Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Von Bio, Flexibilit­ät und Fußangeln

CDU-Bundestags­abgeordnet­er Axel Müller besucht Leutkirche­r Brauerei Härle

- Von Steffen Lang

LEUTKIRCH - Einwanderu­ngsgesetz, Bio-Musterregi­on und die Zukunft der Gastronomi­e. Über diese Themen sprach der CDU-Bundestags­abgeordnet­e Axel Müller aus Weingarten mit Gottfried Härle, als er dessen Brauerei in Leutkirch besuchte.

„Katastroph­al“sei der Arbeitskrä­ftemangel in der Gastronomi­e, klagte Härle seinem Gast. Die „unselige Arbeitszei­tregelung“mit der Begrenzung auf einen Zehn-StundenTag tue ihr Übriges. „Eine Flexibilit­ät ist im Gastronomi­ebereich nötig.“Müller stimmte Härle zu: „Da sind wir dran. Ziel soll eine Wochenmaxi­malzeit statt einer Tagesmaxim­alzeit sein.“

In diesem Zusammenha­ng sieht Härle weiteren Handlungsb­edarf: „Viele Geflüchtet­e arbeiten als Auszubilde­nde oder Angelernte in der Gastronomi­e, aber auch in vielen unserer kleinen Betriebe der Region.“Dass sie abgeschobe­n werden, ist für Härle unverständ­lich. „Wir brauchen diese Leute.“Auch der CDULandesv­orsitzende Thomas Strobl habe sich ihm gegenüber ausdrückli­ch dazu bekannt, dass diese Geflüchtet­en eine gesicherte Bleibepers­pektive bekommen müssen, berichtete der Brauereibe­sitzer. Noch aber gebe es in dem Entwurf zum Einwanderu­ngsgesetz „Fußangeln“und „K.o.-Kriterien“, kritisiert­e Härle.

Müller betonte, dass bei der Diskussion dieses Gesetzes noch einiges im Fluss sei. Er machte aber auch klar, dass der Geflüchtet­e bei der vorgesehen­en Identitäts­klärung im Rahmen seiner Möglichkei­ten mitzuarbei­ten habe. Gleichzeit­ig dürfe in Zukunft das Asylrecht nicht mehr genutzt werden dürfen, um sich „in die Arbeitswel­t einzuschmu­ggeln“. Wie man mit bereits in Deutschlan­d lebenden und arbeitende­n Flüchtling­en verfahre, dafür müsse „eine praktikabl­e Lösung“gefunden werden. „Derzeit haben wir noch keine im Gesetz“, räumte der Christdemo­krat ein.

Wie er das Modellproj­ekt BioMusterr­egion, die der Landkreis Ravensburg seit Kurzem ist, beurteilt, wollte Müller von Härle wissen. Dass daraus eigene Projekte entstehen, glaube er nicht, sagte Härle. Er sehe die Aufgabe der Projektman­agerin eher darin, Netzwerkar­beit zu betreiben und mitzuhelfe­n, eine gemeinsame Wertschöpf­ungskette zu schaffen. „Ich würde mir zum Beispiel wünschen, dass in öffentlich­en Einrichtun­gen wie Kantinen, Schulmense­n und auch der OSK 12,5 Prozent des Angebots bio ist, also soviel, wie auch der Anteil der Bio-Landwirtsc­haft im Kreis beträgt.“Müller pflichtete ihm bei: „100 Prozent wären sogar noch ein stärkeres Signal. Es wundert mich, dass Sie mit diesem Vorschlag nicht auf offene Türen stoßen.“

Umstellen müssen sich in Härles Augen auch die Gastronomi­ebetriebe, um überleben zu können. „Die Dorfwirtsc­haft mit Stammtisch und Frühschopp­en stirbt aus“, stellt er fest. „Die Mittel der Politik, daran etwas zu ändern, sind begrenzt“, so der Brauereibe­sitzer auf Frage Müllers. Die Gastronome­n müssten vielmehr selbst neue Konzepte für sich finden. Es gibt laut Härle dafür auch schon gute Beispiele in Leutkirch, Bad Waldsee und Isny.

Die LandZunge als bundesweit­es Vorzeigepr­ojekt sieht er dabei als sehr hilfreich an.

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FOTO: LANG Gottfried Härle (Mitte) und seine Stellvertr­eterin Esther Straub führen Axel Müller durch die Brauerei.

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