Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Gesucht: Partner und Chefs des Landrats
Landratsamt wirbt um Kandidaten für die Kreistagswahl
RAVENSBURG (syg) - Noch ist es ein halbes Jahr hin, doch schon jetzt wirft die Kreistagswahl im nächsten Jahr ihren Schatten voraus. Parteien und Wählervereinigungen sind dabei, ihre Kandidaten für den neuen Kreistag zusammenzustellen. Entscheidend für den Ausgang der Wahl wird auch sein, wer sich bereit erklärt, für diese oder jene Partei ins Rennen zu gehen. „Einzelbewerbungen sind nicht möglich. Sie brauchen eine Partei oder eine Wählervereinigung, die Sie aufstellt“, sagte Peter Hagg vom Landratsamt Ravensburg bei der Veranstaltung „Aktiv in der Kommunalpolitik“. Eingeladen hatte zu der Informationsveranstaltung Landrat Harald Sievers. Er bezeichnete den Kreistag als seinen „Partner“, aber auch als seinen „Chef “. Denn eine der Hauptaufgaben des gewählten Gremiums ist die Kontrolle der Kreisverwaltung.
Mehr als 20 Interessierte kamen am Dienstagabend in das Foyer des Kreishauses I. Die Mehrheit von ihnen ist fest entschlossen, für die Wahl am 26. Mai 2019 zu kandidieren. Einige davon kandidieren zum ersten Mal. Und die meisten wissen auch schon, für welche Partei sie antreten möchten. Nicht so Adrian Wagner aus Ravensburg. Er schwankt noch zwischen den Freien Wählern und den Grünen. Doch warum er kandidieren möchte, ist für ihn klar. Dem 29-jährigen Lehrer geht es um die Zukunft der Beruflichen Schulen im Landkreis. Anfang dieses Jahres hatte der Kreistag eine Neuordnung der fünf Beruflichen Schulen im Kreis beschlossen. Die Reform hatte zu hitzigen Diskussionen und auch zu Protesten von Schülern und Lehrern geführt.
Wie für Wagner sind auch für Ingrid Detzel aus Leupolz die Beruflichen Schulen ein Grund, weshalb sie im nächsten Jahr für die Freien Wähler in den Kreistag einziehen möchte. Ein weiterer Grund ist für die 49-jährige Lehrerin der niedrige Frauenanteil. Sie war bei einer der Kreistagssitzungen, bei denen die Neuordnung der Beruflichen Schulen verhandelt wurde. „Ich dachte, das kann nicht sein. So wenige Frauen bei so einem Thema. Das muss anders werden!“Diese Ansicht teilt Kreisrätin Christa Stierle (Freie Wähler): „Von 72 Kreisräten sind nur neun Frauen. Das ist ein Anteil von gerade einmal 12 Prozent“, sagt sie und richtet einen Appell an die Frauen: „Es kann nicht sein, dass wir so schlecht vertreten sind.“Bei der Veranstaltung war etwa die Hälfte der Teilnehmer Frauen, darunter auch junge Frauen wie Anna Klaus (31) und Nadine Kahlert (38) aus Ravensburg, die zum ersten Mal für die CDU kandidieren.
Kreistagsmandat und Familie vereinbar
Das mag ein Grund dafür gewesen sein, dass an dem Abend nicht nur über die politische Arbeit von Kreisräten informiert wurde, sondern auch über die „Vereinbarkeit von Kreistagsmandat und Familie“. „Sie bekommen 50 Euro, wenn Sie nachweisen können, dass Sie für eine Kreistagssitzung jemanden für die Kinderbetreuung oder für die Pflege eines Angehörigen brauchen“, sagte Monika Diem vom Landratsamt. Auch die Sitzungstermine sollen es erleichtern, Familie und Kreistag unter einen Hut zu bringen: „In den Ferien sind keine Sitzungen. Und die Sitzungen sind immer nachmittags“, betonte sie.
Neben Christa Stierle waren die Kreisräte Josef Wurm (CDU) und Oliver Spieß (Freie Wähler) zu der Veranstaltung gekommen. Sie füllten die theoretischen Ausführungen der Kreisverwaltung mit Leben und berichteten aus der Praxis. Spieß ist Bürgermeister von Fronreute und betonte: „Nicht jeder Bürgermeister, der kandidiert, wird auch gewählt.“Aktuell sitzen 20 Bürgermeister im Kreistag. Und er gab den angehenden Kandidaten einen zusätzlichen Anreiz mit auf den Weg: „Der neue Kreistag darf den Landrat wählen.“