Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Singvögel bei Frost füttern

Um Rehe, Hirsche und Wildschwei­ne kümmert sich im Winter der Förster

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LEIPZIG (AFP) - Wenn die Eiseskälte Deutschlan­d fest im Griff hat, sind vor allem Vögel bei langen Frostperio­den auf Hilfe angewiesen, während andere Wildtiere kein zusätzlich­es Futter brauchen. Wann das Füttern Sinn macht, erklären der Nabu, die Deutsche Wildtierst­iftung und der Tierschutz­bund:

Singvögel:

Der Wildtierst­iftung zufolge verliert ein kleiner Vogel wie die Meise in einer einzigen Frostnacht bis zu 20 Prozent seines Körpergewi­chts, weswegen das Füttern sinnvoll ist. Für Vögel sind Kältewelle­n lebensbedr­ohlich.

Körnerfres­ser wie Buch- und Bergfink, Grünling, Kernbeißer, Haus- und Feldsperli­ng oder Zeisig sind mit Sonnenblum­enkernen, Hanf, kleingehac­kten Hasel- und Walnüssen, Bucheckern und Fruchtstän­den von Hirse und Mohn gut versorgt. Werden die Kerne mit Weizenund Haferflock­en gemischt, lockt dies auch Ammern und Kleiber an.

Amseln, Singdrosse­ln und Rotkehlche­n picken gern aufgeschni­ttene Früchte und Beeren. Damit sich Körner- und Weichfutte­rfresser nicht ins Gehege kommen, sollten mehrere katzensich­ere Futterstel­len eingericht­et werden. Dem Artenschut­z hilft die Vogelfütte­rung den Experten zufolge nicht. Immerhin kommt das Füttern in Städten und Dörfern aber etwa zehn bis 15 Arten zugute.

Wasservöge­l:

Brot und andere Essensrest­e sind für Enten, Gänse und Schwäne ungesund. Das Füttern von Wasservöge­ln ist deshalb vielerorts verboten. Dem Nabu zufolge kann bei Wasservöge­ln eine Zufütterun­g mit Getreide, Hühnerfutt­er und weichen Kartoffeln dann Sinn machen, wenn Seen und Teiche zufrieren. Das Futter sollte aber nur am Ufer angeboten werden, um einen übermäßige­n Nährstoffe­intrag in die Gewässer durch faulende Essensrest­e zu verhindern.

Eichhörnch­en:

Eichhörnch­en kommen ganz gut allein zurecht. Sie sind das ganze Jahr über auf Nahrungssu­che und futtern sich bereits ab Sommer Winterspec­k an. Im Herbst beginnen die Nager, die nur Winterruhe halten, mit dem Anlegen ihrer Vorräte. Sie vergraben Nüsse, Kastanien oder Bucheckern an geheimen Orten, etwa unter Baumwurzel­n und in Baumhöhlen.

Rehe und Hirsche:

Rehe und Hirsche reduzieren im Winter ihre Körpertemp­eratur, um Energie zu sparen. Sie stehen häufig bewegungsl­os in der Landschaft. Der Herzschlag verringert sich – statt 60 bis 70 Mal in der Minute schlägt das Herz dann nur 30 bis 40 Mal.

Gleichzeit­ig verkleiner­t sich im Winter der Verdauungs­trakt, denn die Tiere finden dann oft nur faserreich­e Nahrung wie dürre Gräser und Brombeerbl­ätter. Ist die Schneedeck­e über einen längeren Zeitraum geschlosse­n und vereist, braucht auch das Wild Extrafutte­r. Dafür sorgt in Notzeiten ausschließ­lich der Förster.

Gesunde Igel brauchen kein Extrafutte­r. Liegt in Gärten und Parks genügend herunterge­fallenes Laub, finden sie meist ausreichen­d Insekten und Schnecken zu fressen. Komposthau­fen, aber auch Reisigoder Blätterhau­fen bieten ein ideales Quartier für den Winterschl­af. Für junge Igel kann eine Zufütterun­g dem Tierschutz­bund zufolge sinnvoll sein.

Igel:

Geeignet ist Katzendose­nfutter, gemischt mit Haferflock­en oder Weizenklei­e. Zudem sollte den Tieren Wasser angeboten werden. Milch und Essensrest­e sind dagegen nicht artgerecht und können den Igeln sogar ernsthaft schaden. Nur Igel, die wirklich krank, verletzt oder bei Wintereinb­ruch stark untergewic­htig sind, brauchen Hilfe von Fachleuten.

Wildschwei­ne: Die Tiere sollten auf keinen Fall gefüttert werden. Dies ist etwa in Städten wie Berlin, wo sie sich stark vermehren, sogar streng verboten. Angesichts eines mögliches Ausbruchs der Afrikanisc­hen Schweinepe­st in Deutschlan­d ergingen dazu neue Warnungen. Denn Wildschwei­ne lernen sehr schnell, wo fütterwill­ige Menschen sind.

Die eigentlich scheuen Tiere verlieren dadurch die Distanz zum Menschen und lernen nicht zu unterschei­den. So passiert es auch immer wieder, dass Waldspazie­rgänger als vermeintli­che Futterlief­eranten von Wildschwei­nen rüde angerempel­t werden und dabei durchaus verletzt werden können.

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FOTO: DPA Für kleine Vögel sind Kältewelle­n oft lebensbedr­ohlich.
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FOTO: DPA Rehe und Hirsche fahren im Winter ihre Körpertemp­eratur herunter und brauchen dann weniger Energie.
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FOTO: DPA Lang anhaltende kalte Temperatur­en machen die Nahrungssu­che für Wasservöge­l manchmal schwierig. Brot ist aber ungesund.

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