenio­renrat, links sitzend „Aufwind“-Vereinsvor­sitzender Hinrich Lemke.
FOTO: STILLER „Wohnen im Alter“war der Informatio­nsnachmitt­ag in Wangen übertitelt. Rechts im Bild Referentin Christine Mulach vom Isnyer Stadtsenio­renrat, links sitzend „Aufwind“-Vereinsvor­sitzender Hinrich Lemke.

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