Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Unternehmer bei den Gebrüdern Soravia
Generationswechsel, Zukunftspläne und Innovationen bei den Gebrüdern Soravia
Generationswechsel, Zukunftspläne und Innovationen in der Eismanufaktur.
ISNY - Der Unternehmerstammtisch von „Isny Aktiv“hatte unlängst ein süßes Erlebnis bei der „Allgäuer Eismanufaktur“der Gebrüder Soravia: Im neuen Firmengebäude im Industriegebiet am Achener Weg, wohin die Produktion aus der Kanzleistraße verlegt worden ist, staunten die Besucher, wie schnell zwei verschiedene Eissorten hergestellt sind, wenn die richtigen Rezepturen, erfahrene Eismacher und Maschinen Hand in Hand greifen.
Vor etwa zehn Jahren begann die Erfolgsgeschichte der heutigen Eismanufaktur, als erstmals Gastronomen aus der Region das Eis des italienischen Familienbetriebs nachfragten. Als „Gelatieri“betreiben Agostino und Michele Soravia bereits in der vierten Generation die Kunst des Eismachens nach eigenen Rezepten.
Der Vater der beiden, Remo, hatte bei einem Zwischenstopp das Potenzial von Isny entdeckt und eröffnete 1962 eine Eisdiele in der Bergtorstraße. Kurze Zeit später erfolgte ein Umzug ein paar Häuser weiter, schließlich wurde die Familie sesshaft am jetzigen Standort in der Fußgängerzone. Zurzeit macht die Eisdiele in der Wassertorstraße Winterpause, im kommenden Jahr soll sie unter neuer Regie eröffnen. Agostino und Michele ziehen sich aus dem Tagesgeschäft hinter der Theke zurück. Aber selbstverständlich werden sie nach wie vor ihre gefrorenen Spezialitäten in der Allgäuer Eismanufaktur produzieren.
Michele Soravia hat das Eismachen eher von der technischen Seite aus optimiert. Als ausgebildeter Elektrotechniker interessierte ihn, wie das Eis hergestellt werden muss, um beispielsweise die Bildung von unerwünschten Kristallen zu vermeiden. „Das Geheimnis besteht darin, die Zutaten wie Fett, Zucker, und Eiweiß ohne künstliche Stoffe zu verbinden, damit ein Eis mit zartem Schmelz entsteht“, erklärte er den Besuchern von „Isny Aktiv“.
Sein Bruder Agostino ist ausgebildeter Eiskonditor. Seine beiden Söhne, Alessandro und Federico, seien mittlerweile aus der Eismanufaktur nicht mehr wegzudenken: „In diesem Rekordsommer hätten wir rund um die Uhr Eis produzieren können“, sagte Michele Soravia lachend. Nur ein Detail: Der Stromverbrauch sei enorm, 12 500 Kilowattstunden würden für den Maschinenpark und vor allem die Kühlung fällig. Für das kommende Jahr schwebt Michele Soravia eine Solaranlage auf dem Dach der Produktionshalle vor.
Insgesamt produziere die Eismanufaktur circa 125 000 Liter Eis im Jahr. Verkauft und vertrieben werde es über die Partnerfirmen Früchte Jork und Füß Gastroservice. Einen direkten Verkauf gibt es in drei Eisdielen – in Isny, Oberstaufen und Lindau. Um die zwanzig Sorten gehören zum Standardprogramm: „Vanille, Haselnuss, Schokolade und Erdbeere werden in Deutschland am meisten nachgefragt“, erklärte Federico, der beim in der Branche bekannten Eismacher Giorgio Ballabeni in München seine Ausbildung absolviert hat.
Ein wenig ausgefallener waren jene Sorten, die er für die Verkostung der Gäste von „Isny Aktiv“hergestellt hatte: „Sagenhaft cremig war Tonkabohne mit Vanille“, waren sich die Stammtischler einig. Und das „Himbeere-Minze-Sorbet habe das gewisse Etwas“gehabt. Dass sich aus fast allem Eis herstellen lässt, zeigte die Probe von „Bier-Eis“– natürlich mit Bier aus der Region.
Komplette Bio-Linie in Planung Produziert wird bei den Soravias, so weit wie möglich, mit regionalen Zutaten. Die wichtigste Zutat, täglich etwa 120 Liter Rohmilch, kommt vom Luftlinie nur rund 500 Meter entfernten Hof der Bio-Bauern Zengerle. Die „Allgäuer Eismanufaktur“ pasteurisiert die Milch selbst. Und auch bei allen weiteren Zutaten achten die Eishersteller auf Lieferanten aus der Region.
Jeder Produktionsschritt sei durch ein Computerprogramm lückenlos nachvollziehbar: „Damit produzieren wir der europäischen Lebensmittelnorm entsprechend“, betonte Michele Soravia.
Die Rezepturen entwickeln die „Gelatieri“selbst, eine Software ermögliche die genaue Reproduktion. In diesem Jahr hätten einige Obstbauern ihre Überschüsse bei den Soravias verarbeiten lassen. Für das kommende Jahr planen die Brüder eine komplette Bio-Linie.
Die echten Allgäuer Eisspezialitäten mit italienischstämmigem Know-how beeindruckten die Besucher des Unternehmerstammtisches sichtlich. Wenn im kommenden Jahr der Lagerverkauf startet, der auch geplant ist, dürften sie zu den ersten Kunden zählen, war reihum zu spüren.