Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Nächster Meilenstein beim Lern3-Projekt
Schüler werden seit Montag im Neubau am Leutkircher Hans-Multscher-Gymnasium unterrichtet
LEUTKIRCH - Mehrere Inputräume statt Klassenzimmer, ein offener Lernbereich und Ecken mit bequemen Sitzpolstern – unter anderem das kennzeichnet den Neubau am Leutkircher Hans-Multscher-Gymnasium für das Projekt Lern3. Seit Montag werden die Fünft- und Sechstklässler dort unterrichtet. Damit ist der nächste Meilenstein bei der Umsetzung der „neuen Lernlandschaften“gesetzt. Bereits seit dem Herbst 2017 wird an der Schule der Lernstoff individueller und mit mehr Freiheiten vermittelt. Schulleiter Thomas Tomkowiak zieht im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“ein positives Zwischenfazit.
„Es läuft sehr gut. Bei den Kollegen und den Schülern gibt es eine hohe Zufriedenheit. Die Schüler haben viele Freiräume und sind trotzdem nicht allein“, sagt Tomkowiak über das vor mehr als einem Jahr eingeführte Konzept Lern3. Er betont, dass bei der neuen Methode eine „kontinuierliche Weiterentwicklung“stattfinde. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten habe man an einigen Stellen nachjustiert, sagt der Schulleiter rückblickend.
Drei Säulen werden umgesetzt
Bei der Methode „Lern3“wird auf drei Säulen gesetzt: Das „Lernbewusstsein“soll die Eigenverantwortung und die Individualität der Schüler fördern. Ein Schwerpunkt dabei ist das individuelle fächerübergreifende Arbeiten (IFA). Zur „Lernbegleitung“als zweiter Säule zählt eine strukturierte Kommunikation für Schüler, Lehrer und Eltern sowie eine Lernberatung, die Orientierung geben soll. Gemeinsam mit einem Tutor werden etwa individuelle Ziele formuliert.
Mit dem Neubau ist mittlerweile auch die dritte Säule „Lernumgebung“installiert. Bisher wurde provisorisch der sogenannte Goldbau für die neuen Lernlandschaften genutzt. Von nun an stehen den Klassenstufen fünf und sechs jeweils Räume zur Verfügung, die sich um eine gemeinsam genutzte offene Lernlandschaft gruppieren. Auch Ecken mit bequemen Sitzpolstern gehören dazu. Im Wechsel wird in diesen Bereichen individuell gelernt und klassisch unterrichtet.
Am Freitag dürfen die Fünft- und Sechstklässler zunächst einen Blick in das neue Gebäude werfen und bereits erste Materialien einräumen. Gleichzeitig sind Arbeiter damit beschäftigt, dem Inneren des Gebäudes den letzten Feinschliff zu verpassen. Michael Mayinger freut sich auf den Umzug: „Mir gefällt, dass der Raum so groß ist und man die Tische gut verschieben kann.“Auch die Sitzsäcke haben es dem Zwölfjährigen angetan: „Da lerne ich die Vokabeln bestimmt besser als zu Hause.“
Einer, der „Lern3“seit Jahren mit vorbereitet hat, ist Lehrer Albrecht Krämer. Auch er äußert sich lobend über das Konzept und beschreibt, dass sich die Zusammenarbeit unter den Lehrern verändert habe: „Wir müssen jetzt alle komplett im Team arbeiten und einen klaren Fahrplan entwickeln.“Auch, dass die Schüler individueller arbeiten können, sieht Krämer positiv. So bestehe etwa die Möglichkeit, dass einige Jungen und Mädchen Mathe-Aufgaben bearbeiten, während andere mit einem Lehrer etwa die Grammatik-Regeln im Fach Deutsch noch einmal üben.
Kosten von 2,6 Millionen Euro
Möglich macht das für allem die neue Raumkonzeption, in der es genügend ANZEIGE Platz für unterschiedliche Arbeitsgruppen gibt. Rund 2,6 Millionen Euro waren für den Neubau angesetzt. 1,35 Millionen Euro gibt’s vom Land Baden-Württemberg. Rund eine Million Euro steuert die Stadt und weitere 300 000 Euro die Elobau-Stiftung bei. Zudem soll in den kommenden Monaten das vorhandene HMG-Gebäude schrittweise umgebaut und an das neue Konzept angepasst werden. Auch die Leutkircher Stadträte haben sich kurz vor der Fertigstellung auf Einladung von Oberbürgermeister Hans-Jörg Henle ein Bild vom neuen Gebäude gemacht. Das geht aus einer Pressemitteilung der Stadtverwaltung hervor. Thomas Tomkowiak, Architekt Helmut Kistler sowie der Hochbauamtsleiter der Stadt, Martin Waizenegger, führten die Kommunalpolitiker durch die Räume. Die feierliche Eröffnung des Gebäudes soll am 18. Januar über die Bühne gehen.