Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Drahtzieher und Propeller auf Augenhöhe
Die beiden Gypsy-Swing-Bands gastieren als „United Strings“im Leutkircher Bocksaal
LEUTKIRCH - Allein ihre Bandnamen „Die Propeller“und „Die Drahtzieher“lassen aufhorchen. Was verbirgt sich dahinter musikalisch? Vor allem Gypsy-Swing, mit dem sich beide Ensembles in Oberschwaben und im Allgäu einen Namen gemacht haben. Am Sonntagabend standen sie unter dem Motto „United Strings“erstmals gemeinsam auf der Bühne im Bocksaal. Mit vier Gitarren und einem Kontrabass und einem „Handmade-Sound“, der es in sich hatte.
Bisher seien sie so eine Art Konkurrenten gewesen, was den GypsySwing à la Django Reinhardt angeht, verriet Kontrabassist Reinhard „Hardy“Pfahl den leider nur sehr wenigen Besuchern dieses Konzertabends. Jetzt haben sie sich für einmal zusammengetan, quasi als Experiment, und boten dem Publikum sehr schön ausgewählte Arrangements.
Django Reinhardt ist ihr großes Idol
Angefangen mit einer Rumba des niederländischen Sinto und Jazz-Gitarristen Stochelo Rosenberg. Der warme, kraftvolle und raumfüllende Klang der Akustikgitarren von „Drahtzieher“Bobby Guttenberger und David Klüttig und „Propeller“Peter „Pit“Fischer und Marco Müller ist ihr Charakteristikum. Erwähnter Rosenberg, Lancy Falta, Jazz-Klassiker von Duke Ellington oder George Gershwin, Werke spanischer und brasilianischer Herkunft und ganz weit oben ihr Idol Django Reinhardt haben sie im Repertoire. Und das beherrschen beide Bands aus dem Effeff. Akustisch ohne große Verstärkeranlagen entwickeln sie einen swingenden Gitarrensound, der grifftechnisch brillant ist.
Vollkommen entspannt erfinden sich die Melodien ständig neu im Wechsel zwischen eingeflochtenen Soli und energetischer Rhythmusgruppe. In Djangos „Minor Swing“spielen sie ihre Karten voll aus, wenn sich über dem hohen Grundtempo die virtuosen Akkordeffekte legen und dieser süchtig machende Mix aus New-Orleans-Jazz, Valses musettes und Sintimusik anhebt. Hardy Pfahl moderierte diesen Abend, der mit den 30er- und 40erJahren begann. Weiter ging es mit Johnny Mandels und Paul Francis Websters Ballade „The Shadow of your smile“von 1965, aus der ein Bossa-Nova-Beat heraussticht.
Ausgefeilte Nuancen voller Leichtigkeit
Es sind die fein ausgeführten Nuancen, die ihrem Saitenspiel zugleich die Leichtigkeit, den Flow und die Akzente verleihen. Mit der Filmtitelmusik „The Godfather Waltz“aus „Der Pate“durchbrachen sie einmal für den Moment den Gypsy-Swing hinüber ins Melodramatische. Schließlich gehe es in dem MafiaKlassiker nicht lustig zu, doch der Song sei sehr schön, gab sich Pfahl beherzt.
Große Spiellust bewiesen sie mit Carlos Santanas „Samba Pa Ti“, der Claude Debussys Ballade „Clair de Lune“folgte. In diesem Arrangement zelebrierten die United Strings in beeindruckender Weise die Langsamkeit in aller Ausgelassenheit. Ein Gefühl wie in eine Klangwolke eingewoben zu sein, entfaltete sich. Ihr Finale bestritten sie mit ihrer persönlich interpretierten „Friday night in San Francisco“und zeigten, dass „Drahtzieher“und „Propeller“sehr wohl gut harmonieren.