Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Pächter hört auf: Hofgut Elchenreute wieder zu
Gastronomische Erwartungen nicht erfüllt – Eigentümer möchte verpachten oder verkaufen
BAD WALDSEE - Elchenreute im Winterschlaf: Seit 5. November ist die „Andechser Waldwirtschaft“im Hofgut geschlossen, nachdem die Föhr Event Hangar GmbH aus Ravensburg die Gastronomie nicht mehr weiterführen wird. Wie Joachim Föhr auf SZ-Anfrage ausführte, hätten sich seine Erwartungen an diesen Standort nicht erfüllt und deshalb laufe der befristet abgeschlossene Pachtvertrag mit der Eigentümerfamilie Eberle am 31. Dezember aus. Hubert Eberle kündigte gegenüber der SZ eine „Weiterverpachtung“der Gaststätte sowie die „zeitnahe Umsetzung“eines genehmigten Bauvorhabens für zwei Gästehäuser mit knapp 100 Betten an.
Dabei hätte alles so schön werden können für den Pächter des naturnah gelegenen Hofgutes, das seit 1999 die Tradition bayerischer Biergärten pflegt. Vor allem in der warmen Jahreszeit herrschte in diesem Ausflugslokal viele Jahre mächtig Betrieb. Und sogar eine Kapelle von 1736 findet sich auf dem großen Gelände, die für Trauungen und Taufen mit anschließender Feier in der Waldwirtschaft genutzt werden kann. Und trotzdem hat es nicht so recht hingehauen mit den Föhrschen Plänen, wonach er sein florierendes Catering-Unternehmen um eine „rustikale Note“erweitern wollte, wie er bei der Übernahme der Wirtschaft im März 2017 der SZ sagte.
„Ja, leider, da kam einfach viel zusammen: Das fing beim Personal an, das der leergefegte Markt kaum mehr hergibt. Dann sind die rustikalen Räumlichkeiten samt Saal für Hochzeitsfeiern offenbar nicht mehr gefragt bei jungen Paaren. Und als wir letztes Jahr an Weihnachten Gerichte zwischen zehn und 19 Euro auf der Speisekarte hatten, hagelte es danach Mails von Gästen, die die Preise als zu hoch kritisierten“, berichtet Föhr von seinen Erfahrungen, die er während der „zweijährigen PachtProbezeit“im Steinacher Ried machte. Und die durchwachsenen Bewertungen vieler Gäste im Internet dürften das übrige dazu beigetragen haben, dass das Hofgut bei Ausflüglern plötzlich nicht mehr erste Wahl war.
Der Event-Caterer aus dem Schussental, der unter anderem den Zeppelin-Hangar und das Steakhouse „Buffalo“in Friedrichshafen betreibt, hat sich eigener Aussage zufolge deshalb „schon vor einigen Monaten umorientiert“und in Elchenreute die Öffnungszeiten zurückgefahren auf Wochenend-Betrieb. „Meine beiden Söhne sind mit im Unternehmen tätig und favorisieren das Tagungsgeschäft. Das hat dann für mich letztlich den Ausschlag dafür gegeben, die Andechser Waldwirtschaft aufzugeben.“Wie Föhr weiter ausführt, übernehme sein Betrieb ab 2020 auch das Catering für das derzeit noch im Bau befindliche Konstanzer Hotel- und Tagungscenter „Maxx-e-Motion“. „Das liegt für uns auch rein verkehrstechnisch besser“, weiß der Gastronom.
Gespräche mit drei Interessenten
Und wie geht es nun mit der Waldwirtschaft weiter, die sich jetzt neuerlich im Winterschlaf befindet? „Es wird dort auf jeden Fall wieder eine Gastronomie geben: Wir haben aktuell drei Interessenten, davon sind zwei bereits in der Branche tätig. Aber die Gespräche sind noch nicht abgeschlossen und deshalb gehe ich derzeit von einer Wiedereröffnung im April 2019 aus“, erklärte HofgutEigentümer Eberle im SZ-Gespräch. Parallel dazu halte man an der behördlich genehmigten Erweiterung des Gastronomie-Standortes Elchenreute um ein Gästehaus mit 99 Betten (die SZ berichtete) fest. „Im Januar haben wir einen Termin dazu bei der Stadt Bad Waldsee und dann werden wir sehen, in welchen Bauabschnitten wir das geplante Erweiterungsprojekt realisieren können“, so Eberle dazu weiter.
Offenbar ist aber auch ein Verkauf der Immobilie samt gut 20 000 Quadratmeter großem Grundstück eine Option für die Eigentümerfamilie. Im Internet wird das Restaurant jedenfalls als „traumhaftes Hofgut Elchenreute mit Hotelentwicklung“angepriesen – mit möglichem „Bezug der Gastronomie zum 1. April 2019“sowie „Preis auf Anfrage“. Laut dieser Internet-Werbung finden in Gaststätte, Festsaal, Stadel und Terrasse insgesamt knapp 600 Personen Platz und dank der genehmigten Umbau- und Erweiterungspläne seien „vielfältige Nutzungen des Objekts möglich“. Und weiter heißt es da: „Eine Verpachtung der Liegenschaft ist neben dem Kauf auch möglich. Sprechen Sie uns hierzu gerne an.“