Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Ein jeder finde seinen Weg zur Krippe
Ausstellung in Bad Schussenried widmet sich Krippenkunst aus Neapel und der Provence
BAD SCHUSSENRIED - Krippen sind ein Zeugnis ihrer Zeit. Sie erzählen nicht nur die Weihnachtsgeschichte, sondern lassen den Betrachter auch erfahren, wie die Menschen jenes Landes und jener Epoche sich selbst gesehen haben – und welche Rolle der Glaube in ihrem Leben spielte. Das wird eindrücklich klar in der Krippenausstellung, die ab 1. Dezember im Kloster Bad Schussenried zu sehen ist. Es ist eine der größten Krippenausstellungen in ganz Oberschwaben.
Das Sonderthema sind dieses Jahr Krippen aus Italien und Frankreich. Zur Verfügung gestellt werden die Ausstellungsstücke erneut von der Familie Schmehle-Knöpfler aus Bad Schussenried. Es ist eine der größten Sammlungen Süddeutschlands und es gibt wohl kaum jemanden, der so viel über Krippen weiß wie Hansi Schmehle-Knöpfler. In Neapel, erklärt sie bei einem ersten Rundgang, haben Krippen eine lange Tradition. Der Beruf des Krippenschnitzers lässt sich bis ins 15. Jahrhundert nachweisen. Doch es ist vor allem im 18. Jahrhundert, in dem die Krippenkunst bis weit über die Grenzen Italiens bekannt wird, denn der bourbonische König Karl III. ist selbst ein großer Krippenfan. Er schnitzt die Figuren in seiner raren Freizeit selbst – während seine Frau die Kleider näht. Typisch für die neapolitanischen Krippen ist, dass allerdings nur die Hände und Füße aus Holz sind. Der Kopf ist aus Ton, der Körper ein Drahtgeflecht. Das macht die Figuren biegsam und vielfach gestaltbar. Karl III. gestaltet seine Krippen aus seinem Blickwinkel: ein Blick aufs Volk in höfischer Manier. Und so ist es kein Wunder, dass die Krippen aus Neapel alle etwas edler wirken, die Kleidungsstücke eleganter, die Figuren höfischer. In der aktuellen Ausstellung ist den italienischen Krippen ein ganzer Raum gewidmet und Hansi Schmehle-Knöpfler kann dem interessierten Besucher lange und ausführlich davon berichten, was genau in diesen zum Teil sehr großen Krippen alles zu entdecken ist.
Einen Raum weiter finden sich dann die Gegenstücke aus der südfranzösischen Provence. Dem Betrachter fällt auf: Obwohl auch hier das Volk in all seinen Facetten dargestellt wird – vom Bäcker, Gemüsehändler, Pfarrer bis hin zum Bürgermeister –, so sind es hier doch eher ländlich wirkende Figuren. Sie wirken schlichter, einfacher. „Nach der französischen Revolution war es den Franzosen verboten, Krippen zu haben, und jene, die in den Kirchen standen, wurden zerstört“, erklärt die Kuratorin. Doch der Brauch lebte weiter – und der Blick richtete sich dabei ins nahe Italien. Allerdings gestalteten die Franzosen ihre Krippenfiguren eben schlichter, wie soeben beschrieben. „Das Volk stellte sich so dar, wie es sich selbst gesehen hat, und wer die Franzosen und Italiener kennt, erkennt auch, ohne auf die Schilder zu schauen, welche Krippe woher stammt“, ist sie überzeugt.
Die diesjährige Ausstellung trägt den Titel „Kommet ihr Hirten“– als Anspielung darauf, dass es in eigentlich allen Krippen darum geht, wie die Menschen zur Krippe strömen. |
Wangen
Lichtspielhaus Sohler, 07522/ 9786541, 25 km/h, 18 Uhr | Bohemian Rhapsody, 17.30 Uhr | Denk ich an Deutschland in der Nacht, 20.15