Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Keine Angst vor dem Altwerden
In Leutkirch gibt es viele Möglichkeiten der Unterstützung, doch muss noch vieles weiterentwickelt werden
LEUTKIRCH (sz) - Wie sehr das Thema „Alter“die Leutkircher beschäftigt, hat laut Mitteilung eine gut besuchte Veranstaltung des SPD-Ortsvereins gezeigt. Mit Susanne Burger von der Aktion „Herz und Gemüt“und Anja Hornbacher von „Zuhause Leben“konnten zwei kompetente Fachfrauen als Referentinnen gewonnen werden.
Die Computeria, Beratungsangebote für pflegende Angehörige, Besuchsdienste, Nachbarschaftshilfe und Singnachmittage seien nur ein kleiner Ausschnitt an Möglichkeiten der Begegnung, Inanspruchnahme von Hilfe und ehrenamtlichem Engagement, heißt es über die Veranstaltung. Viele Angebote würden gut angenommen. Burger wünschte sich, dass sich Angehörige von an Demenz Erkrankten früher Hilfe holten und nicht aus Scham oder Verdrängung der Probleme zu lange damit warten würden. In vielen Familien sind beide Partner berufstätig, wodurch es nicht leicht ist, neue Ehrenamtliche zu gewinnen. Pflegende Angehörige müssen vielfach arbeiten, auch um im Alter abgesichert zu sein. Die – zu geringe – finanzielle Unterstützung seitens des Staates bei gleichzeitiger Reduzierung der Arbeitszeit mache dieses Modell, Beruf und häusliche Pflege zu vereinen, häufig nicht attraktiv, so die Mitteilung weiter.
Möglichst bis zum Lebensende in den eigenen vier Wänden wohnen sei der Wunsch fast aller. Damit dies gelingen kann, gebe es eine breite Palette an Möglichkeiten: Essen auf Räder, ambulante Pflegedienste, Nachbarschaftshilfe und Begleiter im Alltag, die kochen, putzen oder Fahrdienste übernehmen, Tagespflege, Notfalldose und vieles mehr. Die Liste an Möglichkeiten, die Hornbacher aufzeigte, nahm kein Ende.
Angesprochen auf die dringendsten Probleme waren sich Burger und Hornbacher laut Pressebericht einig: An erster Stelle stehe der Fachkräftemangel, gefolgt von fehlenden Kurzzeitpflegeplätzen. Diese Plätze werden von pflegenden Angehörigen in Anspruch genommen, wenn sie beispielsweise in Urlaub fahren wollen oder wenn im Anschluss an einen Krankenhausaufenthalt erst geklärt werden muss, ob der zu Pflegende weiterhin zu Hause leben kann oder in einem Pflegeheim untergebracht werden muss.
Gefragt, was der Einzelne an Vorsorge tun kann, antwortete Burger, rechtzeitig an eine Patientenverfügung und eine Vorsorgevollmacht zu denken, sowie eine Wohnberatung in Anspruch zu nehmen, ob und gegebenenfalls, welche Umbauten durchgeführt werden sollten, um im Alter barrierefrei und behindertengerecht wohnen zu können. Die Stadträte Jochen Narr und Götz Neugebauer wollten wissen, wo Stadtverwaltung und Gemeinderat aktiv werden sollten. Die Quartiersentwicklung voran bringen, lautete Hornbachers prompte Antwort.
Hinter diesem Begriff verbirgt sich die Entwicklung einer Siedlung, eines Dorfes unter Federführung der Verwaltung mit Einbeziehung der Bewohner. Das kann in einem Fall die Reaktivierung eines Dorfladens sein und im anderen Fall der Bau eines Mehrgenerationenhauses. Nachbarschaftliche Solidarität lautet das Zauberwort.
Bestärkt durch den Beifall der Anwesenden für die Referentinnen, wird der Ortsverein im neuen Jahr erneut einladen und sich dann mit den Aufgaben eines Seniorenrats beschäftigen, so der Pressetext abschließend.