Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Start mit Hoffen und Bangen
Konfliktparteien vereinbaren vor Beginn des Treffens Gefangenenaustausch
STOCKHOLM (dpa) - Nach mehr als vier Jahren Bürgerkrieg im Jemen haben Friedensgespräche für das kriegszerrüttete Land begonnen. Das Zusammentreffen der Konfliktparteien sei „ein Meilenstein“, sagte UN-Vermittler Martin Griffiths zum Auftakt des Treffens zwischen Regierung und Rebellen am Donnerstag in Schweden. Die Gespräche fanden allerdings nicht von Angesicht zu Angesicht, sondern in getrennten Räumen statt.
Zu Beginn des Treffens im Ort Rimbo nördlich von Stockholm lobte Griffiths die Zeichen der Deeskalation beider Seiten in den vergangenen Wochen. Er verkündete zudem eine Einigung über einen Gefangenenaustausch: „Dies wird dazu führen, dass Tausende Familien wieder vereint sind.“Wann genau der Austausch stattfinden wird, blieb zunächst unklar. Nach UN-Angaben handelt es sich um die erste formelle Einigung beider Parteien seit Beginn des Konflikts. Dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz zufolge sind etwa 5000 bis 8000 Gefangene betroffen.
Die weiteren Gespräche sollen zunächst dem Aufbau von Vertrauen dienen. Konkrete Verhandlungen über ein politisches Regelwerk zur Beendigung des Krieges werde es noch nicht geben. Man wolle aber über die groben Umrisse reden.
Die Gespräche dürften in den kommenden Tagen trotz der Entspannungssignale kompliziert werden. Das Außenministerium Jemens hatte vor den Gesprächen nochmals darauf gedrungen, dass die Hafenstadt Hudaida laut einer UN-Resolution von den Rebellen übergeben werden müsse. Die Aufständischen weigern sich allerdings, die Kontrolle über die Stadt aufzugeben, die ihnen Versorgung aus dem Ausland garantiert.
Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) warnte vor einer humanitären Katastrophe im Jemen, falls die Gespräche scheitern sollten. Es sei Druck auf beide Seiten notwendig, sagte Maas am Donnerstag. Es müsse einen Waffenstillstand und ungehinderte humanitäre Hilfe geben.
Das Welternährungsprogramm (WFP) kündigte indessen an, seine Nahrungsmittellieferungen aufzustocken. Bis Ende Januar sollen bis zu zwölf der etwa 28 Millionen Jemeniten vom WFP mit Nahrung versorgt werden. Bislang hatte das Programm eigenen Angaben zufolge etwa sieben bis acht Millionen vom Hunger bedrohte Menschen in dem bitterarmen Land auf der arabischen Halbinsel unterstützt. Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen forderte für seine Mitarbeiter Zugang zu Bedürftigen sowie den Schutz von Krankenhäusern und Gesundheitspersonal.